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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Schließlich musste ich auf ihn hinaufklettern und legte meinen Kopf an seine Brust. Mir gefiel diese intime Position zwar nicht, aber etwas Besseres fiel mir nicht ein.
    Ich war vollkommen überrascht, als Sonnenschein mich plötzlich umschlang und uns umdrehte. Er hielt einen Arm fest um meine Taille geschlungen. Eine Hand umschloss meinen Kopf und drückte ihn an seine Schulter. Ein Bein hatte er über mich geworfen. Ich war zwar nicht festgenagelt, aber ich konnte mich trotzdem kaum bewegen. Nicht, dass ich es versucht hätte - dafür war ich viel zu verblüfft. Ich fragte mich, was so plötzlich diese liebevolle Geste ausgelöst hatte. Wenn sie das überhaupt war.
    Dennoch schien er beruhigt zu sein, weil ich mich nicht wehrte. Die zitternde Spannung verflüchtigte sich allmählich aus seinem Körper, und sein Atem an meinem Ohr verlangsamte sich auf ein normales Maß. Nach einer Weile wurde uns beiden warm. Obwohl ich den ganzen Tag verschlafen hatte, schlief ich ungewollt wieder ein.
    Ich erwachte und vermutete, dass es spät war. Es musste ungefähr gegen Mitternacht sein. Ich war immer noch verschlafen, aber ich spürte einen zunehmenden Drang, zu urinieren. Das war ein Problem, denn ich war immer noch in das komplizierte Geflecht mit Sonnenscheins Körper verwickelt, was er nach den erduldeten Qualen wohl auch brauchte.
    Behutsam und vorsichtig entzog ich mich seinem Griff. Dann setzte ich mich langsam auf. Schließlich war ich in der Lage, über ihn hinwegzuklettern, bis ich auf dem Boden stand. Inzwischen war der Drang stärker geworden. Ich wollte davoneilen.
    Eine Hand packte mich am Handgelenk. Ich schrie auf.
    »Wo willst du hin?«, krächzte Sonnenschein.
    Ich atmete tief ein, um mein Herz zu beruhigen. Dann sagte ich: »Zum Badezimmer«, und wartete darauf, dass er mich losließ.
    Er bewegte sich nicht. Ich verlagerte unbehaglich mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Schließlich sagte ich: »Wenn du mich nicht loslässt, wird der Boden gleich sehr nass sein.«
    »Ich versuche es ja«, sagte er ganz leise. Ich wusste nicht, was er damit meinte. Dann bemerkte ich, dass seine Hand sich immer wieder von meinem Handgelenk löste, um dann wieder fest zuzupacken. Es schien, als ob er der Hand nicht befehlen konnte, sich zu öffnen.
    Verwirrt streckte ich meine Hand aus und berührte sein Gesicht. Seine Stirn lag in Falten. Er atmete durch zusammengebissene Zähne noch einmal tief ein. Dann ließ er ruckartig und mit Bedacht mein Handgelenk los.
    Einen Moment war ich ratlos. Dann erinnerte mich die Natur daran, nicht zu trödeln. Ich durchquerte eilig das Zimmer und spürte die ganze Zeit seinen Blick auf mir ruhen.
    Als ich wieder herauskam, war nicht mehr so viel Spannung im Raum. Ich ging zu ihm hinüber, tastete nach seinem Gesicht und fand seine vorgebeugten Schultern. Er ließ den Kopf hängen und schnaufte, als ob er gerade ein langes, erschöpfendes Rennen hinter sich hatte.
    Ich setzte mich neben ihn. »Möchtest du mir sagen, was das jetzt wieder war?«
    »Nein.«
    Ich seufzte. »Ich glaube, ich verdiene eine Erklärung. Und sei es auch nur, um meine Besuche im Badezimmer besser planen zu können.«
    Wie erwartet sagte er nichts.
    Auch meine letzte Ehrfurcht ihm gegenüber verging. Ich war müde. Seit Monaten hatte ich seine Launen und sein Schweigen erduldet, ebenso wie seinen Jähzorn und seine Beleidigungen. Ich hatte seinetwegen mein Leben in Schatten verloren. Wenn ich kleinlich war, konnte ich ihm sogar meine Gefangenschaft anlasten. Dateh hatte mich gefunden, weil ich die Ordensbewah- rer getötet hatte. Das wäre nicht geschehen, wenn Sonnenschein sie nicht verärgert hätte.
    »Dann nicht«, sagte ich, stand auf und wollte zu meiner Pritsche.
    Als ich wegging, packte seine Hand erneut mein Handgelenk. Diesmal war der Griff noch härter. »Du wirst bleiben«, sagte er.
    Ich versuchte, meinen Arm loszureißen. »Lass mich los!«
    »Bleib«, versetzte er. »Ich befehle dir, zu bleiben.«
    Doch ich verdrehte meinen Arm und durchbrach so seinen Griff. Dann ging ich schnell rückwärts, fand den Tisch und steuerte um ihn herum, damit er zwischen ihm und mir stand. »Du hast mir nichts zu befehlen«, sagte ich und zitterte vor Wut. »Du bist nicht länger ein Gott, weißt du noch? Du bist nur ein lächerlicher Sterblicher, der so hilflos ist wie alle anderen.«
    »Du wagst es ...« Sonnenschein stand auf.
    »Natürlich wage ich es!« Ich umklammerte den Tischrand fest genug, dass meine

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