Die Gefahr
aus gewesen. Doch nach all den Opfern, die sie für ihre Sache gebracht hatten, würde Allah sie bestimmt nicht im Stich lassen.
62
WASHINGTON D.C.
Rapp saß im Konferenzzimmer des Joint Counterterrorism Center und hörte nur mit halbem Ohr zu, was in dem Briefing gesprochen wurde. Es erschien ihm immer verlockender, das alles ein für alle Mal hinter sich zu lassen. Es gab einfach zu viele Hindernisse, zu viele Regeln und zu viele Leute, die nicht bereit waren, das zu tun, was notwendig war. Er verstand sehr wohl, dass Amerika ein Land war, in dem man sich an die Gesetze hielt – aber wenn es einen Moment gab, in dem es gerechtfertigt erschien, diese Gesetze zumindest ein bisschen großzügiger auszulegen, dann war dieser Moment jetzt gekommen.
Doch dazu würde es nicht kommen, weil diese über eins achtzig große blonde Amazone aus dem Justizministerium ein ganzes Heer von Anwälten einschaltete, die dafür sorgen würden, dass alles streng nach dem Gesetz ablief. Sie wollten ein ganz normales Gerichtsverfahren und würden es nicht zulassen, dass ihnen ein hergelaufener CIA-Agent oder ein Special Agent vom FBI in die Quere kam. Die ganze Sache hatte sich zu einer Farce entwickelt. Rapp konnte das Gequassel dieser Leute über Durchsuchungsbefehle oder mögliche Hinweise nicht mehr hören, wo sie doch eigentlich Türen eintreten und ganze Wagenladungen von Verdächtigen abholen sollten. Sogar seine eigene Chefin ließ ihn nun im Stich.
Irene Kennedy hatte ihren Leuten die Anweisung gegeben, dem FBI alles auszuhändigen, was sie über Rapps jüngste Operation in Südwestasien hatten – und das schloss auch Ahmed Khalili, den jungen Computerexperten aus Karatschi, mit ein. Seine Kooperation hatte ihnen wertvolle Informationen über Internet-Konten und Chat Rooms geliefert, die von der Al Kaida benutzt wurden, um ihre amerikanischen Zellen zu kontaktieren.
Wahid Ahmed Abdullah, den Rapp ins Knie geschossen und gefoltert hatte, befand sich zwar immer noch im Gewahrsam der CIA, doch er lieferte fast nur noch Informationen, die längst bekannt und damit wertlos waren. Rapp und Dr. Akram waren mittlerweile zu dem Schluss gelangt, dass Abdullah nicht allzu intelligent war; seine Aufgabe innerhalb der Al Kaida schien vor allem gewesen zu sein, Geld bei reichen saudiarabischen Familien zu beschaffen.
Es gab nun auch ein gezeichnetes Porträt von al-Yamani auf der Grundlage der Beschreibung, die ihnen der britische Kapitän, gegeben hatte, den die Küstenwache aus dem Meer geborgen hatte. Diese Zeichnung wurde zusammen mit Imtaz Zubairs Passfoto an so gut wie alle Polizisten im Land geschickt. Im Moment konzentrierten sich die Ermittlungen vor allem auf Atlanta. Es war bekannt, dass Zubair nach seiner Ankunft in Los Angeles dorthin geflogen war. Ein ganzes Heer von Sicherheitsbeamten nahm die Speditionsfirma unter die Lupe, die einem der beiden Männer gehörte, die man in Charleston festgenommen hatte. Außerdem wurden all jene befragt, die mit der Firma Geschäfte gemacht hatten.
Mittlerweile war auch das Rätsel jenes jungen Mannes gelöst, den man in dem Parkhaus in Charleston tot aufgefunden hatte. Er stammte aus Kuwait und hatte mit einem Studentenvisum die University of Central Florida besucht. Interessanterweise tauchte seine E-Mail-Adresse auf Khalilis Laptop auf, und die Wunde von dem Messerstich, an dem der Mann gestorben war, glich auffallend der Verletzung des britischen Kapitäns.
Leider zeigten die Kubaner wenig Bereitschaft, ihren Beitrag bei der Suche nach al-Yamani zu leisten. Sowohl Irene Kennedy als auch die Außenministerin hatten ihre Amtskollegen in Russland angerufen, die nun Druck auf die Kubaner ausübten, damit sie alles preisgaben, was sie über den gesuchten Terroristen wussten. Man nahm an, bald Informationen zu bekommen, die sich die Kubaner wahrscheinlich mit amerikanischen Dollars bezahlen lassen würden.
Es war kurz vor Mittag, und Rapp hatte sich vorgenommen, so früh wie möglich aus der Stadt zu kommen. Er musste das Flugzeug erwischen, das um vier Uhr nach Milwaukee abflog, und er würde dann mit dem Mietwagen zum Ferienhaus seiner Schwiegereltern fahren, um das Memorial-Day-Wochenende dort zu verbringen. Irene Kennedy hatte ihn gebeten, noch eine Weile in Washington zu bleiben und den Lauf der Dinge hier zu verfolgen. Sie selbst fuhr mit ihrem Sohn und ihrer Mutter an den Strand, um sich ihren ersten kurzen Urlaub seit über einem Jahr zu nehmen.
Rapp war nicht auf Ehrungen
Weitere Kostenlose Bücher