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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Einsiedlerin getroffen hatte, war sie kaum mehr in der Lage gewesen zu sprechen, aber ein klein wenig schien sie sich inzwischen erholt zu haben.
    »Ich bete um das Ende«, sagte sie mit vernuschelter Stimme.
    Laure setzte sich auf die Bettkante und umschloss Hemmas Finger mit den ihren.
    »Es liegt alles in seiner Hand.«
    »Hagan?«
    »Er ist nach Köln gereist.«
    »Muss ihn sprechen.«
    »Ich weiß nicht, wann er wiederkommt, Frau Hemma. Wollt Ihr Euch nicht mir anvertrauen?«
    »Nein. Muss beichten.«
    »Der Pfarrer von Merheim …«
    »Nein. Hagan.«
    Das wurde ja immer schlimmer – Hemma wusste etwas und wollte es nur Hagan unter dem Beichtsiegel anvertrauen. Sie hatten ihr erklärt, was passiert war, als sie der Schlag getroffen hatte. Ihr erklärt, dass die beiden Ein­brecher vermutlich von ihrer Schwester Brigitte, der Mater Dolorosa, ausgesandt worden waren. Sie hatte nichts dazu gesagt, aber offensichtlich hatte sie sich an etwas erinnert oder war jetzt bereit, Zusammenhänge zu erkennen.
    »Ich schicke ihn zu Euch, sowie er wieder zurück­gekommen ist, Frau Hemma.«
    Martine trat ein, um sich der Pflege der Kranken zu widmen. Laure streichelte der alten Frau noch einmal die Hände und ging dann nach unten. Paitze und Jan saßen bedrückt vor ihren Näpfen mit Brei. Auch sie sorgten sich um Melle und Hagan, hörte sie aus ihren Worten. Doch sie hatte wenig, um sie zu trösten oder zu beruhigen. Stattdessen riss sie sich zusammen. Arbeit war die beste Medizin, um trübe Gedanken zu vertreiben, also gab sie den beiden ein reiches Pensum von Pflichten auf, die sie zu erledigen hatten. Doch achtete sie darauf, dass es Aufgaben waren, bei denen sie sich nicht vom Gasthof entfernen mussten.
    Dann sah sie nach den Vaganten in der Scheune. Nur noch Inocenta, Klingsohr, Janna und die Rattenfängerin waren übrig geblieben. Letztere saß bei dem verbliebenen Frettchen und streichelte es.
    »Es vermisst seinen Gefährten.«
    »Melle wird ihn wieder zurückbringen.«
    »Nein, glaube ich nicht.«
    Auch hier nichts als Bedrückung.
    Stephan saß ebenfalls gedankenversunken auf seinem Lager und zupfte sich Stroh aus den Kleidern.
    »Wollt Ihr noch einen Kräutersud gegen den Husten, Stephan?«, fragte Laure ihn.
    »Nein, ist besser geworden. Ich muss fort, nach Hause. Ich kann Euch nicht länger zur Last fallen.«
    »Ihr seid noch immer in Gefahr. Wenn die Häscher Euch finden und nach Efferen folgen, ist auch Eure Familie in Gefahr. Euer Kaplan …«
    »Ich hab’s gehört. Aber dennoch, hier sind wir doch auch nicht sicher.«
    Laure seufzte. Nein, waren sie nicht. Entweder der Ritter von Hane oder die Dirne Nys hatten denen Bericht erstattet, die es auf Hemmas Leben abgesehen hatten.
    Hemma. Stephan.
    »Stephan, könnt Ihr Euch an die Einsiedlerin erinnern, die eine Weile bei Eurer Mutter gewohnt hat?«
    »Eine Einsiedlerin?«
    »Damals wohl noch nicht – sie war eine Stiftsfrau in Villich und hat sich erst später entschieden, in eine Klause zu ziehen.«
    »Oh, ja, natürlich. Eine fromme, gebildete Frau. Sie hat oft mit meinem Bruder und mir die Lektionen memoriert.«
    »Sie ist hier im Haus, Stephan, und ich glaube, es würde ihr guttun, wenn sie mit Euch sprechen könnte. Sie ist sehr krank.«
    Etwas mehr Leben schimmerte in Stephans Augen auf, und sie erzählte ihm von der Klause und den wilden Tieren und von dem, was dazu geführt hatte, dass die Einsiedlerin nun bei ihr weilte.
    »Sicher möchte ich mit ihr sprechen, Frau Laure.«
    »Nun, dann kommt mit.«
    Es brauchte nicht viele Erklärungen; ganz augenscheinlich erkannte Hemma Stephan wieder, den sie als zehn­jährigen Jungen kennengelernt hatte.
    Elseken werkelte am Backes, in der Werkstatt schien am heutigen Tag auch ruhig gearbeitet zu werden, Jan und Paitze rupften Hühner, zwei Wäscherinnen rührten in dem Bottich mit Lauge die Laken um, und Laure überprüfte die trocknenden Weintrauben, die zu süßen Rosinen wurden. Zwei wandernde Handwerksgesellen trafen ein und baten um Obdach, ein Bandkrämer mit seiner Kiepe und eine Drugwarenhändlerin mit ihren Kräutern und seltenen Gewürzen boten ihre Waren an. Laure wählte einiges an Spezereien, die sie gerne in der Küche verwendete. Dann verabschiedete sich eine Gruppe Tuchhändler, und auch die beiden Korbbinderinnen machten sich auf den Weg zum nächsten Markt.
    Um die Mittagszeit würden jene kommen, die Rast machten, um ein Mahl einzunehmen, am Nachmittag die, die übernachten wollten.
    Und

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