Die Gefahr
energisch den Kopf.
Holmes nahm einen Schluck von seinem Wein. »Also, wenn du nicht gerade lesbisch bist, Peggy, kann ich das, glaube ich, besser beurteilen als du. Sie ist eine gut aussehende Frau … glaub mir.«
Sie hätte ihm zwar gerne widersprochen, doch sie wusste, dass es unklug gewesen wäre, zu zeigen, dass sie die Frau ihres Chefs überhaupt nicht mochte. »Na ja, ist ja nicht weiter schlimm – ist vermutlich Geschmackssache«, sagte sie und trank einen Schluck Wasser. »Aber was das andere betrifft – da sind wir uns einig, nicht wahr?«
Holmes sah Valerie Jones an und fragte sich, ob sie ü berhaupt schon mit dem Präsidenten darüber gesprochen hatte. »Ist Robert auch einverstanden?«, fragte er.
»Aber sicher. Es ist ja bekannt, dass er Baxter nicht leiden kann.«
»Gut, ich weiß, dass die beiden kein tolles Team sind, a ber ich würde es gern von ihm selbst hören.«
»Warum das?«, entgegnete Valerie Jones. »Vertraust du mir etwa nicht?«
»Ich vertraue dir schon … ich will einfach nur sichergehen, dass er es sich auch gut überlegt hat. Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass der Präsident seinen Vize vor die Tür setzt.«
»Das ist schon öfter vorgekommen«, wandte Jones ein.
Holmes wusste, dass Sie recht hatte, aber die Sache musste clever eingefädelt werden. »Ich habe schon gesagt, dass ich es für eine gute Idee halte. Man muss es nur richtig anpacken. Das Letzte, was wir jetzt brauchen können, ist, dass Baxter mitten im Wahlkampf anfängt, öffentlich schmutzige Wäsche zu waschen, weil er das Gefühl hat, dass er ausgebootet wird.«
»Aber genau so ist es doch«, wandte Stealey ein. »Ich wüsste nicht, wie er es anders sehen sollte.«
»Die Partei ist eben wichtiger als ein Einzelner von uns«, sagte Valerie Jones. »Das wird er schon einsehen – und wenn nicht, dann müssen wir ihm eben vermitteln, dass wir ihn fertig machen werden, wenn er sich in der Öffentlichkeit beklagt.«
»Du hast recht«, pflichtete Holmes ihr bei. »Wir appellieren an seine Loyalität gegenüber der Partei, und wenn er nicht mitspielt, machen wir ihm klar, dass es unangenehm für ihn werden könnte. Aber wir müssen ihn unbedingt dazu bringen, dass er sich still und leise zurückzieht.«
Mit dieser Feststellung wurde Valerie Jones an ein anderes Problem erinnert. »Es gibt da übrigens noch jemanden, der dringend seinen Hut nehmen sollte«, begann sie, zu Holmes gewandt.
»Wer?«
»Mitch Rapp.«
Holmes hätte sich beinahe an dem Bissen seines Steaks verschluckt, an dem er gerade kaute. Nachdem er es mit einem Schluck Rotwein hinuntergespült hatte, fragte er: »Was redest du da?«
»Du weißt doch, wer Mitch Rapp ist, oder etwa nicht?«
»Natürlich weiß ich, wer Rapp ist. Er ist ja eine lebende Legende, und er ist mit dieser schönen NBC-Reporterin verheiratet … Anna Rielley.«
»Bist du ihm schon mal persönlich begegnet?«
»Nein, aber worauf willst du eigentlich hinaus? Warum um alles in der Welt sollte ihn der Präsident loswerden wollen?«
»Der Mann ist eine wandelnde Zeitbombe«, antwortete Valerie Jones. »Früher oder später wird er der Regierung große Probleme bereiten, und ich rede nicht von einem kleinen Skandal … ich meine eine Untersuchung im Kongress. Da werden Leute gefeuert werden, und einige werden im Gefängnis landen.«
Der Vorsitzende des DNC wurde hellhörig. Holmes legte die Gabel nieder und wischte sich den Mund mit seiner weißen Leinenserviette ab. »Du musst schon etwas deutlicher werden, Val.«
»Oh, da könnte ich dir viel erzählen, aber fürs Erste reicht das vollkommen, was heute Vormittag im Weißen Haus passiert ist. Wir sitzen im National Security Council beisammen, als er plötzlich ohne irgendeinen Anlass Peggy angreift.«
»Und weshalb?«
»Er will, dass wir die beiden amerikanischen Staatsbürger foltern, die gestern im Zusammenhang mit dem versuchten Terroranschlag festgenommen wurden.«
Holmes hatte seine Zweifel, ob Valerie Jones wirklich alles den Tatsachen entsprechend wiedergab. »Val, Mitch Rapp ist ein sehr anständiger Bursche. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er einfach so fordert, dass wir die Kerle foltern sollen.«
»Er hat es in gewisser Weise bereits getan«, warf Peggy Stealey ein.
»Das ist noch stark untertrieben«, bekräftigte Valerie Jones. »Peggy, es gibt da noch etwas, das ich dir erzählen muss. Du hast ja gesehen, dass der Präsident, Irene Kennedy, Rapp und ich die Sitzung verlassen
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