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Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Interessen durchzusetzen. Jeder von ihnen verfügte über eine eigene Miliz aus erfahrenen Soldaten und über schier unbegrenzte finanzielle Mittel, um seine Truppen mit Kriegsmaterial aus der ehemaligen Sowjetunion und ihren Satellitenstaaten auszurüsten – von Gewehren und Artillerie bis hin zu Panzern und Hubschraubern.
    Im Moment gab es eine gewisse Zusammenarbeit mit den Amerikanern. Die mächtigen Kriegsherren hatten sich bereit erklärt, den Amerikanern zu helfen, die Taliban und Al Kaida zu bekämpfen. Dafür mischten sich die Amerikaner nicht in den blühenden Opiumhandel ein. Wie immer war es die Aufgabe der CIA gewesen, diesen Pakt mit dem Teufel einzufädeln. Irene Kennedy befürchtete, dass der CIA dieser Pakt irgendwann einmal sehr peinlich sein würde, doch für den Augenblick hatte man kaum eine andere Wahl.
    Es würde zwar eines Tages harsche Kritik und möglicherweise sogar eine Untersuchung im Kongress für diese Vorgehensweise geben, doch die Allianz hatte sich als sehr hilfreich erwiesen. Man hatte die Taliban in wenigen Monaten vernichtend geschlagen, und das Land war zwar nach westlichen Standards immer noch nicht sicher, aber immerhin sicherer, als es in den letzten zwanzig Jahren gewesen war.
    Rapp war sich all der Sachzwänge dieses Krieges bewusst, als er in einer dunklen Ecke des schwach beleuchteten Lagerraums stand. Er betrachtete die mit Opium gefüllten Säcke, die bis zur Decke hinauf gestapelt waren, und fragte sich, was das Zeug wohl wert sein mochte. Rasch beschloss er, dass er es gar nicht wissen wollte. CIA-Agenten mit ihren nicht unbedingt fürstlichen Gehältern liefen manchmal Gefahr, der Verlockung des großen Geldes zu erliegen und sich bestechen zu lassen. Sie arbeiteten in einer verführerischen Welt, in der sich alles um Drogenhandel, Geld, Spione und illegalen Waffenhandel drehte. Allein die Tatsache, dass er sich in diesem Haus aufhielt, konnte ihm schon Probleme bereiten, die er ganz bestimmt nicht brauchen konnte.
    Rapp fragte sich, ob das hier der richtige Ort war, um das Verhör durchzuführen, doch er wusste auch, dass er weder die Zeit noch die Möglichkeiten hatte, um etwas Besseres zu finden. Die Sache musste erledigt werden, und zwar rasch. Um mögliche Konsequenzen würde man sich später kümmern müssen.
    Amerika war in diesem Krieg in einer schwierigen Lage. Die internationalen Hilfskräfte und die Medien stürzten sich geradezu auf jede Geschichte über Amerikaner, die Kriegsverbrechen begingen, während sie vor den Gräueltaten, die Tag für Tag von den »heiligen Kriegern« der Gegenseite verübt wurden, oft die Augen verschlossen. In den sicheren Redaktionsstuben der Medien und in den ehrwürdigen Hallen des Parlaments war es leicht, alle möglichen Maßnahmen zu kritisieren. Doch draußen auf dem Schlachtfeld waren Werte und Moralvorstellungen absoluter Luxus. Was Rapp nun im Begriff war zu tun, würden viele Leute, deren Leben er zu retten versuchte, als barbarisch brandmarken. Es war für ihn eine traurige Notwendigkeit, dass er wieder einmal würde töten müssen, um Leben zu retten.
    Auf seine Anordnung hin wurden die fünf Gefangenen in die Mitte des Raumes geführt, wo sie in einer Reihe knien mussten. Sie waren immer noch gefesselt und geknebelt. Er bat Urda, seine Leibwächter draußen warten zu lassen, holte zwei Ohrenstöpsel aus seiner schwarzen kugelsicheren Weste und steckte sich einen davon ins linke Ohr. Dann trat er aus seiner dunklen Ecke hervor.
    Er fragte sich, ob ihn wohl einer der fünf Männer kannte. In den Tagen, bevor Irene Kennedys Ernennung zur CIA-Direktorin bestätigt werden sollte, zerrte ein Abgeordneter, der ihre Amtseinsetzung verhindern wollte, Rapps Identität ans Licht der Öffentlichkeit und entlarvte ihn als Killer im Dienste der CIA. In der Folge wurde Rapps Rolle in einigen großen Antiterror-Operationen bekannt, darunter auch eine, die Hunderten von Menschen, einschließlich des Präsidenten, das Leben gerettet hatte. Die Zeitungen brachten zahllose Geschichten und Fotos von Rapp, sodass er unter den fanatischen Moslems bald als Feind Nummer eins galt.
    Als Rapp in das schwache Licht trat, konnte er am Gesichtsausdruck eines jungen Mannes ablesen, dass er ihn erkannt hatte. Rapp nahm ihm den Knebel aus dem Mund und forderte ihn auf Arabisch auf, den anderen zu sagen, wer er war.
    Der Gefangene senkte den Blick; er scheute sich offensichtlich, den Mann anzusehen, der da vor ihm stand. Rapp wiederholte den

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