Die Gefahr
zuvor General Flood grünes Licht gegeben, von der Alarmstufe Defcon 5, der normalen Einsatzbereitschaft in Friedenszeiten, auf Defcon 4 zu gehen. Außerdem war geplant, die Siebte Flotte und das Zentralkommando, falls notwendig, in erhöhte Alarmbereitschaft (Defcon 3) zu versetzen. Man hatte Hayes versichert, dass das die normale Vorgehensweise in einer solchen Situation sei. Der Präsident konnte bereits erkennen, wo dieser ganze Wahnsinn unter Umständen hinführte. Die Falken im Pentagon hatten es noch nicht laut ausgesprochen, aber das würden sie sehr bald tun.
Wenn wirklich eine Atombombe in Washington explodierte, dann würden sie vehement auf einen sofortigen Gegenschlag drängen, und der Präsident würde es äußerst schwer haben, sie hinzuhalten. Das Problem war nur, wen oder was man mit einem Gegenschlag treffen sollte.
Irene Kennedy kam auf den Präsidenten zu. »Sir, wir sind so weit«, sagte sie.
Hayes nahm seinen Platz am Kopfende des Konferenztisches ein. Am anderen Ende des Raumes prangte ein großer dreigeteilter Videobildschirm. Ganz links waren Verteidigungsminister Culbertson und General Flood zu sehen, die sich im NMCC im Pentagon aufhielten. Der mittlere Abschnitt zeigte Vizepräsident Baxter, Finanzminister Keane und Minister McClellan, der für das relativ junge Ministerium für Innere Sicherheit oder Heimatschutz (Homeland Security) verantwortlich war. Die drei Männer befanden sich gegenwärtig in Mount Weather, einem weiteren sicheren Bunker westlich von Washington. Auf dem letzten Drittel des Bildschirms waren Justizminister Stokes und FBI-Direktor Roach zu sehen, die sich im neuen Joint Counterterrorism Center aufhielten. Am Konferenztisch mit dem Präsidenten saßen Außenministerin Berg, Sicherheitsberater Haik, Stabschefin Jones und CIA-Direktorin Kennedy. Alle zusammen bildeten sie das National Security Council, den Nationalen Sicherheitsrat des Präsidenten, der seine Sitzungen zuletzt sehr oft via Telekonferenz abgehalten hatte.
Präsident Hayes wusste, dass noch nicht alle über die gegenwärtigen Ereignisse informiert waren. »Irene«, sagte er deshalb, »würden Sie kurz allen die Situation schildern?«
Irene Kennedy begann in ihrer typisch ruhigen, analytischen Art zu sprechen. »Wie die meisten von Ihnen wissen, haben wir vergangene Woche bestimmte Trends auf den Finanzmärkten festgestellt, die Anlass zur Beunruhigung gaben. Am Montagmorgen erfuhren wir dann von einem mutmaßlichen Treffen von hochrangigen Al-Kaida-Mitgliedern in einem kleinen Dorf im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan. Vor ungefähr neun Stunden haben amerikanische Special Forces das Dorf angegriffen.«
Bevor Kennedy fortfahren konnte, fragte Außenministerin Berg: »Auf welcher Seite der Grenze liegt das Dorf?« An ihrem Ton konnte man erkennen, dass sie die Antwort auf ihre Frage bereits kannte.
»Auf der pakistanischen Seite.«
Berg, eine angesehene ehemalige Senatorin, wandte ihren eiskalten Blick dem Präsidenten zu. »Und warum hat man mich nicht darüber informiert?«
Hayes war nicht in der Stimmung für langwierige Kompetenzstreitigkeiten. »Sie wurden nicht informiert, weil ich nicht wollte, dass die Pakistanis davon erfahren«, sagte er knapp. »Fahren Sie fort«, fügte er, zu Irene Kennedy gewandt, hinzu.
Die CIA-Direktorin räusperte sich. »Im Zuge der Operation wurden drei hochrangige Al-Kaida-Mitglieder und einige Handlanger festgenommen. Außerdem konnten mehrere Computer sowie zahlreiche Dokumente sichergestellt werden. Eine Information, die dabei gewonnen wurde, gibt uns Anlass zu allergrößter Sorge. Es handelt sich um einen Stadtplan von Washington D.C.« Irene Kennedy drückte einige Tasten, worauf ein Plan von Washington auf den Monitoren erschien, die in den Konferenztisch eingefügt waren.
»All jene unter Ihnen, die so etwas schon einmal gesehen haben, werden wissen, dass es sich bei den Kreisen rund um die National Mall um den Explosionsradius einer Atombombe handelt. Außerdem wurden auch Angaben über die Schäden einer solchen Explosion gefunden.«
»Wie groß ist die Bombe, um die es hier geht?«, fragte die Stabschefin des Präsidenten.
»Zwanzig Kilotonnen.«
»Ist das groß?«
Irene Kennedy blickte zu dem Telekonferenz-Bildschirm auf. »General Flood«, sagte sie.
»Nun«, meldete sich der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs zu Wort, »für eine Atombombe ist es relativ klein, aber wenn es um eine Atomwaffe geht, ist nichts wirklich
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