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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Arm fest, nestelte in seinem Beutel und drückte ihr ein paar Münzen in die Hand.
    »Ich hoffe, das reicht für den Stoff.«
    Laure ließ sich die Summe zeigen und nickte.
    »Das reicht für zwei Längen, denke ich. Du kannst handeln, Paitze.«
    »Kann ich, und Melle auch.«
    »Schön, bis zum Sonntag werden wir ein Kleid nähen, und dann können wir alle in unserem besten Staat nach Merheim gehen und den neuen Pfarrer dort begrüßen.«
    Paitze lief davon, und der Magister fragte: »Es kommt ein neuer Pfarrer?«
    »Ja, Ihr erinnert Euch doch, Pater Elias wurde im April erschlagen.«
    »Ich weiß. Zur gleichen Zeit, als der Heringshändler hier den Tod fand. Es wundert mich, dass es so lange gedauert hat, bis sich ein neuer Pfarrer fand.«
    Laure zuckte mit den Schultern.
    »Es ist keine glück­liche Pfarre. Vor Pater Elias hat es auch … Schwierigkeiten gegeben.«
    Sie wollte jedoch nicht darüber reden, sondern zupfte an dem Leineneinband der Bücher, die der Magister ihr gegeben hatte. »Das hättet Ihr nicht tun müssen, Herr Hagan. Aber dennoch danke ich Euch. Sie sind sehr hübsch gebunden. Ich habe schon überlegt, woher ich neue bekomme, seit der Overrath hier nicht mehr vorbeikommt.«
    »Ein junger Buchbinder auf dem Alter Markt bietet sie an. Aber befriedigt doch meine Neugier, Frau Laure. Was hat es mit der schicksalsträchtigen Pfarre auf sich?«
    Sie standen in der Schankstube, die zur frühen Nachmittagszeit beinahe leer war. Nur eine der Schankmaiden wischte mit einem Lappen die Tische sauber, und zwei alte Fischer hockten in der Ecke und unterhielten sich mit einem Würfelspiel. Laure überlegte. Wenn sie ihm die Antwort verweigerte, würde er sich nur zu ihnen setzen müssen und würde die eine oder andere bunt gefärbte Version hören.
    »Ihr seid beharrlich, Magister.«
    »Ja, zuzeiten. Und da Ihr auf ebenso beharr­liche Art zögert, mir davon zu berichten, ist meine Neugier geweckt.«
    »Das hatte ich befürchtet, als mir die Bemerkung entschlüpft ist. Sei’s drum, es ist keine schöne Geschichte.«
    Sie berichtete ihm von dem Pfarrer Tilmanus, der sich an die jungen Frauen seines Sprengels herangemacht und sie auf brutale Weise geschändet hatte.
    »Mein Mann Kornel hat ihn bei dem Amtmann angeklagt, und der hat das an die kirch­lichen Herren gemeldet. Pater Tilmanus wurde daraufhin exkommuniziert und von Merheim verwiesen. Aber geschadet hat es ihm nicht«, knurrte sie. »Er hat jetzt eine Pfarre in Köln, hörte ich.«
    »Ihr seid nicht gut auf die Klerikalen zu sprechen, Frau Laure?«
    Er ist ein Bischof, rief sie sich ins Gedächtnis. Es war besser, sie wählte ihre Worte vorsichtig.
    »Es gibt wohl auch schwarze Schafe unter ihnen, Herr Magister.«
    »Rabenschwarze, und mehr als man denkt«, war dessen Antwort, und sie vermeinte, einen brodelnden Zorn in seinen Worten zu hören. Sie nickte aber lediglich.
    »Euer Mann hat richtig gehandelt, Frau Laure. Hoffen wir, dass der neue Pfarrer von größerem Anstand ist.«
    »Pater Elias war es, Herr Magister. Er war ein freund­licher, sanfter Mann, der zu trösten und zu raten wusste. Umso schlimmer, dass er einen gewaltsamen Tod fand.«
    »Wohl wahr. Genau wie es entsetzlich ist, dass man eine friedliebende Einsiedlerin überfällt. Wie geht es Frau Hemma?«
    »Besser. Ihre kleineren Verletzungen sind geheilt, das Fieber ist abgeklungen, doch das Bein kann sie noch nicht belasten. Sie wird noch eine Weile in der Kammer gefangen bleiben. Aber ich habe den Stelzenmann gebeten, ihr einen ordent­lichen Gehstock zu schnitzen, und mit ihm wird sie sicher bald über den Hof gehen können.«
    Während sie das erklärte, sah Laure ihn aufmerksam an. Hemma hatte gesagt, er erinnere sie an den Sohn einer Stiftsdame, als sie sein Bild betrachtet hatte. Er hielt ihrer Musterung stand und lächelte auf einmal leicht.
    »Ich habe gestern eine alte Bekannte aufgesucht, Frau Laure, bei der Frau Hemma einige Zeit gelebt hat. Ich würde ihr gerne deren Grüße überbringen. Darf ich sie aufsuchen?«
    So hatte sich Hemma wohl nicht getäuscht.
    »Nun, dann folgt mir. Sie ist dankbar für jede Abwechslung.«
    Laure führte Hagan zu dem Nebengebäude, in dem sie ihre Wohnung hatte, und klopfte an die Kammertür.
    Hemma saß wieder in eine Decke gewickelt am Fenster, und ihre Augen leuchteten auf, als sie Hagan eintreten sah.
    »Frau Hemma, ich bringe Euch Grüße von meiner Tante, Bela von Horne.«
    »Das tut Ihr, und ich danke Euch. Wie seid Ihr nun

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