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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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nur weil ich die Saufbolde nicht mag.«
    »Warum habt Ihr dem Amtmann davon nicht berichtet?«
    Laure sah erst zu Boden, dann sah sie den Magister an.
    »Ihr seid sehr unbedarft, Herr Magister.«
    »Vermutlich ja. Ein Trottel, wie meine Tochter findet.«
    »Das sagte ich nicht.«
    »Nein. Ist es Euch recht, dass Melle sich Euren Kindern anschließt? Ihr mag gleichaltrige Gesellschaft gefallen.«
    »Lasst sie nur.«
    Laure ließ den Mann stehen und ging zu den Vorrats­räumen, um die Bestände zu prüfen.
    Am Abend schließlich fand sie Zeit, die Feder zu spitzen und sich ein Bild von der ungewöhn­lichen Gesellschaft zu machen. In Piet erkannte sie nach einigen Strichen einen red­lichen, wenn auch harten Mann, bei Inocenta war sie sich nicht sicher – freundlich mochte sie sich geben, hilfsbereit auch, aber auch eine gewisse Verschlagenheit ruhte in ihren Augen. Besonders schwierig fand sie es, den Magister zu zeichnen. Ein gefälliges Gesicht, aber er verbarg einen Gutteil davon hinter seinem Bart. Seine glatte Höflichkeit fand sich nicht in seinen Augen wieder, dort lauerte etwas Düsteres. Trauer? Die Mutter seiner Tochter war gestorben, hatte er erzählt. War er unbedarft und weltfremd? Ein Magister, vollgestopft mit Wissen wie eine Gans? Aber was hatte er dann in einer herumziehenden Vagantenbande zu suchen? Er ließ sich von Melle auf der Nase herumtanzen. Er hatte nicht verstanden, dass sie Alard und Curt nicht anklagen wollte. Nun gut, er kannte die beiden nicht.
    Oder gründete Düsterkeit auf Grausamkeit? Die Vaganten hatten von Hemma gehört, ebenso wie von den beiden Morden. Sicher, auf den von vielen benutzten Handelsstraßen eilten Nachrichten wie Zugvögel entlang. Sie selbst hörte auch von den unglaublichsten Ereignissen, die in der Ferne geschehen waren. Gab es unter ihnen jemanden, der sich einen bösen Spaß daraus machte, eine Frau, die als Heilige galt, zu jagen?
    Andererseits – Alard und Curt waren mit Goswin im Bannwald zum Wildern.
    Goswin hatte Angst vor Hemma. Er würde es zwar nie zugeben, aber sie hatte es gespürt. Die wenigen Male, die Hemma im Gasthaus vorbeigekommen war, hatte sie ihn mit kalter Verachtung angesehen, die sie selbst beinahe erschreckt hatte. Er hatte unwillkürlich die Finger gekreuzt, zur Abwehr des bösen Blickes. Ja, ein Mann wie Goswin, der sich brüstete, nicht an die Hölle zu glauben, glaubte dafür an andere, dunkle Mächte. So wie er auch Angst vor ihren Zeichnungen hatte.
    Wenn Hemma aufwachte, würden sie klarer sehen.
    Wenn Goswin und die beiden Saufkumpanen ihr das angetan hatten, dann würde sie vielleicht doch mit dem Amtmann reden müssen.
    Aber sie hatte Angst.
    Das Leben war so zerbrechlich, das ihre und das ihrer Kinder.

16. Erster Kontakt
    Wo immer auf Erden ein Geist­licher oder Laie die h. Kirche
erbaut, der ist ebenso Christi wie Petri Stellvertreter.
Jeder Christ hat Christus zum Beistand und braucht
weder Papst noch Bischof zur Erlangung des Heils.
    Wiclif
    Drei Tage hatten sie nun schon in dem Gasthaus verbracht, und das anfäng­liche Misstrauen der Wirtin schien verflogen zu sein. Das der griesgrämigen Köchin nicht.
    Hagan kümmerte das Weib wenig, die anderen machten sich lediglich lustig über sie, und Piet musste Jurg, den Jonglierer, und Klingsohr schon einmal zusammenstauchen, weil sie den armen Affen auf den Grantknorzen gehetzt hatten. Elseken sah in dem Tier offensichtlich eine Ausgeburt der Hölle und war schreiend vor ihm geflüchtet.
    Melle hatte sich mit den Kindern der Wirtin angefreundet und zeigte sich nicht unwillig, mit ihnen der Wirtin zur Hand zu gehen. Seit drei Wochen beobachtete Hagan seine Tochter nun schon, und wenn sie ihm auch weiterhin mit Verachtung begegnete, so schien ihr das neue Leben recht gut zu gefallen. Inocenta hatte sie das eine oder andere anvertraut, und die Zwergin hatte das, was ihr wichtig erschien, an ihn weitergegeben. Sie glaubte, dass die störrische Haltung des Mädchens darauf zurückzuführen war, dass sie um ihre Mutter trauerte. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, hatte Melle ihre Mutter sehr wohl geliebt, und Hanna war darauf bedacht gewesen, ihr Zucht und Anstand beizubringen. Dass sie davon nichts vorweisen wollte, mochte daran liegen, dass die letzten zwei Jahre für sie äußerst schwierig gewesen waren. Nach dem Tod des Priesters musste sie sich haltlos gefühlt haben. Ihre Tante in Limburg hatte sie eher unwillig aufgenommen und nicht damit gespart, ihre Mutter Hanna

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