Die Gefahr
eigener Erfahrung, dass auf dem Highway 301 regelmäßig Polizeistreifen unterwegs waren. Eine andere Möglichkeit bestand darin, den Interstate 95 zu nehmen, aber dort war es noch schlimmer. Mohammed war sogar einmal von einem Flugzeug aus fotografiert worden, als er zu schnell gefahren war. Es war praktisch unmöglich, den ganzen Weg bis Dahlgren zu schaffen, ohne geschnappt zu werden.
Mohammed versicherte al-Yamani, dass sie den Pickup loswerden mussten. Al-Yamani erwiderte energisch, dass das nicht in Frage komme. Nachdem sie also den Pickup nicht irgendwo stehen lassen konnten und keine Chance hatten, durchzukommen, wenn sie weiter nordwärts fuhren oder auf einer der Hauptstraßen blieben, traf Mohammed eine schnelle Entscheidung. Er forderte al-Yamani auf den anderen zu sagen, dass sie ihnen folgen sollten. Er führte sie in hohem Tempo über einige verkehrsarme Landstraßen, die von Richmond, aber auch von Washington, wegführten. Mohammed ging gern angeln und kannte deshalb eine abgelegene Stelle, wo sie fürs Erste sicher waren und überlegen konnten, wie sie weiter vorgehen sollten.
Mohammed und al-Yamani lauschten jedem Wort, das über den Polizeifunk hereinkam. Als sie den York River erreichten, wurden weitere Informationen über sie ausgegeben. Es wurde nicht nur eine Beschreibung des Kleintransporters und des Anhängers verbreitet, sondern die Polizei fahndete nun auch nach einem grünweißen Metro-Cab-Taxi.
Mit jedem Kilometer, den sie fuhren, wurde das Risiko, geschnappt zu werden, größer. Nachdem sie das Städtchen Plum Point durchfahren hatten, beschloss al-Yamani, nicht länger wegzulaufen, sondern etwas zu wagen. Es war der Anblick des Wassers, das zwischen den Bäumen hindurchschimmerte, das ihn auf die Idee brachte.
»Was ist das für ein Gewässer links von uns?«, fragte al-Yamani seinen Kameraden.
»Das ist der York River.«
»Wo führt er hin?«
»In die Chesapeake Bay und weiter in den Atlantik.«
»Und die Straßen, an denen wir hier vorbeikommen … führen sie zu Häusern am Fluss?«
»Ja.«
»Bieg bei der nächsten ab.«
Mohammed blickte zögernd zu seinem Freund zurück.
Al-Yamani wiederholte die Aufforderung mit etwas lauterer Stimme. Sein Freund befolgte schließlich die Anweisung, und sie bogen von der asphaltierten Straße in eine Schotterstraße ein, die durch den Wald führte. Nach etwa hundert Metern kamen sie zu einer Gabelung. Zwei Schilder zeigten an, dass der linke Weg zu zwei Familien führte, während am rechten Weg nur eine, nämlich Familie Hansen, wohnte. Al-Yamani wies Mohammed an, nach rechts abzubiegen. Die Schotterstraße führte noch etwa zweihundert Meter weiter, bis sie schließlich zum Haus kamen.
Es war ein hübsches einstöckiges Cape-Cod-Haus mit einer separaten Garage für drei Autos. Dahinter erstreckte sich ein gepflegter grüner Rasen, der fast bis zum Fluss hinunterreichte. Al-Yamani lächelte, als er an einem kleinen Pier ein Boot liegen sah.
»Was soll ich tun?«, fragte Mohammed.
Al-Yamani konnte nicht wissen, ob jemand zu Hause war. Es würde die Sache natürlich erleichtern, wenn niemand da wäre, aber er würde auch im anderen Fall bekommen, was er wollte.
»Bleib vor dem Haus stehen.«
Mohammed lenkte den Wagen über die Zufahrt und hielt vor dem Haus an. Al-Yamani forderte ihn auf, mit ihm auszusteigen. Hasan und Khaled gingen mit ihnen zur Haustür, während der Wissenschaftler im Wagen blieb.
»Sieh dich hinter dem Haus um«, wies al-Yamani Khaled an. »Schau nach, ob jemand unten am Wasser ist.« Zu Hasan gewandt, sagte er: »Du gehst zur Hintertür. Wenn sie offen ist, warte ein paar Sekunden und geh dann hinein.«
Die beiden Männer nickten und gingen hinter das Haus. Al-Yamani probierte, ob sich die Tür öffnen ließ. Sie war unversperrt, doch al-Yamani ließ sie zu und drückte stattdessen auf den Klingelknopf. Etwa zehn Sekunden später erschien eine Frau von etwa sechzig Jahren in Shorts und Tennishemd an der Tür. Al-Yamani hielt einen gewissen Abstand zur Tür, um die Frau nicht zu erschrecken, während Mohammed beim Taxi stand.
Die Frau öffnete die Tür, nicht aber die Fliegengittertür davor. »Ja?«
»Guten Tag, Sie sind sicher Mrs. Hansen. Ich möchte zu Doktor Hansen.«
Die Frau sah ihn etwas verwirrt an. »Ich bin Mrs. Hansen, aber mein Mann ist kein Arzt.«
»Dann muss ich wohl das falsche Haus erwischt haben. Kennen Sie noch andere Hansens hier am Fluss?«
Mrs. Hansen überlegte einige Augenblicke.
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