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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Zwiebeln, Wein und Sahne heiß. Thymian und Salbei gaben ihnen Würze, Senf und etwas kostbarer Safran färbten sie zudem goldgelb. Bevor sie sie servieren ließ, gab sie noch in Butter geröstete Brotwürfel darüber. Sie war froh, als sie die Arbeit am heißen Herd beenden konnte, denn das, was ihr Jan und Melle berichtet hatten, hatte sie aufgewühlt. Sie hatte den beiden das Versprechen abgenommen, keinem anderen Menschen von ihrem Erlebnis zu berichten, aber sie selbst war ungeduldig und begierig, mit Piet und Magister Hagan darüber zu sprechen.
    Beide Männer hatten auf ihre Bitte hin genickt und sie gebeten, nach dem Abendessen zu ihnen in die Scheune zu kommen und ihr Büchlein mit den Zeichnungen mitzubringen. Wie es schien, hatten sie den schwermütigen Stephan stundenlang ausgefragt, obwohl der arme Mann sich eine schreck­liche Erkältung zugezogen hatte und vor Heiserkeit kaum sprechen konnte.
    Als die letzten Platten abgetragen waren, machte sie noch eine Runde durch die Gaststube, dann überließ sie Elseken und den Mägden die Küche und huschte über den Hof zu den Vaganten. Etwas erstaunt war sie darüber, dass Stephan von Horne bei Piet, Inocenta und dem Magister saß. Ein Krug mit Apfelmost war diesmal ihr Begleiter, stellte sie beruhigt fest. Es würde eine nüchterne Unterhaltung werden.
    »Frau Laure, Ihr habt eine verstörende Nachricht erhalten?«, fragte Piet sie sehr direkt.
    »Ja. Und vielleicht widerlegt sie den einen oder anderen Verdacht.«
    Sie berichtete von dem, was Melle und Jan beobachtet hatten.
    »Der Ritter von Hane hat Curt und Alard in einem Kampf getötet«, schloss sie.
    »Weshalb Ihr nun glaubt, dass er unser Freund ist?«
    »Ein Freund der Söldner war er wohl nicht.«
    »Und dennoch hat er Hemma gehetzt und dient dem Konvent der verschleierten Damen als Wächter.«
    »Ja, aber … Wenn die zwar ein falsches Grabtuch hüten, aber ansonsten harmlos sind …«
    »Das sind sie nicht, Frau Laure«, sagte Stephan und hustete.
    »Was tun sie denn?«
    »Das versuchen wir heute Abend in einen Zusammenhang zu bringen«, sagte Piet. »Hagan, du hast bereits angefangen, unsere Eindrücke zu ordnen.«
    Laure sah zu dem Magister hin, dessen Gesicht von einer Öllampe beleuchtet wurde. Er sah sie an. Mitleidig, wie es schien. Hatte sie sich so verraten?
    Hatte sie wohl.
    »Also gut, ich beginne mal mit dem, was wir zusammengetragen haben. Stephan war uns eine große Hilfe dabei. Es gibt in Köln einen Geheimbund, der eng mit dem Konvent der verschleierten Damen in Verbindung steht. Die Mitglieder dieses Bundes werden von einigen Priestern angeworben. Wir hatten so etwas geahnt, aber Stephan hat uns die Bestätigung dazu gegeben. Einen dieser korrupten Priester kennt Ihr, Frau Laure.«
    »Pater Tilmanus?«
    »Eben der. Dem anderen bin ich schon in Konstanz über den Weg gelaufen, in Köln sprachen Hannas Nachbarinnen von ihm. Ein Magister Lambertus, der die Huren begleitet hat. Und es gibt noch einen Pater Rikluf, der ebenfalls bestimmte Männer anspricht.«
    »Wie kann man denn Leute für einen Geheimbund anwerben, Herr Magister?«
    »Frau Laure, könnt Ihr mich nicht einfach Hagan nennen? Mein Titel … Er schmeckt mir nicht aus Eurem Mund.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ihr vergesst, dass ich nur eine Wirtin bin, Herr. Es steht mir nicht zu.«
    »Dann sagt Herr Hagan, der Magister stört ihn mehr als der Herr«, knurrte Piet.
    »Nun gut, wenn Ihr es wünscht.«
    »Danke. Doch nun zu Eurer Frage – man wirbt solche Leute zu einem Geheimbund an, die ein Geheimnis zu wahren haben. Einfach ausgedrückt. Dahinter scheint aber etwas Komplizierteres zu stecken. Diese Töchter der Nacht horchen ihre Kundschaft nach ganz bestimmten Dingen aus, welche, wissen wir noch nicht. Aber es müssen Hinweise sein, die jene Priester, für die sie arbeiten, als Handhabe gegen sie verwenden können.«
    »Sie erpressen einen, Frau Laure«, murmelte Stephan.
    »Wer?«
    »Die Priester. Wegen der Besuche bei den Huren.«
    »Und was verlangen sie?«
    »Dass man um Erlösung bittet.«
    Stephan wirkte niedergeschlagen und schuldbewusst. Seine Augen waren verquollen, seine Nase lief, und er hüllte sich tiefer in seine Decke.
    »Um Erlösung bittet man bei den verschleierten Damen, Frau Laure. Denn sie besitzen nicht nur das ominöse Grabtuch des Herrn, sondern auch einen noch ominöseren Heiligen, der offensichtlich Vergebung von aller Schuld gewährt, wenn man genug dafür bezahlt«, erläuterte

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