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Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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zurückschlagen. Dieser Gedanke gab ihm den Trost, der ihn ruhig schlafen ließ. Allah hatte ihnen ein großes Geschenk gemacht. Bald schon würde Amerika dafür büßen, dass es sich als Kolonialmacht aufspielte und die Kinder Allahs ins Verderben stürzen wollte.
    Dass al-Houri so gut schlief, lag aber auch an der Abgeschiedenheit und der frischen Luft dieses Bergdorfes, das er im vergangenen halben Jahr immer wieder besucht hatte. Das Dorf war für ihn zur Operationsbasis für das bevorstehende Unternehmen geworden, mit dem Amerika der empfindlichste Schlag seiner Geschichte versetzt werden sollte. Al-Houri hatte sich entweder hier im Dorf oder in der schmutzigen und übervölkerten Stadt Quetta in der pakistanischen Provinz Belutschistan aufgehalten. Hier im Dorf träumte er stets von den Geräuschen der Stadt. Diesmal hörte er in seinem Traum ein fernes Donnern, von dem er nicht wusste, was es zu bedeuten hatte. Kam es von einem Zug? Das Donnern wurde immer lauter, bis es schließlich von mehrmaligem lautem Krachen begleitet wurde.
    Al-Houri öffnete die Augen und setzte sich auf. Draußen heulte der Wind; er wirbelte Erde und Kieselsteine auf und schleuderte sie gegen das kleine Schlafzimmerfenster. Plötzlich ertönte ein Geräusch, das er nur allzu gut kannte – das Knattern eines AK-47-Sturmgewehrs. Innerhalb von Sekunden war er hellwach und erkannte, was da vor sich ging. Er blickte zur Schlafzimmertür hinüber und hoffte, dass sie aufgehen möge. Mit geschlossenen Augen flüsterte er den Namen seines Leibwächters Ahmed. Der Afghane war ihm seit sieben Jahren ein treuer und ergebener Diener. Er hatte ihm klare Anweisungen gegeben … Al-Houri wusste zu viel und durfte dem Feind nicht in die Hände fallen.
    Er hörte ein explosionsartiges Krachen, gefolgt von einem lauten Knall direkt aus dem Nebenzimmer. Am unteren Türspalt sah er Licht aufblitzen, während aus immer mehr Waffen geschossen wurde. Al-Houri ärgerte sich über sich selbst, dass er sich hier in diesem abgelegenen Dorf in Sicherheit gewähnt hatte. Wie hatten sie ihn hier gefunden? Warum hatten sie ihn überrascht? Es gab in der pakistanischen Armee viele Gläubige, die zweifellos ihr Leben aufs Spiel gesetzt hätten, um ihn zu warnen. Er starrte weiter auf die Tür und betete, dass sein Leibwächter endlich kommen möge. Wo blieb Ahmed bloß so lange?
    Schließlich wurde die Schlafzimmertür aufgerissen – und so als hätte Allah ihn gesandt, stand Ahmed vor ihm, und nicht irgendein amerikanischer Söldner. Ahmed hielt seine Kalaschnikow in den Händen und legte sichtlich widerstrebend an. Es schmerzte ihn, seine Pflicht erfüllen zu müssen, so wie er es geschworen hatte.
    Al-Houri sah den Mann, der wie ein Sohn für ihn war, mit einem erleichterten Lächeln an. Er schloss die Augen, um den Tod zu empfangen – in dem sicheren Wissen, dass auch die Amerikaner bald ein tödlicher Schlag treffen würde.

0 8
    Die vier Hubschrauber waren wie Raubvögel auf das verschlafene Dorf herabgestoßen und machten dabei nicht viel mehr Lärm als ein starker Windstoß. Zweiunddreißig abgetragene Stiefel baumelten in der Luft und warteten darauf, den Boden zu berühren. Während sie über die flachen Dächer des dunklen Dorfs hinwegflogen, hielten die Männer mit ihren Nachtsichtbrillen nach potenziellen Zielen Ausschau. Es schien alles ruhig zu sein. Allem Anschein nach hatten sie den Feind mit ihrem Angriff tatsächlich überrascht.
    Ungefähr hundert Meter von ihrem Ziel entfernt gerieten sie plötzlich unter Beschuss. Ein Delta-Force-Mann im ersten Hubschrauber schaltete den Wächter mit zwei gezielten Schüssen aus seinem M4A1-Karabiner aus. Wenige Sekunden später landeten zwei Little Birds vor dem Ziel und gruben mit ihren Landekufen frische Spuren in die Schotterstraße. Die dritte Maschine landete hinter dem Ziel, und die vierte und letzte kam etwas langsamer herangeflogen, um ihre Passagiere auf dem Dach abzusetzen.
    Master Sergeant Todd Corrigan war für den sechzehn Mann starken Stoßtrupp verantwortlich. Der stämmige vierunddreißigjährige Corrigan gehörte schon seit acht Jahren der Delta Force an und war davor bei der berühmten 101 st Airborne Division gewesen. Er war einer der angesehensten und verdienstvollsten Unteroffiziere der gesamten Streitkräfte. General Harley vertraute darauf, dass Corrigan die schwere Aufgabe meistern würde; immerhin wurden die sechzehn Soldaten mitten in einer absolut feindlichen Umgebung abgesetzt, wo

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