Die Gefahr
Beziehungen hier in Washington hat. Er ist gestern gleich mit der Geschichte zu den Medien gegangen und …«
Rapp ließ ihn nicht ausreden. »Es ist mir egal, wer er ist! Das ist doch absurd!«
»Es war nicht meine Entscheidung, das können Sie mir glauben«, wandte McMahon ein.
»Lassen Sie mich raten. Es sind Araber, nicht wahr?«
McMahon nickte.
»Saudis?«
Der FBI-Mann nickte erneut.
»Sie wollen mir also erklären, dass zwei Einwanderer aus Saudi-Arabien, zweifellos Wahhabiten, gestern in Charleston aufgetaucht sind, um eine Atombombe abzuholen – und das FBI beschließt, sie ungeschoren zu lassen, weil sie einen Anwalt haben?«
»Wir haben gar nichts beschlossen. Die Entscheidung kommt vom Justizministerium.«
»Der Justizminister bekommt seine Anweisungen vom Präsidenten. Wollen Sie mir erzählen, das sei die Idee des Präsidenten gewesen?«
»Nein. Ich weiß mit Sicherheit, dass es nicht die Idee des Präsidenten war. Das ist von woanders ausgegangen.«
»Von wo?«
McMahon zögerte, nicht aus Angst, dass er Ärger bekommen könnte, sondern weil er nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen wollte. »Ich werde Ihnen erzählen, wie das Ganze begonnen hat, aber Sie müssen bereit sein, die Sache auch aus einer anderen Perspektive als Ihrer eigenen zu betrachten.«
»Was soll denn das wieder heißen?«, fragte Rapp erbost.
» Sie müssen sich nicht an die Spielregeln halten«, erwiderte McMahon mit Nachdruck, »wir vom FBI dagegen sehr wohl. Ich möchte einfach nur, dass Sie die gesetzlichen und politischen Aspekte der Ereignisse verstehen. Hören Sie mir zu und tun Sie dann, was Sie für richtig halten.«
Rapp hatte eigentlich keine Lust, auch nur ein weiteres Wort über diese Vorgänge zu hören, doch er war bereit, seine Wut noch eine Weile zu bezähmen, weil er unbedingt wissen wollte, wer hinter dieser abgrundtief dummen Entscheidung steckte.
55
Der blaue Fünfer-BMW brauste mit fast schon rücksichtslos hoher Geschwindigkeit durch den morgendlichen Verkehr. Obwohl er ziemlich wütend war, hatte der Mann am Lenkrad das Fahrzeug doch absolut in seiner Gewalt. Anstatt den Potomac auf der Theodore Roosevelt Memorial Bridge zu überqueren, bog er ab und folgte dem Schild, das den Weg zum U.S. Marine Corps Memorial anzeigte. Die Limousine war nicht schwer zu finden. Rapp fuhr an die Nordseite des Denkmals und hielt direkt hinter dem Wagen an. Wie immer blickte er sich zuerst aufmerksam um, bevor er den Schlüssel abzog und ausstieg. Die hintere Tür der Limousine war offen, und er stieg ein.
Dr. Irene Kennedy hatte den Fernseher eingeschaltet und las in irgendwelchen Unterlagen. Sie blickte nicht einmal auf, als der erfolgreichste Antiterror-Spezialist der CIA neben ihr Platz nahm. Irene Kennedy war nicht dabei gewesen, als der Präsident zur aktuellen Vorgehensweise überredet wurde, doch sobald sie davon erfuhr, war ihr erster Gedanke, dass Rapp fuchsteufelswild sein würde.
»Guten Morgen«, sagte sie.
»Was soll daran gut sein?«, schnappte Rapp.
Irene Kennedy schloss die Mappe und nahm langsam die Brille ab. »Es freut mich, dass du heil zurückgekommen bist.«
Abgesehen von seiner Frau und seinem Bruder Steven war Irene wahrscheinlich der wichtigste Mensch in seinem Leben. Ihr Einfluss auf ihn war in mancher Hinsicht größer als der jener beiden anderen Menschen zusammen. Irene wusste Dinge von ihm, die seine Frau und sein Bruder nie erfahren würden.
Obwohl er sie wirklich gern hatte, gab es doch Momente, in denen ihn ihre absolute Gelassenheit auf die Palme brachte. »Irene, mir ist nicht nach nettem Geplauder zumute. Was zum Teufel ist passiert, seit ich aus Afghanistan aufgebrochen bin?«
Genau das war der Grund, warum sie vorgeschlagen hatte, dass sie sich hier trafen. Sie wollte nicht, dass er im Weißen Haus explodierte. »Die einfache Version ist, dass zwei amerikanische Staatsbürger gestern im Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Terroranschlag verhaftet wurden. Wie es ihnen zusteht, haben sie sich einen Anwalt genommen und …«
Rapp schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Erzähl mir nicht diese politisch korrekte Version. Ich will wissen, warum du das zugelassen hast.«
»Kurz gesagt … sie haben mich ausgetrickst.«
»Wie?«
»Ich war anderweitig beschäftigt.«
»Er hat mit dir nicht einmal vorher darüber gesprochen?«, fragte Rapp ungläubig.
»Nicht ausführlich. Als ich davon erfahren habe, war es schon zu spät.«
»War das die Idee von Valerie
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