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Die Gefährtin des Medicus

Die Gefährtin des Medicus

Titel: Die Gefährtin des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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ist nicht wahr. Es scheint der Laien viele hier zu geben, die im Papstpalast ihre Arbeit verrichten. Nur eben keine Frauen … Aber falls wir ein eigenes
Domus
haben, dann …«
    »Was dann? Dann soll ich für euch kochen und kehren und backen und dabei verkümmern und vor Langeweile sterben?«
    Er seufzte. »Dieses Herumziehen«, wandte er ein, »dieses Herumziehen ist doch ermüdend. Zunächst bringt es Abwechslung, aber nach einigen Monaten, Jahren … Vielleicht … vielleicht ist es gut, wenn wir hier sesshaft werden. Aurel war so glücklich gestern Abend. Und ich würde das Versprechen halten, das ich deiner Mutter gegeben habe – dass du zumindest in der Provence bleibst … Avignon gehört genau betrachtet nicht dazu – aber trotzdem liegt es viel näher an deiner Heimat als dieses ferne Florenz.«
    Er suchte ihren Blick, doch sie starrte an ihm vorbei. »Du magst damit zufrieden sein. Aber denkst du, ich hab all das auf mich genommen, um als Küchenmagd zu enden?«
    »Womöglich ändert Aurel seine Meinung bald wieder«, sprach Emy verlegen. »Er mag's, wenn man ihn bewundert – und eben – das tut der mächtigste Mann der Christenheit. Doch morgen schon sehnt er sich vielleicht nach etwas Neuem. Und bis dahin …« Er bückte sich nach dem Lederbeutel, der unbeachtet auf die Erde gefallen war, und klopfte den Staub ab. »Ich … ich kann für dich sorgen. Ich kann dir zu essen bringen.«
    Immer unbehaglicher schien ihm zu werden, er zog die Schultern hoch, als wollte er den Kopf dazwischen vergraben. Und dies war es, was Alaïs am meisten erboste – dass er ihr zeigte, wie viel Zögern, wie viel heimliche Zweifel des Bruders Entschluss in ihm zeugten, er jedoch nicht gewagt hatte, ihm zuwiderzuhandeln. Wo war der Emy, der gegenüber Giacinto darauf bestanden hatte, dass sie die Provence nicht verlassen durften und der erstwiderwillig nachgegeben hatte, als sie sich dafür eingesetzt hatte, es doch zu tun? Wo war der Emy, der vor den Dörfern seinen Schritt verlangsamt hatte und lieber an aufspringenden Blüten roch als an dahinsiechenden Leibern?
    Damals hatte sie seine Sturheit, am eigenen Tempo festzuhalten und dem des Bruders zu trotzen, oft gestört – nun fühlte sie sich darum betrogen.
    »Wirklich …«, bekräftigte er, »ich sorge für dich. Und Aurel wird das Seinige tun …«
    »Niemals!«, schrie sie auf. Sie wusste nicht, was unwahrscheinlicher war – dass Aurel ihr tatsächlich seine Hilfe ange – deihen ließe oder dass sie, nach allem, was geschehen war, bereit war, sie anzunehmen.
    »Alaïs, ich lass dich nicht im Stich, ich …«
    »Ach halt den Mund!«, schrie sie ihn an, um nicht minder giftig hinzuzusetzen: »Glaub nicht, ich brächte mich nicht selbst durch. Ich bin mitnichten auf euch angewiesen! Ich sollte froh sein … wahrhaft froh, dich und Aurel endlich los zu sein! Oder glaubst du tatsächlich, dass es jemals ein Vergnügen war, mit euch zu leben? Hau bloß ab du, verschwinde zu deinem verfluchten Bruder und sag ihm, dass er nur nicht glauben soll, ich wartete irgendwo auf ihn. Ich habe genug von euch, so genug … und nun geh endlich! Geh!«
    Er rührte sich nicht. Da stampfte sie ein letztes Mal auf, wandte sich schließlich ab und schied grußlos von ihm.
     
    Als Alaïs zurückkehrte zum Haus von Giacinto Navale, stand Marguerite an der Tür der Bäckerei, die Hände in die Hüften gestützt, und starrte ihr missmutig entgegen.
    »So also hast du's dir gedacht. Einfach verschwinden und hinterher wiederkommen, wann es dir passt.«
    Alaïs gab keine Antwort, sondern rümpfte nur trotzig die Nase und verdrehte die Augen. Weiterhin wortlos wollte sie an Marguerite vorbeigehen, doch da packte jene sie am Arm. Ihr Griff war fest und schmerzhaft.
    »So geht das nicht. Wenn du Teil von Giacinto Navales
Familia
bist, hast du dich den Regeln zu unterwerfen.«
    Alaïs fühlte sich zu ausgelaugt, um sich gegen die Standpauke zu wehren, war kurz geneigt, einfach zu nicken und sich hernach von dannen zu schleichen – doch der ebenso lauernde wie verächtliche Blick von Marguerite verbitterte sie. Die Wut gab ihr Kraft. Blitzschnell riss sie sich los, und ehe Marguerite sie aufs Neue packen konnte, hatte sie deren Hand schmerzhaft umgebogen. Zugleich fuhr sie ihr mit der anderen an die Kehle und drückte zu.
    »Ich werde arbeiten, um mir mein Essen zu verdienen«, rief Alaïs heiser. »Wüsst' nicht, wie ich sonst überleben könnte. Aber ich werde mich von dir nicht in den Staub

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