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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Piet.
    »Als Gegenwert für die edle Spende erhalten die Mitglieder des Geheimbundes ein Stückchen von diesem Grabtuch, das sie verkaufen dürfen. Der Erlös aus diesem Handel fließt dann an den Konvent zurück.«
    »Die Hälfte«, nuschelte Stephan.
    Laure, die als Gastwirtin sehr wohl wusste, wie man Geschäfte machte, sah ihn groß an.
    »Geschickt! Ein Anreiz, diese Fetzen zu möglichst hohen Preisen zu verkaufen.«
    »Kurzum, diese ganze Sache beschert dem Konvent einen regen Strom von Einnahmen«, sagte Hagan. »Die wiederum in andere Taschen fließen.«
    »In wessen?«
    »Ich habe so meinen Verdacht. Aber betrachten wir die anderen Fundstücke. Stephan musste vor zwei Häschern fliehen, die es auf sein Leben abgesehen hatten. Es waren Zuhälter jener Huren, die sich Töchter der Nacht nennen. Zwei dieser Kerle habe ich in Konstanz getötet, nachdem sie Hanna umgebracht haben. Zwei weitere, vermute ich, haben heute oben im Wald ihr Ende gefunden. Warum auch immer. Offensichtlich werden sie auf die Frauen angesetzt, die zu viel reden, und mög­licherweise auch auf Mitglieder dieses Bundes, wenn sie darüber sprechen. Das ist meine Vermutung, Stephan. Kann es sein, dass Ihr außer uns noch jemandem von diesem Konvent berichtet habt?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Herr Stephan, warum sollten sie Euch sonst mundtot machen wollen? Oder habt Ihr einer der Damen oder der Dirnen ein Leid zugefügt?«, wollte jetzt auch Inocenta ­wissen.
    »Nein, nein, natürlich nicht.«
    »Ein Händel mit den Zuhältern angefangen?«
    »Auch nicht.«
    »Einen der Ritter beleidigt?«
    »Oder einen der Priester?«
    Immer wieder schüttelte Stephan den Kopf.
    »Wie lange gehört Ihr schon zu dem Bund?«
    »Seit zwei Monaten ungefähr.«
    Laure kam plötzlich etwas in den Sinn. Was waren seine letzten Worte gewesen, bevor er gestern Abend trunken eingeschlafen war? Es gab keine Erlösung für ihn, auch der Pater konnte nicht … So in etwa hatte es geklungen.
    »Herr Stephan, seid Ihr zu einem anderen Priester als dem, der Euch erpresst hat, zur Beichte gegangen?«
    Er rieb sich die Stirn.
    »Ja, vorgestern. Zu meinem Beichtiger, dem Kaplan in Efferen. Meine Mutter dachte, es könne mir helfen. Aber – mich verfolgt es noch immer. Egal, was Ihr sagt. Ich trage Schuld am Tod meines Bruders.«
    »Habt Ihr dem Kaplan von dem geheimen Bund erzählt?«
    »Nur wenig. Nur dass ich für Erlösung bezahlt habe.«
    »Man sollte den Kaplan warnen«, knurrte Piet. »Ich schickte Klingsohr und Jurg zu Frau Bela.«
    »Gut, wenn es nicht schon zu spät ist.«
    »Sie haben gerade zwei Meuchelmörder verloren.«
    »Auch wahr. Also, sie ermorden jene, die das Schweigen brechen. Frau Laure, könnte es sein, dass dieser Heringshändler ebenfalls eines der Oper war? Hat er mög­licherweise auch diesem Bund angehört?«
    »Ich weiß es nicht, Piet. Ich bin nicht ständig in der Gaststube. Er war redselig, der Herringsstetz. Redselig und jähzornig. Curt und Alard waren an jenem Abend hier, und nachmittags hatte der Herringsstetz Pater Elias in Merheim aufgesucht. Vielleicht um zu beichten?«
    »Könnte so passen«, meinte Inocenta.
    »Nein, passt so nicht. Mit dem Pater hat er sich gestritten, weil der ihn erwischt hat, wie er ins Taufbecken pinkelte«, sagte Hagan. »Er glaubte, er sei ein neuer Johannes, und wollte die Gemeinde segnen.«
    Laure sah ihn an und verwandelte dann ihr aufsteigendes Kichern in ein Husten. Es war absurd, es war peinlich, es war lächerlich.
    Und leider auch komisch.
    Inocenta kannte keine solchen Hemmungen, sie lachte gackernd auf.
    »Woher wisst Ihr das, Herr Hagan?«
    »Das hat der Overrath in Straßburg erzählt. Der Mann muss von Witz und Sinnen gewesen sein.«
    »Es ist Gotteslästerung und Schändung der Kirche«, sagte Piet trocken. »Eine Sünde, die nicht leicht zu vergeben ist. Könnt Ihr mehr über ihn herausfinden, Frau Laure? Menschen, die solche Dinge tun, sind entweder Ketzer oder irrsinnig.«
    »Ja, ich kann mich umhören. In Poll und im Hafen war er wohlbekannt.«
    »Ich höre mit. Ich bin zwar klein, aber meine Ohren sind gesund. Ihr solltet nirgendwohin alleine gehen, Frau Laure.«
    »Nein, aber Ihr bringt Euch auch in Gefahr.«
    »Wir schweben alle in Gefahr, Frau Laure. Auch wenn die beiden Söldner nicht mehr leben. Ihresgleichen sind leicht zu ersetzen.«
    »Wohl wahr«, stimmte Hagan zu. »Aber nun wollen wir uns den edleren Kämpen zuwenden. Die Damen des Konvents werden von vier Rittern beschützt

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