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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Nacht verschwunden. Ich habe es zwar bemerkt, aber ich wollte ihn nicht zurückhalten.«
    »Ihr glaubt ihm also?«
    »Ja, ich denke, wir können ihm vertrauen. Ihm war weiß Gott daran gelegen, diesem Teufelsweib zu entfliehen. Und ich vermute auch, dass er nicht hier zu seinem Hofgut zurückkehrt. Wenn sie seine und Hagans Flucht bemerken, wird das die Stelle sein, an der sie zuerst suchen.« Und er fügte hinzu: »Es liegt in der Nähe zu Eurem Haus, Frau Laure.«
    »Daher Upladhins Mannen?«
    »Richtig. Wir wissen nicht, wie viel Hagan ihnen verraten hat. Willentlich nichts, vermute ich, aber einem schmerzgepeinigten Mann kann man vieles entlocken. Wir müssen vor allem herausfinden, wie er in den Konvent kam, mit wem er zuvor Kontakt aufgenommen und wodurch er sich verraten hat.«
    »Ich wecke ihn jetzt nicht noch einmal auf.«
    »Nein, tut das nicht. Aber wie weit ist Frau Hemma in der Lage, Fragen zu beantworten?«
    »Nicht sehr gut. Aber sie hat heute den Wunsch geäußert, bei Hagan die Beichte abzulegen. Sie will sterben – und es scheint, dass sie ihm ein Geheimnis anvertrauen möchte.«
    »Sie wird noch ein paar Tage leben müssen«, grollte Piet.
    »Ich hoffe es. Ich habe heute Stephan zu ihr geschickt, denn mir ist eingefallen, dass er sie als Knabe gekannt hat. Vielleicht vertraut sie ihm auch etwas an.«
    »Er soll sie nach ihrer verdammten Schwester fragen. Und nach dem Buch, das sie ihr angeblich gestohlen hat.«
    »Ein Buch?«
    »Der Ritter war auf Geheiß der Mater auf der Suche nach einem Buch. Was für eines, das wusste er nicht.«
    »Sprecht Ihr mit ihm, Piet. Ich muss mich unbedingt um die Gäste kümmern. Es wäre nicht gut, wenn jemand merkte, dass hier etwas vorgefallen ist.«
    »Da habt Ihr recht. Ich nehme mir Stephan vor und versuche, so viel wie möglich von dem aus ihm herauszubekommen, was er Hagan erzählt hat.«
    »Hat er?«
    »Melle Spitzohr hat sie belauscht. Weshalb sie uns eine so große Hilfe war.«
    Die Mittagsgäste wurden verköstigt, aber um eine Leckerei für alle zuzubereiten, fehlte Laure die Zeit. Dafür machte sie sich daran, eine leichte Krankenspeise herzustellen. Sie hatte schon zuvor Hirse in Wasser eingeweicht, desgleichen eine gute Handvoll getrockneter Birnen. Elseken, sehr schweigsam in den letzten Tagen, stellte keinerlei Fragen und nörgelte auch nicht herum, als sie den Topf mit Milch und Hirse auf das Feuer stellte.
    Paitze hingegen kam einmal in die Küche. Sie hatte große Augen und fragte mit unterdrückter Stimme, wie es dem Magister ginge. Offensichtlich hatte Melle ihr und Jan ebenfalls erzählt, was sie erlebt hatte.
    »Er braucht Ruhe, Paitze. Und Pflege.« Und dann lächelte sie. »Und einen süßen Hirsebrei.«
    »Oh ja, der hilft ihm bestimmt.«
    »Sag Melle, dass auch für sie davon etwas bereitsteht. Und ihr Schleckermäuler bekommt ebenfalls ein Schüsselchen voll.«
    In der Milch war die Hirse aufgequollen, der Brei war aber noch sehr fest. Sie gab eine ausreichende Menge kaltes Wasser dazu und ließ die Mischung noch eine Weile kochen. Aus der Schale mit den eingeweichten Birnen nahm sie die Fruchtringe heraus und zerkleinerte sie. Das Einweich­wasser süßte sie mit Honig, und in einem Mörser zerkleinerte sie eine der Zimtstangen, die sie von der Drugwarenhändlerin erworben hatte. Als der Brei schön locker war, nahm sie ihn vom Feuer, hob die Birnenstückchen darunter und goss das Einweichwasser darüber. Darüber streute sie den duftenden Zimt.
    »Riecht gut«, sagte Elseken.
    »Ja, riecht gut. Willst du probieren?«
    Sie reichte der Köchin einen Holzlöffel voll.
    Nachdem sie ihn abgeleckt hatte, meinte sie: »Machst manchmal leckere Sachen.«
    So friedlich hatte Laure die verbitterte Frau selten erlebt. Seit diesem lautstarken Streit vor zwei Tagen war sie in sich gekehrt und schweigsam. Nun, man würde sehen, ob es anhielt.
    Sie nahm eine Schüssel mit Hirsebrei und trug ihn zum Wohnhaus, um ihn zu Hagan zu bringen.
    Er lag noch immer in der gleichen Stellung unter der Decke und rührte sich auch nicht, als sie den Schemel ans Bett zog. Doch als sie wieder seine Wange streichelte, wachte er mit einem leisen Stöhnen auf.
    »Ihr müsst essen, Hagan. Ich habe Euch ein Mahl warm gehalten.«
    Sie konnte es nicht vermeiden, dass ihr eine Träne über die Wange lief.
    »Versalzt Ihr die Suppe?«, krächzte er.
    »Nein.« Sie wischte die Träne mit dem Handrücken weg. »Süßer Brei.«
    Sie schob ihm ein Polster in den Rücken und

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