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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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nicht so gut kochen.« Mit großem Elan rieb Melle den Käse, und ihre Zunge lugte dabei aus einem Mundwinkel hervor. Offensichtlich dachte sie mit eben dem gleichen Elan nach.
    »Er hat nicht gesagt, was er in Konstanz gemacht hat.«
    »Nein, das hat er mir auch nicht gesagt.«
    »Mist.«
    »Nein, Melle, das ist sein gutes Recht.«
    »Ja, ist es wohl. Ich hab ihn auch nicht gefragt.«
    Laure mischte Mehl und Milch zusammen und rührte die Mischung zu einem Brei, den sie mit etwas Salz würzte. Auch sie hatte sich schon gefragt, was Hagan in Konstanz gemacht hatte. Vermutlich gehörte er zu einer Gesandtschaft von Geist­lichen aus dem Bistum Speyer. Aber dass er ein Weih­bischof war, hatte er Melle wohl noch nicht erzählt.
    »So, der Käse ist fertig. Und jetzt?«
    »Jetzt stelle ich mit Milch und Mehl einen Teig her«, sagte Laure und gab den geriebenen Käse in ihre Schüssel. Mit festen Griffen knetete sie die Masse und legte die Teigkugel dann auf ein bemehltes Brett. »Eine Weile muss er nun ruhen.«
    »Wo sind eigentlich die anderen?«, fragte Melle und steckte sich ein Stückchen Käse in den Mund.
    »Der Aff ist doch entlaufen, Melle. Hast du das nicht bemerkt?«
    »Oh. Nein. Oh, der arme Kleine.«
    »Hagan, Klingsohr, Piet und meine Kinder sind ihm auf der Spur. Soweit ich verstanden habe, ist er in Richtung Klause gelaufen.«
    »Aha.«
    »Richtig.«
    Matti schlich sich ebenfalls in die Küche und strich Melle leise maunzend um die Beine.
    »Darf ich ihm ein bisschen Milch geben?«
    »Tu das. Hier ist eine Schüssel. Er wird das Äffchen vermissen.«
    »Ich auch. Und den Jurg. Der ist ein netter Junge.«
    »Ja, und ich hoffe, er schlägt sich wacker durch. Vielleicht kommt er irgendwann wieder zurück.«
    »Ja, das hoffe ich auch.«
    »Holst du mir bitte das Hagebuttenmark aus der Vorratskammer. Und einen Eimer Wasser kannst du mir auch mitbringen.«
    »Mach ich, Frau Laure.«
    Matti heftete sich in der Hoffnung auf neue Genüsse an Melles Fersen und bekam in der Speisekammer ein Stückchen Schinken zugesteckt.
    »Für dich gilt ja Fastentag nicht«, sagte Melle und stellte sich auf die Zehenspitzen, um den Steinguttopf mit dem Hagebuttenmark herunterzuholen. Sie brachte es in die Küche und ging dann zum Brunnen, um den Eimer hinunter­zulassen. Als sie ihn eben hochgehaspelt hatte, kam ein Reiter in den Hof und sah sich suchend um. Sie stellte den Eimer ab und ging auf den Fremden zu.
    »Ihr sucht jemanden, Herr?«
    Der grauhaarige Mann stieg von seinem Ross und nickte.
    »Es heißt, dass ein Magister Hagan hier anzutreffen sei.«
    Melle zuckte ein wenig zusammen. Ihr Vater hatte viele Feinde. Und sie wollte ihn nicht jedem Fremden verraten.
    »Ich weiß von keinem Magister, Herr.«
    Sein Blick war durchdringend, und sie fühlte sich reichlich unwohl unter der strengen Musterung.
    »Nun, dann möchte ich die Wirtin sprechen.«
    »Nennt Ihr mir Euren Namen, Herr?«
    Der Grauhaarige lächelte sie plötzlich an.
    »Misstrauisch, was? Jakob von Upladhin, zu Euren Diensten, junge Maid. Einst Hauptmann der erzbischöf­lichen Truppen.«
    »Oh, der seid Ihr.«
    Sein Lächeln wurde breiter.
    »Magister Hagan sprach von mir?«
    »Ja, äh … Oh.«
    Melle schlug sich mit der Hand auf den Mund.
    »Keine Sorge, mein Kind, ich bin ein Freund. Und ich habe Nachrichten für ihn, um die er mich gebeten hat.«
    »Er ist nicht da.«
    »Aber er kommt wieder? Oder hat er dieses Gasthaus verlassen?«
    »Er kommt wieder, Herr.« Melle winkte dem Gesellen, der aus der Werkstatt kam, und wies auf das Pferd. »Wenn Ihr warten wollt, Herr, wird Jochen sich um Euer Ross kümmern.«
    »Danke.« Der Hauptmann übergab die Zügel, und Melle griff wieder nach dem Eimer.
    »Wenn Ihr mir folgen wollt, Herr. Frau Laure ist in der Küche.«
    Upladhin schnüffelte. Melle tat es ihm gleich.
    »Gut, nicht?«
    »Mir läuft das Wasser im Munde zusammen.«
    Sie traten in die Küche. Auf dem Feuer stand die große Pfanne, und in dem heißen Schmalz brutzelten fingerlange Stäbchen. Laure hatte eine zweite Teigplatte ausgerollt und schnitt sie in Streifen.
    »Frau Laure, der Herr von Upladhin wünscht Euch zu sprechen.«
    »Wer …? Oh! Melle, warum bringst du den Herrn in die Küche? Das ist sehr unhöflich.«
    »Verzeiht, aber er sucht mei … Magister Hagan. Und ich dachte …«
    »Ihr also seid die Wirtin der vielgerühmten ›Bischofsmütze‹?«
    »Viel gerühmt?«
    »Hagan sprach mit einiger Bewunderung von Eurem Gasthaus. Darum

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