Die Gefährtin Des Lichts erbin2
Fingerspitzen schmerzten. »Was ist los mit dir? Du glaubst, nur, weil du etwas sagst, muss ich mich danach richten? Wirst du mich töten, wenn ich es nicht tue? Meinst du, dass du dadurch im Recht bist? Meine Götter, es ist kein Wunder, dass der Lord der Finsternis dich hasst, wenn du so denkst!«
Schweigen breitete sich aus. Meine Wut verrauchte. Jetzt wartete ich auf seine und war bereit, sie ihm ins Gesicht zu schleudern. Er sagte nichts. Nach einem langen, spannungsgeladenen Moment hörte ich, wie er sich wieder hinsetzte.
»Bitte bleib«, sagte er schließlich.
»Wie bitte?« Aber ich hatte ihn gehört.
Ich wäre beinahe dennoch weggegangen, so sehr war ich seiner überdrüssig. Aber er sagte nichts weiter. In der Stille verflog mein Ärger so weit, dass ich erkannte, wie viel ihn diese ruhige Bitte gekostet haben musste. Der Bright bat nicht um das, was er wollte.
Also ging ich zu ihm. Doch als er meine Hand berührte, entzog ich sie ihm. »Wir machen einen Handel«, sagte ich. »Du hast genug von mir genommen. Gib mir etwas zurück.«
Er seufzte lange und berührte erneut meine Hand. Ich war überrascht, dass sie zitterte.
»Später, Oree«, hauchte er. Völlig verwirrt streckte ich meine freie Hand aus, um sein Nicht-Maroneh-Haar zu berühren. Sein Kopf war immer noch nach vorne gebeugt. »Später erzähle ich dir ... alles. Jetzt nicht. Bitte bleib einfach.«
Ich traf keine bewusste Entscheidung. Ich war immer noch böse. Aber als er diesmal an meiner Hand zerrte, ließ ich zu, dass er mich nach vorne zog. Ich setzte mich wieder neben ihn. Als er sich hinlegte, ließ ich mich mitziehen und auf meine Seite legen. Er kuschelte sich von hinten an mich. Seine Arme umschlangen mich, blieben aber locker, so dass ich jederzeit aufstehen konnte. Er vergrub sein Gesicht in meinem Haar. Ich ließ ihn gewähren.
Den Rest der Nacht fand ich keinen Schlaf. Ich glaube, er auch nicht.
»Es gibt vielleicht eine Möglichkeit, wie wir hier herauskommen«, sagte Sonnenschein am nächsten Tag.
Es war Mittag. Einer der Novizen der Lichter hatte uns gerade verlassen. Er hatte uns Mittagessen gebracht und war dann geblieben, um sicherzustellen, dass wir auch alles aufaßen. Die Überbleibsel nahm er mit. Offensichtlich hatte man ihm von meinen Fähigkeiten erzählt, denn er suchte auch alle Verstecke ab, um ganz sicher zu sein, dass ich nirgendwo Lebensmittel unter der Matratze oder dem Teppich versteckt hatte. Diesmal gab es kein Geplauder und keine Anstrengungen, uns beide zu bekehren. Niemand holte mich zur Arbeit oder zum Unterricht ab. Ich fühlte mich merkwürdig vernachlässigt.
»Wie?«, fragte ich. Dann erriet ich es. »Deine Magie. Sie kommt, wenn du mich beschützt.«
»Ja.«
Ich leckte mir über die Lippen. »Aber ich bin doch in Gefahr und zwar, seit die Lichter mich entführt haben.« In ihm war absolut keine Magie zu spüren.
»Es könnte mit dem Grad der Gefahr zusammenhängen. Oder vielleicht muss es eine direkte, körperliche Bedrohung geben.«
Ich seufzte und wollte Hoffnung schöpfen. »Das ist mehr >könnte< und >vielleicht<, als ich gerne höre. Ich gehe davon aus, dass dir niemand eine Anleitung gegeben hat, wie ... du jetzt... funktionierst?«
»Nein.«
»Was schlägst du also vor? Ich fange Streit mit Serymn an und wenn sie sich wehrt, jagst du das Haus in die Luft und tötest uns alle?«
Es entstand eine Pause. Ich glaube, meine Unbekümmertheit ärgerte ihn. »Im Prinzip, ja. Obwohl es völlig unlogisch wäre, wenn ich dich töte, also werde ich die Kraft, die ich benutze, zügeln.«
»Ich weiß deine Rücksichtnahme zu schätzen, Sonnenschein, wirklich.«
Der Rest des Tages verging quälend langsam. Ich wartete ab und versuchte, nicht zu sehr zu hoffen. Sonnenschein hatte mir zwar hoch und heilig versprochen, sein groteskes Verhalten vom Tag zuvor zu erklären, verlor aber kein weiteres Wort darüber. Ich vermutete, dass er sich immer noch von dem, was er in der Leere erlitten hatte, erholte. Er verschlief den Sonnenaufgang; das hatte er noch nie getan. Allerdings schimmerte er, wie immer. Das und meine Gesellschaft schienen ihn wiederherzustellen. Seit dem Aufwachen war er wieder in seine alte Schweigsamkeit verfallen.
Dennoch spürte ich seinen Blick öfter als sonst an diesem Tag. Einmal berührte er mich sogar, während ich in dem vergeblichen Versuch, meine rastlose Energie abzubauen, auf und ab lief. Ich schob mich an Sonnenschein vorbei, und er streckte seine Hand aus und
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