Die Gefährtin des Vaganten
Ihr Angebot kam mit großer Herzlichkeit, und Ihr solltet es bedenken. Das einsame Leben im Wald ist doch recht beschwerlich.«
Hemma schüttelte den Kopf.
»Nein, auch wenn ich Belas Güte zu schätzen weiß. Sowie ich wieder laufen kann, will ich in meine Klause zurückkehren. Hagan, ich habe ein Gelübde getan einst, und ich will es halten.«
»Aber Eure Klause ist zerstört.«
»Zerstörtes kann man wieder aufbauen.«
»Wer soll das tun, Frau Hemma?«
»Ich bete darum, und wenn es dem Herrn gefällt, werden sich hilfreiche Hände finden.«
Laure nickte.
»Sie hat recht, Herr Magister. Sie hat vielen Menschen mit Rat beigestanden. Man fragt nach ihr, und ich muss nur denjenigen, die sie achten und verehren, Bescheid geben. Aber, Frau Hemma, es ist gefährlich, alleine dort oben.«
»Wenn es Gottes Wille ist, werde ich sterben. Dort, hier, wo auch immer. Gib den Leuten Bescheid, Laure, dass ich in die Klause zurückkehren werde.«
»Gut. Ich werde Olaf, meinen Bruder, bitten, mit einigen Helfern hinaufzugehen.« Zu dem Magister gewandt erklärte sie: »Olaf ist Zimmermann, gerade ein Meister geworden.«
»Sowohl Bertrand, der Löffelschnitzer, als auch der Stelzengeher sind gute Handwerker, die sich aufs Holz verstehen. Sie sollen sich beteiligen, Frau Laure.«
»Wenn sie möchten.«
»Ihr bietet uns so großzügige Gastfreundschaft, es ist das Mindeste, sie Euch mit Arbeit zu vergelten.«
»Nun gut.« Laure bemerkte, dass die alte Frau tiefer in ihren Sessel gerutscht war und die Augen halb geschlossen hielt. Sie erhob sich und sagte: »So, Frau Hemma, nun solltet Ihr wieder ruhen, der Besuch hat Euch angestrengt. Ich schicke Martine mit einer Suppe zu Euch hoch. Herr Magister!«
Er verabschiedete sich und folgte Laure schweigend.
»Ich muss mich wieder um meine Pflichten kümmern, Herr Magister.«
»Und ich mich offensichtlich um meine Tochter.«
»Tut das.«
»Ist Piet eigentlich schon wieder zurückgekommen?«
»Nein, bisher noch nicht.«
»Nun gut.«
Laure versorgte die Reisenden, die im Verlauf des Nachmittags eingetroffen waren, und widmete sich dann einem neuen Rezept, das ihr Piet verraten hatte. Maultaschen nannte er das Gericht, was sie belustigte. Es war nicht schwer zuzubereiten, fand sie. Ein Teig aus Mehl, Eiern, Öl und etwas Salz war schnell geknetet. Er war arg zäh, und so gab sie noch etwas Wasser dazu. Danach ließ er sich leicht auseinanderziehen zu einem dünnen Fladen, den sie in rechteckige Stücke zerschnitt. Sie hatte eine Füllung aus Spinat, Käse und Knoblauch hergestellt und füllte damit nun die kleinen Teigtaschen und drückte sie an den Rändern zusammen. Es müsste eigentlich ganz gut schmecken, dachte sie und stellte den Korb mit den fertigen Maultaschen neben den Herd. Elseken hatte Knochenbrühe gekocht, und sie probierte einen Löffel voll aus dem Kessel. Wie üblich fehlte dem Sud die Würze, dafür hatte Elseken keine Hand. Laure ging in den Garten, um Petersilie und Liebstöckel zu pflücken. Als sie in die Küche zurückkehrte, sah sie Piet über den Hof gehen.
»Magister Hagan fragte nach Euch«, sagte sie zu ihm.
»Das trifft sich, ich suche ihn auch schon. Aber, Frau Laure, ich habe Nachrichten, die auch Euch betreffen. Könnt Ihr es einrichten, später mit uns Rat zu halten?«
»Ich muss es wohl. Aber die Arbeit …«
»Wir werden Euch zur Hand gehen. Was muss getan werden?«
Sie überlegte und stimmte dann zu, dass Inocenta und Janna sich um die Beköstigung der Gäste kümmern sollten.
Elseken wachte misstrauisch über ihre Brühe, als Laure die Kräuter dazugab.
»Warum musst du immer von diesem Grünzeug da reingeben?«
»Weil es besser schmeckt. Und ich werde jetzt auch diese Maultaschen darin kochen.«
»Fremdländisches Zeug. Das wird keiner essen wollen.«
»Werden wir ja sehen. Und wenn nicht, sättigt sie noch immer deine Fischtorte.«
Laure gab die gefüllten Nudeln in die kochende Brühe. Bis sie nach oben schwammen, hatte Piet gesagt, sollten sie darin bleiben. Aufmerksam beobachtete sie die aufwallende Flüssigkeit.
»Igitt«, meinte Elseken. »Sieht aus wie gammelige Fische.«
»Sind aber keine. Mist, eine ist geplatzt.«
Spinatfetzchen schwammen an die Oberfläche, dann tauchte langsam eine Maultasche nach der anderen auf. Laure schöpfte sie heraus, füllte sie in eine Schüssel.
»Das glitschige Zeug willst du den Leuten wirklich vorsetzen?«
Verunsichert betrachtete Laure die weißlichen Teigtaschen, durch
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