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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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worden und die duftenden Mumienbinden als Reliquien ausgegeben worden.«
    »Woraus du schließt, Bischof, dass einer deinesgleichen seine Priester darauf angesetzt hat, die Geschichte zu verbreiten.«
    »Und den Geheimbund unterstützt.«
    »Um große Einnahmen zu erhalten. Nun sind die hohen Geist­lichen allerdings nicht eben ärmlich ausgestattet. Ihre Einnahmen aus den Pfründen sind üb­licherweise recht üppig.«
    »Weshalb es jemand sein muss, der entweder nicht gut bepfründet ist oder mehr Ausgaben als Einnahmen hat.«
    »Und mit diesen Einnahmen etwas bezweckt. Geld ist Macht. Auch in der Kirche.«
    »Wissen ebenfalls. Was uns nach Konstanz führt.«
    Laure sah zwischen Piet und Hagan hin und her. Sie konnte den Argumenten folgen, doch mehr und mehr drängte sich ein furchtbarer Verdacht auf.
    »Ihr glaubt, dass der neue Erzbischof hinter diesem Bund steckt?«, fragte sie schließlich.
    »Dietrich von Moers ist ein ehrgeiziger Mann, Frau Laure. Und er führt einen kostspieligen Krieg gegen die Bergischen.«
    »Ja, aber … aber diese Zuhälter sind Mörder. Und vielleicht die Wächter auch.«
    »Mord und Todschlag gehört zum Geschäft der Mächtigen, ob weltlich oder geistlich.«
    »Ihr seid so kalt!«
    »Nein, Frau Laure. Ich sage nur das, was Wirklichkeit ist.«
    Es war schwer zu glauben. Noch nicht ein Jahr war es her, dass der alte, gütige Friedrich von Saarwerden gestorben war und seinen Neffen Dietrich zu seinem Nachfolger benannt hatte. So hatte sie es damals verstanden. Oder besser, geglaubt.
    Nun ließ Inocenta sich vernehmen.
    »Ich verstehe ja noch das mit dem Geldscheffeln, Magister. Ich verstehe auch, dass der Krieg gegen die Bergischen Geld kostet. Aber warum hat er dann Hanna und die Huren mitsamt den Zuhältern und Priestern nach Konstanz ge­­schickt?«
    »Um herauszufinden, was vorgeht, nehme ich an.«
    »Viel Aufwand dafür …«
    »Zumal der Konvent und die Mater Dolorosa nichts davon hatten.«
    Hagan fuhr sich durch die Haare.
    »Der Berater des Erzbischofs war in Konstanz. Er machte sich eilends auf nach Köln, just als Johannes gefasst wurde.«
    »Also wird auch er mit im Bunde sein, nicht wahr?«
    »Nicht auszuschließen.«
    »Kennst du ihn, Hagan?«
    »Oberflächlich. Gunnar von Erpelenz gehörte zur familia des alten Erzbischofs, sein Schreiber war er, nicht ganz ohne Einfluss. Ich besuchte damals die Domschule, um meinen Magister zu machen. Er wurde auf mich aufmerksam, und als meine Mutter gestorben war, hat er dafür gesorgt, dass ich bei Hauptmann Upladhin in den erzbischöf­lichen Truppen Dienst tun konnte. Dann ist er mir noch einmal später begegnet und hat mir den Vorschlag gemacht, am Hof des Erzbischofs Kaplan zu werden. Ich lehnte ab, weil mich zur selben Zeit Sibert von Schlebusch gebeten hatte, Marschall bei ihm zu werden. Das erschien mir erstrebenswerter. Dietrich hat Gunnar von Erpelenz ebenfalls in seine familia aufgenommen, als seinen engsten Berater. Verständlich, der Mann kennt sich mit allen Klüngeln und Intrigen am Hof aus. Er erschien mir immer ein kühler, höf­licher Mann, der im Hintergrund wirkte.«
    »Loyal?«
    »Ich glaube schon. Dietrichs Wahl war ein Prüfstein. Er hat zu ihm gehalten.«
    »Und er würde auch Geld für ihn beschaffen.«
    »Tut er ständig. Akzisen, Zölle, Steuern.«
    »Und Nachrichten.«
    »Sicher auch. Er ist sein Berater.«
    »Wir sollten ein Auge auf ihn haben.«
    »Zumindest dürfte er um diesen Konvent und seine Machenschaften wissen.«
    Laure bemerkte, wie Piet und Hagan einen langen Blick miteinander wechselten. Es steckte noch mehr dahinter, etwas, das nur die beiden Männer miteinander teilten. Sie würden es in dieser Runde nicht laut werden lassen.
    »Da ist der alte Cantor der Domschule, Engelbert von Soest. Ich werde mich erkundigen, ob er noch lebt.«
    »Wenn es dir etwas nützt.«
    »Alles nützt etwas.«
    Laure schenkte die Becher noch einmal mit Most voll. Die ganze Angelegenheit hörte sich absurd an und überstieg alles, was sie bisher gehört oder erfahren hatte. Aber vermutlich hatten die Männer recht. Über Erzbischöfe und ihre Berater wusste sie wenig zu sagen, eine andere Frage nagte noch an ihr. Denn nicht nur Macht und Geld spielten in diesem Gespinst von Intrigen eine Rolle, sondern auch der Glaube aufrichtiger Menschen, mit dem hier Schindluder gespielt wurde. Und darum fragte sie: »Was ist das für ein Heiliger, den der Konvent hütet, Herr Stephan?«
    Der arme Mann war schon halb eingedöst

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