Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
darüber, wie sich die radioaktive Strahlung auf den menschlichen Körper auswirkte – doch er hatte mit eigenen Augen gesehen, wie ihr Tausende seiner gläubigen Mitstreiter zum Opfer fielen. Monatelang hatten sie auf dem verlassenen Gelände gegraben und gewühlt – auf der Suche nach irgendwelchen Resten, die die Sowjets achtlos zurückgelassen hatten. Der Preis war hoch gewesen, doch am Ende würden sich die großen Opfer lohnen.
    Nachdem er mit eigenen Augen gesehen hatte, was die unsichtbare Strahlung anrichten konnte, beschloss al-Yamani, auf Zubairs warnende Worte zu hören. Die Schätzung des Pakistanis, dass sie zwei Stunden benötigen würden, um die Waffe abzuschirmen, hatte sich als falsch herausgestellt; sie hatten in Wirklichkeit sechs Stunden dafür gebraucht, doch al-Yamani sah den Nutzen dieser Maßnahme nicht nur unter gesundheitlichen Aspekten. Washington D.C. war voll mit Sensoren, die auf Radioaktivität ansprechen würden. Alle Brücken und Hauptstraßen, die in die Stadt führten, waren mit solchen Sensoren gesichert. Wenn al-Yamani die Waffe dorthin bringen wollte, wo sie den größten Schaden anrichten würde, dann musste er an diesen Sensoren vorbeikommen – und dazu war es notwendig, die Waffe abzuschirmen. Er hatte zuerst gedacht, dass die Bombe nicht entdeckt werden würde, wenn sie sie auf dem Wasserweg transportierten, doch Zubair hatte ihm klargemacht, dass sie unter allen Umständen abgeschirmt werden musste.
    Unter Zubairs Anleitung hatte Hasan genügend abgereichertes Uran auf einem Schrottplatz auftreiben können. Zum Glück wurde das Material bisweilen im Flugzeugbau als Ausgleichsgewicht in Seiten- und Höhenrudern verwendet. Während Hasan sich aufmachte, um das Uran zu besorgen, wurde Zubair von Khaled zu einem Geschäft für medizinisches Zubehör geleitet, wo der pakistanische Wissenschaftler vier Bleischürzen kaufte, wie sie von Röntgenologen verwendet werden, außerdem widerstandsfähige Handschuhe und ein Dosimeter zur Messung der Strahlendosis. Als weitere Sicherheitsmaßnahme mieteten sie mit Hilfe der Kreditkarte, die Hasan besorgt hatte, einen geschlossenen Anhänger.
    In einem nahe gelegenen Wal-Mart-Supermarkt versorgten sie sich mit Wasser, Seife und neuer Kleidung und kauften außerdem eine große weiße Kühlbox. Als sie wieder zurück auf der Baustelle waren, wurde die Kühlbox mit dem Uran und Schaumstoff ausgelegt. Anschließend sah Zubair aus sicherer Entfernung zu, wie Hasan und Khaled das radioaktive Material in die Kühlbox hoben und mit Schaumstoff und Uran bedeckten. Der Atomphysiker ermahnte sie immer wieder, schnell, aber vorsichtig zu Werke zu gehen. Als sie fertig waren, kam die Kühlbox in den Anhänger; alles andere wurde weggeworfen, einschließlich ihrer Kleider. Zubair riet Hasan und Khaled, sich gründlich mit Wasser und Seife zu waschen. Nachdem sie ihre steifen neuen Kleidungsstücke angezogen hatten, fuhren sie los und ließen Atlanta hinter sich.
    Das war vor fast zwölf Stunden gewesen. Nun ging bereits die Sonne auf, und sie näherten sich ihrem nächsten Ziel. Es war Freitagmorgen, und sie hatten nicht ganz eineinhalb Tage, um alles vorzubereiten. Sie machten zu einem Frühstück in Bracey, Virginia, Halt und warteten bis sieben Uhr, um den geplanten Anruf zu machen. Al-Yamani ging zu einem Münztelefon und wählte die Nummer aus dem Gedächtnis. Ein Mann, dessen Stimme er seit Jahren nicht mehr gehört hatte, meldete sich.
    »Ist Frank da?«, fragte al-Yamani.
    Es folgte ein Moment der Stille, ehe die Stimme zögernd sagte: »Tut mir leid, Sie müssen sich verwählt haben.«
    Al-Yamani hängte den Hörer ein und ging zum Wagen zurück. Zubair und Khaled saßen auf dem Rücksitz und Hasan hinter dem Lenkrad. Al-Yamani setzte sich neben ihn und nahm die Karte zur Hand. Er zeigte auf einen bestimmten Punkt und sagte: »Dort werden wir uns mit ihm treffen. Um zwölf Uhr. Im Richmond National Battlefield Park.«
    Hasan nickte und fuhr los. »Das schaffen wir leicht.«
    »Gut.«
    Al-Yamani blickte durch die mit Fliegen übersäte Windschutzscheibe hinaus und wünschte sich sehnlichst, auch diesen letzten Schritt noch reibungslos hinter sich bringen zu können. Zum Glück hatte ihn der Mann, den er angerufen hatte, nicht gefragt, welche Nummer er, al-Yamani, gewählt hatte. Dies hätte nämlich bedeutet, dass er glaubte, verfolgt oder überwacht zu werden. Wenn es so gewesen wäre, hätte al-Yamani nicht weiter gewusst. Dann wäre alles

Weitere Kostenlose Bücher