Die Gefahr
als er sah, dass die Häuser nicht leer standen – noch verblüffter aber war er, als er einen sowjetischen T-72-Panzer vor dem größten Gebäude stehen sah.
Urda spürte Rapps Bedenken und wandte sich ihm zu. »Das sind meine Verbündeten in diesem wahnsinnigen Krieg gegen die Taliban.«
Rapp nickte und spähte durch die verschmierte Windschutzscheibe hinaus. »Werden sie uns unterstützen?«
»Sie hassen diese religiösen Fanatiker mehr, als Sie sich vorstellen können. Meine Jungs« – Urda zeigte zum anderen Fahrzeug hinüber, in dem seine beiden afghanischen Leibwächter saßen – »sind absolut loyal. Das sind gute Jungs, die in dem Krieg ihre Eltern verloren haben. Die Taliban haben vielen Leuten ziemlich schlimme Dinge angetan. Deshalb haben sie jede Menge Feinde.«
Rapp hatte schon bemerkt, dass Urdas einheimische Bodyguards nicht viel älter als sechzehn Jahre alt sein konnten, was er nicht gerade beruhigend fand. Urda lenkte den Geländewagen zu einem der Gebäude. »Immer wenn ich jemanden habe, mit dem es nicht auf die freundliche Tour geht, bringe ich ihn hierher und überlasse ihn den Jungs hier, damit sie aus ihm herauskriegen, was ich wissen will.«
Rapp zog es vor, nichts dazu zu sagen. Das Ganze war nicht gerade der Teil seines Jobs, der ihm am meisten Freude machte.
Die beiden Wagen hielten bei einer Art eingezäuntem Pferch an. Als Rapp ausstieg, schlug ihm der Gestank von Tierkot entgegen. Er blickte über den Zaun in den Pferch und sah mehrere Dutzend Schweine, die in ihren eigenen Exkrementen lagen.
Urda öffnete die Heckklappe des Wagens, hinter der drei gefesselte Gefangene mit Kapuzen über dem Kopf saßen. Er blickte zu seinen afghanischen Leibwächtern hinüber und sagte: »Kapuzen ab und hinein mit ihnen.«
Die beiden Helfer grinsten einander an und schulterten ihre Gewehre.
Rapp sah Urda etwas verdutzt an.
»Schweine, verstehen Sie?«, sagte Urda. »Das ist für diese Kerle ungefähr das Schlimmste überhaupt. Sie fürchten, dass sie nicht in den Himmel kommen, wenn sie ein Schwein auch nur berühren, bevor sie sterben. Und dann gehen ihnen immerhin die neunundneunzig Jungfrauen durch die Lappen, an die die Kerle glauben.«
Rapp grinste. »Sie meinen die siebenundsiebzig Huris.« Rapp verwendete das arabische Wort für die schönen Jungfrauen, die angeblich die moslemischen Märtyrer erwarteten, wenn sie in den Himmel kamen.
»Ja … ist ja egal.«
Rapp lachte zum ersten Mal seit Tagen. Er sah zu, wie sie dem ersten Gefangenen die Kapuze vom Kopf zogen und ihn Hals über Kopf über den Zaun warfen. »Sagen Sie Ihnen, dass sie Acht geben sollen, dass die Kerle nicht auf den Kopf fallen. Ich brauche sie lebend … zumindest für eine Weile«, fügte Rapp hinzu.
Er blickte in den Pferch, wo der gefesselte Mann verzweifelt versuchte, den Schweinen auszuweichen, die an ihm zu schnüffeln und zu lecken begannen. Seine Augen waren vor Schreck geweitet, doch seine Schreie wurden von dem schmutzigen Knebel erstickt. Rapp hatte bis jetzt immer gedacht, dass er schon alles gesehen hatte und dass es nichts gäbe, was ihn noch verblüffen könnte – doch das hier übertraf wirklich alles. Kopfschüttelnd ging er von dem Pferch weg, zog sein Satellitentelefon hervor und tippte die Nummer ein, die General Harley ihm gegeben hatte.
Ein Offizier vom Dienst meldete sich, und Rapp fragte nach dem General. Fünf Sekunden später war Harley am Telefon. »Ja, Mitch?«
»General, haben Sie schon die Namen der beiden anderen Gefangenen?« Rapp selbst war sich ziemlich sicher, dass es sich bei drei der Gefangenen um Hassan Izz-al-Din, Abdullah Ahmed Abdullah und Ali Saed al-Houri handelte.
»Noch nicht, aber wir arbeiten daran.«
»Was ist mit Langley?«
»Wir gehen die Dokumente durch, so schnell wir können, und schicken sie dann ans CTC.«
»Haben Ihre Jungs oder die von Jamal etwas gefunden, was ich brauchen könnte?«
»Oh, es ist schon einiges da«, antwortete Harley zuversichtlich, »aber es muss zuerst einmal sortiert werden. Wir haben da Aufzeichnungen über Finanztransaktionen, Namen, Dokumente über Massenvernichtungswaffen, Pläne für Terroranschläge … ich glaube fast, dass wir da auf eine Goldmine gestoßen sind.«
»Gut.« Die Zeit war jedoch knapp. Bald würde es sich herumsprechen, dass die Al Kaida einen Rückschlag erlitten hatte. Bankkonten würden geleert werden, Leute würden untertauchen und Pläne würden rasch geändert werden.
»Hören Sie, General, ich
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