Die Gefahr
Neuigkeit?«, fragte Mrs. Stokes aufgeregt.
Stokes nahm einen Schluck von seinem Drink und schüttelte den Kopf.
»Oh, komm schon«, sagte Holmes vorwurfsvoll. »Warum darf ich es ihr denn nicht sagen?«
Stokes lächelte schließlich. »Also gut, aber du musst wissen, Liebling, dass ich es dir nur deshalb nicht gesagt habe, weil es noch nicht hundertprozentig sicher ist.«
»Natürlich ist es noch nicht offiziell, aber andererseits bist du heute Abend hier, und der Vizepräsident nicht.«
»Worum geht es denn?«, fragte Libby neugierig.
»Bitte, darf ich es ihr sagen?«, drängte Holmes.
Stokes nickte.
»Gut«, sagte Holmes zufrieden und bot ihr seinen Arm. »Würdest du mich an die Bar begleiten, Libby? Ich hole mir einen neuen Drink, und dabei verrate ich dir die gute Neuigkeit.«
Libby bebte vor Aufregung wie ein kleines Kind, als sie mit ihm wegging. Peggy Stealey sah den beiden widerwillig, aber auch ein wenig amüsiert nach. Sie hoffte, Holmes würde auch zu ihr sagen, dass sie so schön wie ein Callgirl sei. Sie spürte den Atem ihres Chefs an ihrem Hals und drehte sich langsam um. Er hatte diesen Blick in den Augen, den er nur hatte, wenn seine Frau nicht dabei war.
»Du siehst umwerfend aus«, flüsterte er. »Und du duftest obendrein wundervoll.«
Wenn sie allein gewesen wären, hätte sie überlegt, ob sie ihm nicht einen Tritt zwischen die Beine versetzen sollte, doch das hier war eindeutig nicht der richtige Ort, um ihrer Hassliebe Ausdruck zu verleihen, die in solchen Momenten eindeutig mehr in Richtung Hass ging »Schade, dass du deine Frau mitgenommen hast.«
Stokes wusste, dass sie mit ihm spielte, doch er konnte nicht anders. »Warum sagst du das?«
Peggy beugte sich zu ihm, sodass ihre Lippen fast sein Ohr berührten. »Weil ich dich heute Nacht in meine Wohnung mitnehmen und fesseln wollte.« Dann wandte sie sich von ihm ab und sagte beiläufig: »Oh, schau, da ist Valerie. Na ja, vielleicht ein andermal.« Und im nächsten Augenblick war sie weg und ließ ihren Chef und Ex-Liebhaber allein mit dem Feuer, das sie wieder einmal in seinem Kopf und anderen Körperteilen entfacht hatte.
73
WASHINGTON D.C.
Es war kurz nach neun Uhr, als Reimer ziemlich beunruhigt die CT Watch betrat. Rapp hatte soeben das zweite Mal an diesem Tag mit seiner Frau telefoniert, um sich zu entschuldigen. Sie sagte, dass sie es verstehe, obwohl es nicht ganz so klang. Er enttäuschte sie nicht gern und versprach ihr, dass er am nächsten Morgen gleich mit dem ersten Flugzeug kommen würde. Sie sagte, dass sie ihn im Bikini am Flughafen erwarten würde. Er lachte, sie aber nicht. Sie hatte es satt, so wenig von ihrem Mann zu haben, und er konnte ihr das nicht verdenken.
Die Virginia State Police hatte eine Reihe von Kontrollstellen in dem Gebiet errichtet, wo die beiden Fahrzeuge zum letzten Mal gesehen worden waren. Jetzt, wo die Nacht hereinbrach, wurde jedes Fahrzeug angehalten, das in die Gegend kam oder sie verlassen wollte. Wenn sich nichts ergeben sollte, würde man morgen früh von Tür zu Tür gehen, um nach den Terroristen zu suchen.
Reimer öffnete die Tür zur Kommandozentrale, doch er trat nicht ein, sondern gab McMahon und Rapp mit einer Geste zu verstehen, dass sie mit ihm kommen sollten. Er ging schnurstracks in McMahons Büro, verzichtete aber darauf, sich zu setzen. Als McMahon und Rapp bei ihm waren, knallte er die Tür zu. »Ich habe gerade einen Anruf von einem meiner Leute bekommen«, begann er mit besorgter Miene. »Es wird euch nicht gefallen, was ich euch zu sagen habe. Das CDC in Atlanta hat offenbar irgendeinen Bürohengst in meinem Ministerium angerufen und gemeldet, dass ein Mann in einem dortigen Krankenhaus an der Strahlenkrankheit gestorben ist.« Die Adern in Reimers Hals traten vor Zorn hervor. »Dieser Idiot war offenbar schon ganz in Wochenendstimmung und hat sich nicht die Mühe gemacht, mich sofort anzurufen. Er hat mir nur eine E-Mail geschickt – eine von achtundsiebzig, die ich heute bekommen habe – und er hat sie nicht einmal mit dem Zusatz ›dringend‹ versehen.«
Abgesehen von dem Wort Strahlung und dem Hinweis auf das Center for Disease Control, das Zentrum für Krankheitskontrolle und -Vermeidung, hatte Rapp keine Ahnung, wovon Reimer sprach. »Paul, ich kann Ihnen nicht ganz folgen«, sagte er.
»Der Mann ist an ARS gestorben … an akuter Strahlenkrankheit. Ich habe gerade mit dem Krankenhaus telefoniert. Der Arzt, der ihn behandelt hat, meint, dass er
Weitere Kostenlose Bücher