Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
einmal lag das daran, dass Rapp und die Stabschefin des Präsidenten einander nicht ausstehen konnten. So gut wie immer, wenn er den Präsidenten von einer bestimmten Vorgehensweise überzeugen wollte, war sie dagegen. Rapp konnte sich einfach nicht damit abfinden, dass bei jeder einzelnen Entscheidung politisches Taktieren eine so wichtige Rolle spielte.
    Außerdem wurden die Sitzungen von einer falsch verstandenen Political Correctness beherrscht, sodass man sich in stundenlangen fruchtlosen Debatten erging, bei denen die wirklich wichtigen Dinge in der Regel ignoriert oder aufgeschoben wurden. Das Weiße Haus war alles in allem kein Ort, an dem sich ein Mann der Tat wohl fühlte – doch an diesem Donnerstag im Mai hatte es sich nicht vermeiden lassen, dass Rapp am hellen Vormittag das Haus aufsuchte. Und während er nun im Cabinet Room saß, gab er sich Irene zuliebe große Mühe, sich seinen Ärger nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Es waren nur vier der achtzehn Ledersessel im Raum frei geblieben. Das Nationale Sicherheitsteam hatte sich versammelt und wartete nur noch darauf, dass der Oberbefehlshaber eintraf.
    Präsident Hayes eilte beschwingten Schrittes und mit einem Lächeln auf den Lippen in den Raum. Rapp erhob sich genauso wie alle anderen, auch wenn ihm gar nicht danach war. Als der Präsident an Rapp vorbeiging, drückte er kurz seine Schulter als Zeichen seiner Dankbarkeit. Hayes hatte bis jetzt noch keine Gelegenheit gehabt, ihm persönlich für seinen Einsatz zu danken.
    Der Präsident ging um den Tisch herum zu seinem Stuhl, von dem aus man auf Porträts von Lincoln und Jefferson blickte. Seine Stabschefin Valerie Jones, die sich stets in der Nähe ihres Chefs aufhielt, nahm den Platz zu seiner Rechten ein. Nach dem Präsidenten trat Justizminister Stokes ein, gefolgt von einer hoch gewachsenen Blondine, von der Rapp annahm, dass es diese Peggy Stealey war, von der McMahon ihm erzählt hatte. Rapps Abneigung gegen diese Frau war von Anfang an so groß, dass er ihre Schönheit gar nicht zur Kenntnis nahm. Die beiden Vertreter des Justizministeriums nahmen dem Präsidenten gegenüber Platz, worauf sich auch die anderen setzten. Rapp hatte einen Teil der Pressekonferenz in Irene Kennedys Limousine mitverfolgt, und es war deutlich zu erkennen, dass der Justizminister Oberwasser hatte, weil ihn der Präsident so ausdrücklich gelobt hatte.
    Sicherheitsberater Haik teilte den Anwesenden mit, was auf der Tagesordnung stand, worauf Paul Reimer vom E nergieministerium mit seinem Bericht begann. »Unsere Wissenschaftler haben uns bestätigt, dass die Bombe, wä ren alle Komponenten zusammengefügt worden, eine Sprengkraft in der Größenordnung von zwanzig Kilotonnen erreicht hätte.« Reimer räusperte sich und fügte hinzu: »Eine Atomwaffe dieser Größenordnung hätte die Hauptstadt zerstört und über hunderttausend Menschen auf der Stelle getötet. Aufgrund der frei werdenden Strahlung wären im folgenden Monat noch einmal hunderttausend ums Leben gekommen.«
    Es folgten einige Sekunden betretener Stille. General Flood, der es bis zu einem gewissen Grad gewohnt war, mit solchen Szenarien umzugehen, war der Erste, der sich zu Wort meldete. »Haben Sie schon herausgefunden, woher dieses Ding kommt?«
    »Das ist die große Frage«, antwortete Reimer. »Zwanzig Kilotonnen sind zwar für eine Atombombe nicht sonderlich viel, aber der Schaden wäre trotzdem gewaltig gewesen. Wir werden mindestens ein halbes Jahr brauchen, um die Herkunft des waffenfähigen radioaktiven Materials zweifelsfrei festzustellen, aber wir glauben aufgrund von bestimmten Eigenschaften der Waffe, dass sie sowjetischer Herkunft ist.«
    Der Präsident spürte, dass Reimer nicht alles gesagt hatte, was er sich dachte. »Sie sind sich aber nicht ganz sicher, nicht wahr?«
    »Na ja, unsere Wissenschaftler sind sich noch nicht ganz einig, aber es dürfte zu neunzig Prozent geklärt sein, dass die Waffe aus ehemals sowjetischer Produktion stammt.«
    »Und die anderen zehn Prozent?«
    »Es besteht auch eine gewisse Möglichkeit, dass es sich um einen der frühen pakistanischen Prototypen handeln könnte.«
    Der Präsident blickte kurz zu seiner Außenministerin hinüber und wandte sich gleich wieder Reimer zu. »Aufgrund von bestimmten Informationen, die wir zuletzt erhalten haben, würde ich die Wahrscheinlichkeit, dass das Ding pakistanischer Herkunft ist, viel höher einschätzen.«
    »Ja, deshalb lassen wir uns auch diese Tür noch

Weitere Kostenlose Bücher