Die Gefahr
über die Al Kaida und ihre neue Führung preisgegeben. Das Wichtigste jedoch war, dass er verraten hatte, wo sich die Operationsbasis dieses Terrornetzwerks befand.
Für Rapp waren Planung und Durchführung der nächsten Schritte im Prinzip eine einfache Sache. Weitaus schwieriger war es, in einer Stadt wie Washington grünes Licht für eine solche Operation zu bekommen. Für gewöhnlich zog er es vor, dass nur die CIA und vielleicht die eine oder andere bestens ausgebildete Special-Forces-Einheit in seine Aktivitäten eingeweiht war – doch in diesem Fall musste die Einwilligung von höchster Stelle kommen. Die Operation war ziemlich kompliziert. Es würde sich nicht verhindern lassen, dass man dabei einen wichtigen Verbündeten vor den Kopf stieß. Außerdem würde die Operation nicht geheim bleiben; die internationale Staatengemeinschaft und die Medien würden fünf Minuten, nachdem die Sache beendet war, davon erfahren.
Ganz gleich, ob die Mission gelang oder fehlschlug – Rapp und die CIA würden die Rückendeckung des Oval Office benötigen, und das bedeutete, dass der Präsident eingeweiht werden musste. Rapp war absolut unfähig, die ständig wechselnde politische Situation in Washington richtig einzuschätzen – dafür vermochte Irene Kennedy umso besser zu erahnen, was die unersättlichsten Egomanen in Washington im Schilde führten.
Rapp verfolgte, wie Irene Kennedy die Seiten der Akte eine nach der anderen umblätterte; sie las den Bericht ungefähr doppelt so schnell wie er selbst – und dabei hatte er den Großteil davon selbst verfasst. Eine ihrer Stärken war ein nahezu fotografisches Gedächtnis. Nachdem sie die letzte Seite gelesen hatte, schloss sie die Mappe.
Sie machte ein nachdenkliches Gesicht, als sie sich zurücklehnte und die Brille abnahm. Schließlich blickte sie stirnrunzelnd zu ihrem besten Mann auf, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, überlegte es sich dann aber anders.
Rapp verfügte bei weitem nicht über die Geduld seiner Chefin. »Das Ganze ist ein Kinderspiel«, drängte er.
Sie antwortete nicht gleich. Obwohl sie auf Grund ihrer Position Zugang zu den brisantesten Geheimdienstinformationen hatte, die man sich vorstellen konnte, enthielt Rapps Bericht doch Details, mit denen sie zum ersten Mal konfrontiert wurde. Was sie daran störte, war, dass die Quelle, aus der sie stammten, nicht angegeben war. Ein altes Sprichwort aus dem Geheimdienstgeschäft besagte, dass eine Information immer nur so gut war wie die Quelle, aus der sie kam.
»Woher hast du das?«, fragte sie schließlich.
»Das willst du nicht wirklich wissen«, antwortete Rapp.
»Ach, meinst du?«, fragte sie erstaunt.
Rapp blieb standhaft. Er wusste, dass sie sich mit seiner Antwort nicht so ohne weiteres zufrieden geben würde – doch er war überzeugt, dass es besser für sie war, wenn sie die Quelle nicht kannte. »Irene, du musst mir vertrauen. Es ist wirklich besser, wenn du nicht weißt, wie ich an diese Informationen gekommen bin.«
Sie sah ihn an und fragte sich, woher er derart brisantes Material haben konnte. Es gab mehrere Möglichkeiten, die jedoch alle mit hohen Risiken verbunden waren. »Bist du sicher, dass alles so stimmt, wie es da steht?«
»Ja. Man könnte sagen, es sind Informationen aus erster Hand.«
Sie glaubte ihm, wollte aber andererseits sichergehen, dass er alles ganz genau durchdacht hatte. »Wenn es nicht klappt, dann werden ein paar Leute Erklärungen von uns haben wollen … und ich meine nicht nur die Medien. Es wird Anhörungen im Kongress geben. Da werden sich einige Politiker groß in Szene setzen, und so mancher wird sich hinterher nach einem neuen Job umsehen müssen. Aber du weißt ja selbst, wie das läuft.«
»Ja, aber ich habe keine Angst davor. Ich werde dir nicht sagen, woher ich diese Informationen habe. Wenn es dazu kommt, dass ich Rede und Antwort stehen muss, dann werde ich es ganz allein auf meine Kappe nehmen.«
Irene Kennedy wusste, dass Rapp sie oder den Präsidenten niemals mit hineinziehen würde, doch er würde sich andererseits auch nicht still und leise geschlagen geben. Er würde sich erbittert zu wehren wissen, wenn irgendein Abgeordneter oder Senator sich mit ihm anlegte. »Nun … das Timing ist jedenfalls interessant.«
»Wie meinst du das?«
»Wir haben da ein paar Dinge aufgeschnappt …« Sie hielt kurz inne. »Dinge, die mich ziemlich beunruhigen.«
»Hat es irgendetwas mit dieser Sache zu tun?«
Kennedy zuckte die Achseln. »Ich
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