Die Gefahr
wild durcheinander zu reden. Präsident Hayes schob seinen Stuhl vom Tisch zurück und überlegte, wohin dieser ganze Wahnsinn noch führen mochte.
CIA-Direktorin Kennedy beugte sich zu ihm. »Sir«, sagte sie, »wenn Sie mir das Wort geben möchten, würde ich gerne einen Vorschlag machen, wie wir weiter vorgehen könnten.«
Hayes gefiel die Gelassenheit, mit der sie sprach. »Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit!«, rief er in die Runde. Wie alle guten Redner wusste er genau, in welchem Ton er sprechen musste, um die Aufmerksamkeit der Anwesenden zu gewinnen.
»Dr. Kennedy hat das Wort«, sagte er.
Irene Kennedy legte die Hände auf den Tisch und sprach mit ruhiger, aber sicherer Stimme. »Mit jeder Minute erfahren wir mehr über die Gefahr, der wir ins Auge sehen müssen. So paradox es klingen mag – die beste Taktik ist im Moment, gar nichts zu tun. Es ist jetzt Viertel nach vier Uhr früh. Wir haben noch etwas Zeit, bis die Leute aufstehen und zur Arbeit fahren. Ich würde deshalb vorschlagen, dass wir in der nächsten Stunde unseren Antiterror-Spezialisten noch die Möglichkeit geben, das zu tun, wofür sie ausgebildet wurden, und ihnen nicht ins Handwerk zu pfuschen. Um fünf Uhr dreißig können wir dann wieder zusammentreten und über weitere Maßnahmen beraten.«
Der Präsident wartete gar nicht erst, ob jemand etwas einzuwenden hatte. »Wir treten dann um fünf Uhr dreißig wieder zusammen. Bis dahin möchte ich Sie ersuchen, dass Sie die Pläne, die wir für die verschiedenen Szenarien vorbereitet haben, an unsere Situation anpassen. Irene und Beatrice …«, fügte er, zu Dr. Kennedy und der Außenministerin gewandt, hinzu, »ich möchte, dass Sie beide eine Strategie ausarbeiten, wie wir mit Pakistan umgehen – und auch mit anderen Verbündeten, auf die wir eventuell gezwungen sein werden, ein wenig Druck auszuüben.«
Der Präsident blickte in die Runde. »Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig es ist, dass die Sache unter uns bleibt. Das Letzte, was wir jetzt brauchen können, ist, dass die Medien von der Sache Wind bekommen. Sie würden Panik unter der Bevölkerung verbreiten, die Situation würde außer Kontrolle geraten und wir müssten ohnmächtig zusehen, wie die Katastrophe ihren Lauf nimmt.«
31
AFGHANISTAN
Rapp trat in das Zelt und sah in dem gedämpften Licht Urda mit einem Gefangenen an einem kleinen Tisch sitzen. Als er näher kam, sah er, dass es Ahmed Khalili, der junge Mann aus Karatschi, war. Zwei Becher standen vor ihnen auf dem Tisch. Khalilis Hände waren immer noch gefesselt, aber jetzt vor dem Körper, sodass er trinken konnte. Rapp wertete das als ein gutes Zeichen. Als er an den Tisch trat, blickte der junge Pakistani zur Seite.
»Keine Angst, Ahmed«, sagte Urda, als er merkte, wie nervös der junge Mann wurde, als er Rapp kommen sah. »Es wird dir nichts geschehen, solange du mit uns zusammenarbeitest.« Der CIA-Mann in Kandahar stand auf. »Ich gehe kurz hinaus. Trink in Ruhe deinen Tee, ich bin gleich wieder da.«
Als die beiden Männer draußen waren, sagte Urda: »Er redet.«
»Gut, aber erzählt er uns irgendetwas Nützliches?«
»Ich denke schon. Er ist ihr Computer-Spezialist. Daher weiß er übrigens auch, wer du bist.«
»Und woher?«
»Sie haben ihm aufgetragen, alles zu sammeln, was in den Medien über dich berichtet wird. Sie wollten etwas über deine Frau erfahren, und er sollte auch herausfinden, wo du lebst.«
»Und? Hat er es herausgefunden?«, fragte Rapp beunruhigt.
»Ich glaube nicht.«
Rapp blickte wieder ins Zelt. All das überraschte ihn keineswegs, doch beunruhigend war es trotzdem. Er würde der Sache nachgehen müssen, doch im Moment gab es Wichtigeres für ihn zu tun. »Hat er etwas darüber gesagt, woher sie die Bombe haben und wie sie sie in die USA gebracht haben?«
»Bis jetzt nicht.«
»Worüber hat er denn dann gesprochen?«
»Über die Zellen, die sie in den Staaten haben.«
Rapp war erfreut, das zu hören, und er forderte Urda mit einer Geste auf, ihm mehr zu erzählen.
»Er hat mir detailliert erläutert, wie sie ihre Leute in den Staaten per E-Mail kontaktieren. Und er hat mir noch etwas sehr Wichtiges erzählt.«
»Was denn?«
»Angeblich ist einer ihrer führenden Leute nach Amerika gereist, um bei der Durchführung des Anschlags zu helfen.«
»Hat er gesagt, wer?«
Urda nickte. »Mustafa al-Yamani.«
Rapps Hände ballten sich zu Fäusten, als er den Namen hörte. »Wie und wann?«
»Sie wussten, dass sie
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