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Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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geben, doch al-Yamani trug die Verantwortung für die gesamte Operation. Vieles von dem, was er selbst tun würde, hing davon ab, wie erfolgreich die erste Zelle war. Er musste sich vergewissern, dass sie die Bombe auch wirklich bekamen, dann konnte er sich auf den Rest des Plans konzentrieren.

30
    MARYLAND
    Seit zwei Stunden herrschte am Stützpunkt von Raven Rock Mountain ein ständiges Kommen und Gehen von Hubschraubern und Autos. Der Berg an der Grenze zwischen Maryland und Pennsylvania liegt ungefähr eine Autostunde nördlich von Washington D.C. Tief im Berg ist eine stark befestigte Anlage eingerichtet, die Site R genannt wird.
    Site R war im Jahr 1953 fertig geworden und sollte als »Alternate Joint Communications Center« dienen, also als alternative vereinigte Kommunikationszentrale. Einfacher gesagt, es ist ein Bunker, der im Falle eines Atomschlags gegen die Vereinigten Staaten das Überleben ermöglichen soll. Es gibt vier verschiedene Zugänge zu Site R. Die beiden Haupteingänge liegen auf den beiden Seiten des Berges. Sie sind mit Panzertüren versehen, deren Öffnen und Schließen zehn Minuten dauert. Der dritte Zugang ist eigentlich eher ein Notausgang, und der vierte und versteckteste von allen ist ein Aufzugsschacht mit Tunnel, durch den der Präsident von Camp David, das nur wenige Kilometer entfernt ist, hierher gelangen kann.
    Die Stabschefin des Präsidenten war die letzte Person, die durch den Camp-David-Zugang hereinkam. Nach ihr wurde das massive Tor geschlossen, und die Insassen des Bunkers waren gegen jede Art von Angriff, ausgenommen einen direkten Atomschlag auf den Berg selbst, geschützt. Site R war so angelegt, dass mehrere hundert Personen für vier bis sechs Wochen untergebracht werden konnten. Am beeindruckendsten war jedoch die exakte Nachbildung des National Military Command Center (NMCC), das sich im Pentagon befindet.
    Das NMCC, das »Nimic« ausgesprochen wird, ist die Zentrale, in der die Joint Chiefs, die Vereinigten Stabschefs, einen Krieg überwachen und wenn nötig führen können, der irgendwo auf der Welt stattfindet. Der Raum liegt unter mehreren Schichten von Stahlbeton, sodass es schon einen Angriff mit einer Zehn-Kilotonnen-Atombombe brauchte, um ihn zu knacken.
    In den Zeiten, als sich die USA und die ehemalige Sowjetunion noch mitten in einem Rüstungswettlauf befanden, bauten beide Länder eine ganze Reihe solcher Bunker. Die Strategie dahinter war, es dem Feind unmöglich zu machen, das gesamte Kommandonetzwerk zu zerstören. Im Umkreis von mehreren hundert Kilometern rund um Washington gab es gleich sechs Einrichtungen dieser Art. Daneben hatte man noch das Strategic Air Command (SAC) in Omaha, das North American Air Defense Command (NORAD) in Colorado Springs und ein Dutzend weiterer solcher Kommandozentralen im ganzen Land verteilt.
    Die Sowjets machten es genauso, doch beide Staaten mussten feststellen, dass es leichter war, Bomben zu bauen als Bunker. Als es auf dem Höhepunkt des Wettrüstens auf beiden Seiten über 10000 Atomsprengköpfe gab, waren die militärischen Planer leicht in der Lage, die Kommandobunker der Gegenseite mit so vielen Bomben anzuvisieren, wie es brauchte, um jede dieser Einrichtungen auszuschalten.
    Was beide Länder schließlich rettete, war die Tatsache, dass den Verantwortlichen auf beiden Seiten klar wurde, dass man mit einem Atomschlag auf den Feind gleichzeitig auch sein eigenes Todesurteil unterschrieb. Und die Sowjets hingen genauso am Leben wie die Amerikaner. Auf diese Weise erfüllte dieses Gleichgewicht des Schreckens, das im Fachjargon als »Mutually Assured Destruction« (MAD) bezeichnet wurde, letzten Endes einen guten Zweck. Leider gab es in der gegenwärtigen Krise nichts Vergleichbares. Religiöse Fanatiker, die bereitwillig ihr eigenes Leben und das von anderen opferten, waren nun einmal vernünftigen Argumenten nicht zugänglich. Mit solchen Leuten funktionierte das Prinzip der gegenseitigen Abschreckung nicht. Sie waren durch nichts von ihrer Zerstörungswut abzubringen.
    Diese erschreckende Tatsache ging Präsident Hayes durch den Kopf, als er vor der Glaswand des Konferenzzimmers stand und in die Kommandozentrale von Site R hinunterblickte. Angehörige der Streitkräfte saßen an ihren Konsolen oder eilten in der Zentrale hin und her. Auf einer Projektionswand konnte man die gegenwärtigen Standorte sowie den Grad der Einsatzbereitschaft der amerikanischen Streitkräfte ablesen. Der Präsident hatte kurz

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