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Die Gefährtin des Medicus

Die Gefährtin des Medicus

Titel: Die Gefährtin des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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Glieder gestreckt hatte, fuhr abrupt hoch. »Dass Aurel sich nicht mehr daran erinnern kann, wundert mich nicht. Aber du solltest es doch ganz genau wissen!«
    Verwirrt zuckte Alaïs die Schultern. Die Vorstellung, in einigen Tagen von Navales Kaufmannszug zu scheiden, erfüllte sie mit Bedauern. Sie fühlte sich nicht nur um ein auch künftig weiches Nachtlager und erlesene Speisen betrogen, vor allem haderte sie damit, dass nicht einmal Aurel selbst, sondern Emy die Entscheidung getroffen hatte – jene seltene Macht ausspielend, deren Ursprung sie noch nie begriffen hatte.
    »Was … Was soll ich wissen?«, fragte sie.
    »Wir können die Provence doch nicht verlassen.«
    »Warum denn nicht?«
    Schnaubend schaltete sich Aurel ein. »Das wüsste ich auch gerne!«
    »Wisst ihr tatsächlich nicht mehr, dass wir Alaïs’ Mutter versprochen haben, hierzubleiben?«
    Aurel kaute nachdenklich auf den Lippen: Suchte er sich dieses Versprechen ins Gedächtnis zu rufen, um dann zu bekunden, dass er für seinen Teil es nie gegeben hatte? Oder überlegte er, wie er Alaïs irgendwie loswerden konnte, ohne seinen fürsorglichen Bruder allzu sehr zu verstoren?
    In Alaïs keimte ein schlechtes Gewissen auf, dass ihr Caterinas eindringlicher Wunsch entfallen war – doch sie wollte diesem nicht nachgeben.
    »Ach, wenn es das ist!«, rief sie schnell. »Auf mich müsst ihr keine Rücksicht nehmen! Meinetwegen gehe ich überall hin!«
    Emy blickte sie erstaunt um. »Aber Alaïs … deine Mutter …«
    »Meine Mutter weiß nicht viel von dieser Welt!«, rief sie entschlossen, gleichwohl das eine Lüge war und Caterina mehr gesehen hatte als sie. »Fest steht, dass ich im Augenblick nicht nach Saint – Marthe zurückkehren kann. Und welchen Unterschied macht’s, wo ich die Zeit verbringe, bis es dereinst wieder möglich ist?«
    Emy machte den Mund auf, um weiteren Widerstand zu bekunden, doch Alaïs war schneller als er.
    »Giacinto Navale hat recht: Soll das Aureis Leben sein? Krampfadern von alten provençalischen Weibern zu behandeln, um hernach dafür fast umgebracht zu werden?«
    Sollte das wirklich ihr Leben sein?, dachte sie im Stillen. Stets nur mit den beiden Brüdern zusammenzusein, sich an den ärmlichen Dörfern abzusehen, immer an allem sparen zu müssen, was das leibliche Wohl erst ausmachte …
    »Hättest du denn keine Angst davor, das Land zu verlassen?«, fragte Emy, sichtlich verwirrt. »Wir würden Fremde sein … wir könnten die Sprache nicht sprechen …«
    »Aber wir können sie lernen!«, rief sie eifrig.
    Emy packte Aureis Schulter: »Nun sag doch auch etwas. Seit wann bist du an anderen Wissenschaften als der Medizin interessiert? Möchtest du tatsächlich Navales Bruder kennenlernen?«
    »Wenn er tatsächlich so wissbegierig ist, wie es heißt … vielleicht könnte ich endlich wieder Leichen sezieren.«
    »Du bringst Alaïs nicht wieder in Gefahr!«, rief Emy empört.
    »Ach was«, meinte Aurel. »Stehe ich unter dem Schutz eines mächtigen und reichen Mannes, ist’s keine Gefahr.«
    Emy schloss seinen Mund wieder, verkrampfte jedoch die Hände ineinander. Er vermochte seinen Unwillen nicht in Worte zu fassen, doch augenscheinlich war er noch da.
    »Es ist doch gut so«, versuchte Aläis ihn zu beschwichtigen. »Es ist doch gut so.« Sie dachte an die köstlichen Speisen, die es leichter machen würden, Aureis Launen und seine Gleichgültigkeit zu ertragen. »Wir werden ein besseres Leben haben …«
     
    Am nächsten Tag verkündete Aurel dem florentinischen Kaufmann seine Entscheidung. »Wenn Ihr tatsächlich Wert auf unsere Gesellschaft legt, dann begleiten wir Euch künftig – auch nach Florenz«, sagte er von oben herab, als folge er nicht einer gnädigen Einladung, sondern gewähre selbst größte Gunst.
    Giacinto grinste spöttisch und zugleich zufrieden. ähnlich musste er bei einem gelungenen Geschäft aussehen – und wahrscheinlich war Aurel auch genau das für ihn: eine exotische Ware, deren Preis sich nicht genau bestimmen ließ, die aber in bestimmten Umständen durchaus einträglich sein konnte, sei es als Retter in möglichen Notlagen, sei es als Mitbringsel für einen Verwandten. Wahrscheinlich sammelte er gern alles, was schillerte, und dazu gehörte eben auch ein Mann, der den zerborstenen Schädel eines anderen flickte.
    »Gemach, gemach«, wiegelte Navale dennoch ab. »Ich hab’s doch schon gesagt: Es dauert noch eine Weile, bis wir tatsächlich nach Florenz aufbrechen. Noch habe

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