Die Gefahr
haben.«
»Ja.«
»Nun, wir sind alle zusammen ins Oval Office gegangen, und da sind dann noch ein paar deutliche Worte gefallen. Der Präsident hat Rapp klipp und klar gesagt, dass er seine Unbeherrschtheit nicht länger duldet. Und weißt du, was Rapp geantwortet hat?«
»Du wirst es mir gleich sagen.«
»Er hat dem Präsidenten versichert, dass wir nur deshalb von den Plänen der Terroristen erfahren hätten, weil er in Afghanistan war und die fünf Gefangenen an die Wand gestellt und einen nach dem anderen exekutiert hat, bis schließlich einer von ihnen geredet hat.«
Peggy Stealeys blaue Augen drückten ungläubiges Staunen aus. »Das ist doch nicht dein Ernst?«
Holmes runzelte beunruhigt die Stirn.
»Er hat gesagt, dass er ihnen die Pistole an die Schläfe gesetzt und ihnen eine Kugel durch den Kopf gejagt hat, und dass es ihm nicht die geringsten Schuldgefühle verursacht. Das ist kein Scherz. Der Mann setzt sich offenbar über alle Regeln hinweg.«
»Er hat das ganz offen zugegeben?«, fragte Peggy schockiert.
»Ja, ich habe es selbst gehört, und Irene Kennedy und der Präsident genauso.«
»Das ist absolut gesetzwidrig. Man sollte ihn einsperren.«
»Nun … das wäre ein Weg, ihn loszuwerden.«
»Jetzt reicht’s«, warf Holmes ein und blickte zwischen den beiden Frauen hin und her. »Seid ihr von allen guten Geistern verlassen? Ist euch überhaupt klar, mit wem ihr euch da einlasst? Wir reden hier über einen amerikanischen Helden.«
»Er ist ein Mörder«, knurrte Valerie Jones.
Holmes zeigte mit dem Finger auf die Stabschefin. »Es gibt Leute hier in der Stadt … sehr mächtige Leute … die dir den Kopf abreißen werden, wenn du dich auf so einen Schwachsinn einlässt …«
»Pat, hast du mir überhaupt zugehört?«, fragte Jones gereizt. »Nicht wir sind es, die die Gesetze mit Füßen treten und dieser Regierung schweren Schaden zufügen.«
Holmes sah Valerie Jones ungläubig an und warf seine Serviette auf den Teller mit dem zur Hälfte verzehrten Steak. »Mitch Rapp anzugreifen ist einer der dümmsten Vorschläge, die ich je gehört habe.« Er blickte zu Peggy Stealey hinüber und wandte sich dann wieder Valerie Jones zu. »Ihr beiden solltet euch darüber klar werden, worum es eigentlich geht. Hört endlich auf, euch um die Parteibasis und den Patriot Act zu kümmern, und überlegt euch lieber, mit wem ihr euch da anlegt.«
Valerie Jones wollte etwas erwidern, doch Holmes ließ sie nicht zu Wort kommen. »Kein Wort mehr davon, verstanden? Es gibt Dinge, von denen ihr beide keine Ahnung habt, und Leute, mit denen ihr euch lieber nicht anlegen solltet. Vergesst diesen Unsinn ganz schnell, sonst ist unser Deal gestorben. Und wenn ihr noch einmal damit anfangt, dann seid ihr beide morgen früh euren Job los, und das meine ich hundertprozentig ernst.«
61
VIRGINIA
Mustafa al-Yamani freute sich mit jeder Meile, die sie fuhren, mehr auf den Tod. Es gab keine Stelle in seinem strahlenverseuchten Körper, die ihn nicht schmerzte, und er spielte immer öfter mit dem Gedanken, einfach aufzugeben und den anderen die Ausführung seines Plans zu überlassen. Doch er durfte jetzt nicht schwach werden. Es gab noch zu viel zu tun, und er konnte sich nicht darauf verlassen, dass der ängstliche pakistanische Wissenschaftler die Sache ohne ihn zu Ende bringen würde. Der Mann würde beim geringsten Anzeichen von Schwierigkeiten in die Hosen machen.
Al-Yamani konnte die Schmerzen noch eine Weile ignorieren. Einige wenige Tage der Qual waren nichts im Vergleich zu dem langen Kampf seines Volkes. Er gehörte zu denen, die heute den tausend Jahre alten Kampf zwischen Moslems und Ungläubigen führten. Doch noch nie in der ganzen Geschichte war so viel auf dem Spiel gestanden. Es war an der Zeit, einen weltweiten Dschihad zu entfachen und allen Gläubigen zu zeigen, dass man Amerika in die Knie zwingen konnte.
Al-Yamani konnte seine Aufgabe jedoch nicht allein erfüllen. Er konnte kaum noch ohne fremde Hilfe gehen, und auch sein Augenlicht ließ immer mehr nach. Es war gar nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn er Hasan und Khaled auch noch verloren hätte. Seine Mitbrüder waren ihm ein echter Trost. Sie hatten so viel gemeinsam durchgestanden. Die beiden würden alles tun, was in ihrer Macht stand, um die Mission zu einem glorreichen Ende zu bringen.
Sogar Zubair hatte sich trotz seiner Ängstlichkeit als nützlich erwiesen. Al-Yamani war kein Mann der Wissenschaft. Er wusste nichts
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