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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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solche, die sich selbst gerne in diesem Ruf sonnen würden.«
    Laure erlaubte sich ein schiefes Lächeln.
    »Ihr seid ein böser Spötter.«
    »Oh ja. Stört es Euch?«
    »Vielleicht weniger, als ich dachte. Erlaubt Ihr, dass ich Inocenta um Hilfe bitte?«
    »Meine Erlaubnis braucht Ihr nicht, ihre Einwilligung schon.«
    Laure erhielt sie umgehend, und die kleine Frau folgte ihr in die Kammer, um Hemma zu untersuchen. Sie schlug die Decke zurück und schob das Hemd der Kranken sacht zur Seite. Gewissenhaft begutachtete sie die langsam verblassenden Prellungen und betastete das gebrochene Bein mit kundigen Fingern. Hemma stöhnte zwar leise, wachte aber noch immer nicht auf.
    Schließlich trat Inocenta einen Schritt vom Bett zurück und meinte: »Ihr habt weitgehend alles richtig gemacht, aber ein Umschlag aus frischen Kohlblättern würde dem Bein zur besseren Heilung verhelfen.«
    »Nun, Kohl wächst in meinem Garten.«
    »Dann lasst mir einen kleinen Kopf bringen.«
    Laure ging selbst hinunter und kehrte mit dem Gewünschten und einem kleinen Messer zurück. Dann half sie der Zwergin, den Verband zu wechseln, und reichte ihr den Salbentopf. Inocenta schnupperte daran und nickte wortlos. Die Arznei schien ihre Zustimmung zu finden.
    Laure fand, dass sie wirklich recht geschickt mit der Kranken umging, darum verließ sie sie und widmete sich wieder ihren Pflichten. Darüber vergaß sie erst einmal die ungewöhn­lichen Gäste. Der Müller hatte Mehl geliefert, der Schlachter ein Fass voll Würste und zwei mächtige Schinken, die Wäscherinnen brachten die gebleichten Laken zurück. Die Quitten waren reif und mussten verarbeitet werden. Sie bemerkte, dass Melle sich zusammen mit Paitze und Jan beim Kleinschneiden der Früchte gelbe Finger holte und alle sich dabei ganz offensichtlich prächtig unterhielten.
    So weit, so gut.
    »Ich habe meine Tochter angewiesen, Euch zur Hand zu gehen«, sagte der Magister zu ihr, als sie den drei jungen Leuten vom Brunnen aus zusah.
    »Eure Tochter?«
    »Widerwillig, ja, aber von meinem Blut. Ihre Mutter starb vor einigen Monaten.«
    »Das tut mir leid.«
    »Und Eure Kinder wachsen vaterlos auf?«
    »Ihr habt Euch schnell kundig gemacht.«
    »Natürlich. Dort, wo man eine Weile bleiben möchte, sollte man immer Erkundigungen einziehen. Doch seid getrost, Frau Wirtin, Euer Gasthaus hat einen tadellosen Ruf. Auch wenn es bedauer­liche Zwischenfälle gegeben hat.«
    »Klar, das musstet Ihr ja herausfinden.«
    Laure hatte gehofft, dass über die Sache mit dem Herringsstetz Gras gewachsen sei, aber offensichtlich war das noch immer nicht der Fall, auch wenn das Gerede über seinen Tod weitgehend verstummt war. Aber wer fragte, bekam natürlich Antwort.
    »Wir trafen den Drugwarenhändler Overrath in Straßburg.«
    Laure zuckte zusammen. Das war ja noch gräss­licher. War er der Mörder? Brüstete er sich etwa mit der Tat?
    »Ihr seht erschrocken aus, Frau Wirtin, doch seid beruhigt, er wusste nichts von den Vorfällen hier. Wohl aber ein Schustergeselle, der nach ihm aufgebrochen war. Er warnte ihn, dass man ihn des Mordes verdächtigte, und mir schien der Mann ernsthaft entsetzt.«
    »Ich habe das nie glauben können, Herr Magister, dass der aufrechte Overrath zu einer solchen Tat fähig gewesen wäre.«
    »Nein, vermutlich nicht. Ich hätte die Geschichte auch vergessen, wäre sie nicht so irrwitzig gewesen. Der Drug­warenhändler erzählte nämlich von dem Herringsstetz, der in einer Kirche ins Taufbecken gepinkelt hat, weil er sich für Johannes den Täufer hielt und dem geweihten Wasser damit seinen Segen erteilen wollte.«
    Jetzt war es an Laure, große Augen zu machen. Sie hüstelte einmal, dann noch mal, dann musste sie doch kichern.
    »Bei der Dornenkrone Christi, er muss verrückt gewesen sein.«
    »So vermutet man.«
    Sie wurde aber gleich darauf wieder ernst. »Dann wird er mit dem Pfarrer Elias aneinandergeraten sein. Jähzornig war er auch – mag sein, dass er im Streit den armen Pfarrer umgebracht hat.«
    »Und dann sich selbst.«
    »Vielleicht. Das wäre eine Erklärung.«
    »Ihr hattet eine andere?«
    Laure zuckte mit den Schultern.
    »Wir haben – ach was, Ihr werdet sie, wenn Ihr hierbleibt, auch kennenlernen. Manchmal kommen zwei grobe Gesellen her, die mit dem Wagner, dem Goswin, befreundet sind. Ich dachte schon mal, dass sie es mög­licherweise waren, die den armen Mann aus einer Laune heraus umgebracht haben. Aber das mag auch ein falscher Verdacht sein,

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