Die Gefährtin des Vaganten
Zeit in einem Kreuzzug ausgezeichnet. Wie aber dieser Lothar mit ihm in Verbindung stand, dazu konnte sie nichts sagen.
Nach dem Stift der verschleierten Damen hatte er im Zusammenhang mit Melles Zukunft vorsichtig gefragt, aber auch das war ihr unbekannt. Wenn, so hatte Bela gemeint, solle er seine Beziehungen nutzen und das Mädchen im Adelheidis-Stift unterbringen. Aber inzwischen war er mehr und mehr zu der Meinung gekommen, dass das doch keine so ideale Lösung war. Melle würde bei den feinen Jüngferchen und vornehmen Stiftsdamen zur Außenseiterin werden.
Verdammt, jetzt machte er sich doch schon Gedanken darüber, was das Kind fühlte oder nicht.
Unruhig drehte er sich auf die andere Seite, und sein Nachbar grunzte unwillig.
Bei Bela war sie besser aufgehoben. Noch besser bei Laure. Dort würde sie lernen, ein großes Hauswesen zu führen. Das war für ein Weib keine schlechte Voraussetzung, und ein Mann könnte sich glücklich schätzen, sie zur Ehefrau zu haben. Ein großes Gut, vielleicht Pferde, die man auf den Weiden züchtete und ausbildete. Ein Bücherzimmer mit einem Kamin, Gäste, die sich an einem langen Tisch versammelten, ein niedliches Weib, das einem ein leckeres Essen zubereitete, ein paar Söhne … oder niedliche Töchter …
Hagan erwachte, als sein Bettgenosse sich mit einem schleimigen Husten aufrichtete, und schaute sich verwirrt um. Dann fiel ihm wieder ein, wo er sich befand.
In einem schmuddeligen Gasthaus am Rhein.
Er verließ es schnell, kaufte sich bei einem gähnenden Pastetenbäcker ein warmes Gebäck. Das Pferd hatte er schon am Abend zu seinem Besitzer zurückgebracht, und weil die Wolken vom Vortag sich nun endlich verzogen hatten und der Morgen sonnig war, schlenderte er über den Alter Markt. Geschäftstüchtige Händler und Krämer hatten ihre Stände bereits aufgemacht, und ein Schneider bot ganz ansehnliche Hemden an, bei einem anderen fand er ein braunes Wams, das ihm gefiel. Seinen Kleidern hatte er nie sonderliche Aufmerksamkeit gewidmet. Als Bischof hatte er sich in den reichen Roben immer unwohl gefühlt, aber die Sachen, die die Flickschneiderin für ihn hergerichtet hatte, waren denn doch zu schäbig. Er gab ein paar Münzen seiner Barschaft für ein Bündel Kleider aus, und als er an einem Bandkrämer vorbeikam, flog ihn der Gedanke an, dass Melle sich möglicherweise über eine bunte Borte freuen würde. Und die kleine Paitze auch. Er handelte also ein paar Ellen eines grünen und eines safranfarbenen Bandes aus. Und die blau und grün glasierten Murmeln nahm er für Jan mit.
War das verrückt, was er hier tat? Es musste etwas mit diesen Traumfetzen zu tun haben, an die er sich so lebhaft erinnerte.
Er schüttelte den Kopf, um die Bilder loszuwerden, und lenkte seine Schritte Richtung Fähre.
Doch dann fiel sein Blick auf den Stand mit den Papierwaren. Ungewöhnlich war das Angebot, dass der junge Mann zu bieten hatte. Als er ihn auf die in Leinen eingebundenen Hefte ansprach, verriet er, dass er von seiner Mutter Mirte das Buchbinden lernte und erstmals seine eigenen Büchlein zum Kauf anbot. Weil die Sonne so warm schien und die Spatzen so fröhlich auf den Dächern tschilpten, nahm Hagan ihm zwei der sorgsam gebundenen leeren Hefte ab.
Immerhin bereitete die Wirtin ihm oft genug einen besonderen Happen zu, da mochte ein solches Geschenk gerechtfertigt sein, oder?
24. Maultaschen
»Darf ich das an das Sonntagsgewand nähen, Mama?«
Laure betrachtete die zierlich gewebte grüne Borte mit dem Blattmuster, die ihre Tochter ihr entgegenhielt.
»Natürlich, Paitze.«
»Melle hat eine safrangelbe bekommen, und Jan bunte Murmeln.«
»Ich hoffe, ihr habt Euch bei Magister Hagan aufmerksam dafür bedankt.«
»Jan und ich schon.«
Der Magister nickte zustimmend.
»Das haben sie, Frau Laure.«
»So, so. Und Melle – na ja, Herr Hagan, Ihr solltet für Eure Tochter eine Länge Tuch kaufen, damit sie ein gutes Gewand hat. Bunte Bänder verhelfen diesem Kittel auch nicht zu mehr Ansehnlichkeit.«
Laure bemerkte, dass der Magister etwas betroffen aussah. Für sich hatte er neue Kleider gekauft, seine Tochter hatte er darüber offensichtlich vergessen.
»Ich kümmere mich darum.«
»Lasst sie mit Janna nach Porz gehen, dort gibt es einen Gewandschneider.«
»Darf ich sie begleiten, Mama?«
»Na gut, Paitze. Dann frag Janna und Melle, wann sie aufbrechen wollen.«
Bevor ihre Tochter weglaufen konnte, hielt der Magister sie am
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