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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sie nur darum gebeten hatten, in der Scheune schlafen zu dürfen. Lediglich dieser Magister hatte um ein Bett in der Kammer angesucht.
    Paitze und Jan fanden es natürlich aufregend und strichen neugierig um die Ankömmlinge. Elseken hingegen giftete wie gewöhnlich herum, und Martine war wieder einmal unauffindbar.
    Sie zahlten jedoch gut, mochte der Himmel wissen, woher sie das Geld hatten. Hoffentlich nicht auf unred­liche Weise erbeutet.
    Schniefend machte Laure sich über die Zwiebeln her, die sie aus dem Garten geholt hatte, und schnitt sie in fingerdicke Scheiben. Elseken hatte Schweinenacken auf den Grillspieß gesteckt, aber ihre Beigaben waren dürftig. Brot und Erbsenbrei mochten sättigen, aber Laure war daran gelegen, dass ihre Gäste auch einen Gaumenschmaus bekamen. Also ließ sie Schmalz in der flachen Pfanne aus, rührte einige Löffel Honig darunter und gab die Zwiebeln dazu. Als sie angebräunt waren, goss sie einen guten Becher voll Wein hinzu und ließ die Mischung schmoren, während sie allerlei Kräuter und ein paar Knoblauchzehen hackte. Die streute sie nach einer Weile, als die Zwiebeln weich geworden und die Flüssigkeit verkocht war, über die Pfanne, würzte mit Salz und reichlich Pfeffer und goss etwas dicke Sahne hinzu.
    Sie war eben fertig damit, als Elseken den Braten vom Spieß nahm und ihn mit einem scharfen Messer in dicke Scheiben schnitt.
    »Nimm wenigstens ein Extrageld für diesen Braps«, knurr­­te sie. »Gutes Schmalz und Wein, und alles verschenkst du einfach.«
    »Nein, ich nehme kein Extrageld für ein paar Zwiebeln. Wenn’s den Leuten schmeckt, kommen sie wieder. Ein guter Ruf ist nütz­licher als ein paar Kupferpfennige auf die Hand.«
    »Du musst es ja wissen. Wenn du meinst, dass diese Spitzbuben den guten Ruf dieses Hauses mehren …«
    »Du hältst jeden, den du nicht kennst, für einen Dieb oder Verbrecher, Elseken. Aber du bist die Einzige, die mir hier je etwas gestohlen hat, erinnerst du dich?«
    Elseken wurde rot, schwieg aber.
    Ja, sie waren in ihrem Schicksal zusammengeschmiedet, so sehr sie einander auch verabscheuten. Laure konnte nicht fort, genauso wenig konnte es aber auch Elseken. Also gab es zwischen ihnen, wenn nicht eben Waffenruhe herrschte, immer wieder Sticheleien. Allerdings, so stellte Laure fest, siegte sie in diesen Gefechten inzwischen häufiger als früher. Nach Kornels Tod war sie so alleine, so verunsichert gewesen, hatte mit so vielen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt, dass sie die Drangsaliererei von Goswin und Elseken einfach hingenommen hatte. Jetzt beherrschte sie allerdings ihre Aufgaben, und darum setzte sie sich mehr und mehr zur Wehr.
    Aber was die Vaganten anbelangte …
    Sie füllte die Zwiebeln in tönerne Schüsseln, aus denen die Gäste sich bedienen konnten. Zwei Schankmaiden kamen, die eine nahm das Schneidbrett mit dem Braten auf, die andere die beiden Brotkörbe, sie selbst brachte die Schüsseln hinterher.
    Der Braten- und Kräuterduft ließ die Gespräche verstummen, und Laure vermeinte geradezu zu hören, wie den Leuten das Wasser im Mund zusammenlief. Vier lange Tische standen in der Gaststube, und als sie an den kam, an dem die Vaganten saßen, schenkte ihr die Zwergin ein strahlendes Lächeln.
    »Ihr scheint Euch auf’s Kochen zu verstehen, Frau Wirtin. Das riecht teuflisch gut!«
    »Und es ist höllisch scharf. Also sprecht auch dem Apfelwein zu.«
    »Wollt Ihr uns trunken machen, Frau Wirtin, und uns dann ausplündern?«
    »Wenn Euch ein Krug Apfelwein schon trunken macht, Herr Magister.«
    »Der fällt schon um, wenn ihn einer mit Bieratem anhaucht«, sagte das freche Mädchen.
    »Tut er das? Hast du es ausprobiert?«
    »Der ist bloß …«
    »Melle.«
    Der Einarmige sagte lediglich leise ihren Namen, das Mädchen schwieg.
    Laure sah den Mann etwas länger an. Er hielt ihrem Blick stand.
    »Ihr seid der Anführer der Gruppe, nicht wahr?«
    »Ja, Frau Wirtin. Man ruft mich Piet. Wenn immer Ihr eine Beschwerde über die Leute hier vorzubringen habt oder wenn wir Euch bei einer Arbeit zur Hand gehen können, kommt zu mir.«
    »Ist recht, Piet. Und nun wünsche ich euch eine gesegnete Mahlzeit.«
    »Danke, Frau Wirtin.«
    Laure plauderte auch mit den anderen Gästen, schnappte allerlei Neuigkeiten auf, neckte sich dann und wann mit einem der Stammgäste und freute sich, dass das saftige Fleisch, das knusprige Brot und auch ihre gewürzten Zwiebeln großen Anklang fanden. Sie selbst nahm später in der Küche

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