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Die Gefährtin des Medicus

Die Gefährtin des Medicus

Titel: Die Gefährtin des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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Hauch. Stets endete er nach ein paar Sätzen, ließ sich von ihr wiederholen, was er gesagt hatte. Dann fuhr er fort, im Rhythmus ihres stetigen Zähneklapperns.
    »Ich weiß, dass es nicht anders geht. Beginn nicht mit schwachen Behandlungsmethoden, wenn du dir nicht sicher sein kannst, ob überhaupt die starken nutzen. So sagte es Avicenna. Wenn du zu lange wartest, bin ich hinüber – und nicht nur mein Bein.«
    »Aber Aurel«, sie war den Tränen nah, »wie soll das gehen?«
    »Hör mir zu!«, zischte er wieder. »Du musst dir alles merken, jedes einzelne Wort. Wiederhole es immer und immer wieder, bis du jeden Schritt verinnerlicht hast.«
    »Ich schaffe das niemals!«
    »Willst du mich lieber verrecken lassen?«
    Sie unterdrückte ein Schluchzen so heftig, dass sie meinte, der Schmerz würde ihre Kehle zerquetschen. Ekel, Angst und Grauen schnürten ihr gleichermaßen den Atem ab.
    Er hingegen wertete ihr Schweigen als Nachgeben.
    »Es muss schnell gehen, sehr schnell, das ist das Wichtigste. Je mehr Zeit du dir lässt, desto mehr Blut verliere ich. Es darf nicht mehr sein als das, was in zwei Weinschläuche passt, verstehst du?«
    Sie nickte schwach.
    »Also gut«, er stöhnte. »Über dem geplanten Schnitt musst du die Haut abbinden und einen Daumen breit darunter noch einmal. Auf diese Weise beugst du dem Blutverlust vor. Hast du das verstanden?«
    »über dem Schnitt … unterhalb … einen Daumen breit«, wiederholte sie. Sie konnte wieder atmen, aber die Zähne klapperten immer noch so stark, dass sie stotterte.
    »Du musst das Bein auf einen Holzblock legen, und dann musst du so schnell bis zum Knochen schneiden, wie du nur kannst. Es wird schrecklich bluten, wenn du die Arterien durchtrennst, noch stärker als aus den Venen. Sobald das Blut hervorspritzt, musst du deinen Finger daraufpressen und ihn nur kurz wegziehen, um die Stelle mit einem glühenden Eisen zu kauteri – sieren. Hast du mich verstanden?«
    Wahrscheinlich hätte er gebrüllt, wenn er die Kraft dazu gehabt hätte.
    »Kau … kau … kauterisieren …«, stammelte sie.
    »Dort, wo es nicht so stark blutet, kannst du das Gefäß abbinden oder nähen. Aber wie gesagt: Verschwende nicht zu viel Zeit darauf. Und … und …«, auch er geriet nun ins Stammeln, »wenn du das Fleisch durchschneidest, dann achte darauf, dass an einer Stelle ein Hautlappen übrig bleibt. Hast du dann den Knochen durchsägt, so ziehst du ihn über die Wunde. Setz dort Nadeln mit einer Dreikantspitze ein – und lass sie dort stecken. Noch darf die Wunde nicht genäht werden, du musst nur zusehen, dass der Hautlappen sie fest umschließt. Die Nadeln müssen so lange dortbleiben, bis die Haut angewachsen ist. Hast du verstanden? Hast du alles verstanden?«
    Als er endlich geendigt hatte, fühlte sich Alaïs so erschöpft, als hätte sie die Operation schon durchleiden müssen. Anstatt sich zu erheben, rollte sie nicht weit von ihm auf den Boden, um dort liegen zu bleiben. Langsam ließ das Zähneklappern nach.
    »Los, Alaïs!«, zischte er, und ob der Schmerzen klang es gereizt. »Los! Du musst anfangen! Jeder Augenblick, den du vergeudest, ist verlorene Zeit.«
    Notgedrungen erhob sie sich, ein ächzen klang aus ihrem Mund, das wie Schluchzen klang. »Bitte …«, stammelte sie und wusste nicht, ob sie ihn anflehte, sie von dieser Pflicht zu entledigen, oder eine Schicksalsmacht bat, ihr beizustehen.
    Zumindest dem ersten Teil seiner Anweisungen versuchte sie zu folgen, ohne darüber nachzudenken. Mit zusammengekniffenen Augen, um nur das Notwendigste zu sehen, band sie sein Bein knapp unter dem Knie ab. Er schrie auf, um jedoch gleich hinzuzufügen: »Ja, so ist es richtig. Und nun einen Daumenbreit darunter! Hast du alles im Kopf, Alaïs? Ich werde nicht mehr reden können …«
    Hoffte er, in Ohnmacht zu fallen? Oder würde er vor Schmerzen einfach nur schreien, schreien, schreien?
    Als Alaïs nach dem zweiten Band griff, begann wieder das Zittern, zu heftig, als dass sie den Knoten an der richtigen Stelle hätte binden können.
    »Verflucht, stell dich nicht so an!«, schimpfte er. Alaïs sprang zurück, als hätte sein Körper sie verbrannt. Wieder stieß sie sich den Kopf an, und wieder glaubte sie, er müsste unter dem Schmerz bersten. Sie wollte weinen, schreien, sich übergeben, am besten alles gleichzeitig – nur ihm das Bein abschneiden, das wollte sie nicht.
    Aurel wälzte gequält den Kopf hin und her, und kurz vermeinte sie, dass sein Tod nicht

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