Die Gefahr
südlich von Washington. »Haben Sie mit dem Deputy sprechen können?«
»Nein, das ist im Moment unmöglich. Er wird gerade operiert, um die Schwellung des Gehirns in den Griff zu bekommen.«
Rapp wusste von dem Bildmaterial der Sicherheitskameras im Ritz in Atlanta, dass Zubair dort am Mittwoch mitten in der Nacht aufgebrochen war. Warum wollte er nach Washington? »Haben wir eine Beschreibung des Wagens?«
»Ja. Es ist ein Ford F-150 Pickup mit Doppelkabine aus den späten Neunzigerjahren, Farbe grünhellbraun, mit einem Anhänger. Er war mit zwei anderen Kerlen unterwegs, und der Fahrer hatte einen Akzent.«
»Hatte der Pickup irgendetwas geladen?«
»Nicht dass wir wüssten, aber wir bekommen unsere Informationen momentan aus dritter und vierter Hand.«
Rapp hielt den Wagen an. »Sie könnten schon in Washington sein.«
»Die Leute von der State Patrol glauben das nicht. Sie hatten nur vier Minuten, nachdem der Deputy angefahren worden war, einen Mann vor Ort. Außerdem ist sofort eine Beschreibung des Wagens hinausgegangen. Zwanzig Minuten später waren ein Flugzeug und ein Hubschrauber unterwegs, um die ganze Gegend abzusuchen. Mein Agent, der mit den Jungs gesprochen hat, sagt, dass der Wagen mit hoher Wahrscheinlichkeit noch in der Gegend von Richmond sein muss.«
»Könnte es sein, dass einer der anderen im Wagen al-Yamani war?«
»Keine Ahnung. Der Deputy wird sicher noch eine Stunde operiert.«
»Wird er durchkommen?«
»Das weiß ich nicht, aber hören Sie zu. Ich weiß, dass Ihre Frau stinksauer auf mich sein wird – aber Sie müssen unbedingt zurückkommen. Es gibt da ein paar Dinge …« McMahon zögerte. »Na ja, Paul und ich haben da ein paar Aufgaben, bei denen wir unbedingt Ihre Hilfe brauchen.«
Rapp erkannte, dass McMahon nicht darüber sprechen wollte, weil die Telefonverbindung nicht abhörsicher war. »Auf Sie wird sie nicht halb so sauer sein wie auf mich. Ich bin in zwanzig Minuten bei euch.«
Rapp beendete das Gespräch, stieß ein paar deftige Flüche aus und saß einige Sekunden regungslos da. Er starrte auf das Telefon in seiner Hand und überlegte, wie er die Sache seiner neugierigen Frau erklären sollte, ohne ihr Einzelheiten zu verraten. Er warf das Handy auf den Beifahrersitz und beschloss, die Sache für eine Weile aufzuschieben. Wenn er Glück hatte, waren die Flüchtigen bereits gefasst worden, bis er im Büro ankam. Wenn das der Fall war, konnte er Irene Kennedy wahrscheinlich überreden, dass sie ihm einen der Executive Jets der CIA zur Verfügung stellte. Rapp war sich bewusst, dass das reines Wunschdenken war – doch es war immer noch besser, als seine Frau jetzt sofort anzurufen und die Enttäuschung in ihrer Stimme zu hören.
67
RICHMOND
Es war der Funkscanner, der sie rettete. Aus dem kleinen schwarzen Kästchen an der Unterseite des Armaturenbretts im Taxi tönten keine zwei Minuten nach dem Vorfall mit dem Polizisten aufgeregte Stimmen. Al-Yamani bemerkte es zuerst gar nicht, weil er mit Hasan telefonierte – doch Mohammed hörte jedes Wort des Dramas, das sich nun entwickelte, und er bekam fast einen Herzanfall. Wie viele andere Taxis war auch Mohammeds Wagen mit einem Funkscanner ausgestattet, um den Polizeifunk abzuhören. Zuerst hatte er das Gerät nur benutzt, um Verkehrsstaus auszuweichen, doch später hörte er den Polizeifunk zur reinen Unterhaltung an. Wenn er nachts arbeitete, war das Geplauder der Polizisten oft interessanter als das Radioprogramm.
Als Erstes hörte er, dass ein Autofahrer einen verletzten Polizisten gemeldet hatte. Mohammed wusste, dass es nichts gab, was die Polizisten wütender machte, als zu hören, dass einer der Ihren verletzt worden war. Keine drei Kilometer vom Tatort entfernt brauste ein Polizeiwagen an ihnen vorüber, um dem angefahrenen Polizisten zu Hilfe zu eilen. Eine knappe Minute später erschienen ein zweiter und ein dritter Polizeiwagen auf der Bildfläche. Gerade als Mohammed daran zu glauben begann, dass sie sich in Sicherheit bringen könnten, ertönte die Stimme des Polizisten, den er angefahren hatte, im Polizeifunk. Der Mann gab eine Beschreibung des Pickups durch, den er kontrolliert hatte, und sagte etwas über einen Mann, der angeblich vom FBI gesucht wurde.
Mohammed überlegte fieberhaft. Ihr ursprünglicher Plan war, auf dem Interstate 295 hinüber zum Highway 301 und weiter bis Dahlgren am Potomac zu fahren. Dort hatte er das Boot gemietet und im Voraus bezahlt. Mohammed wusste aber aus
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