Die Gefahr
ihn nicht per Flugzeug hineinbekommen, also haben sie es auf dem Seeweg versucht.«
»Wie?«
»So weit bin ich noch nicht.«
»Gehen wir hinein und fragen wir ihn.«
Urda hielt Rapp am Arm zurück. »Fass ihn nicht zu hart an. Er hält dich allen Ernstes für den Teufel.«
»Ich werde ihn nicht hart anfassen, solange er mitspielt.«
Urda setzte sich wieder an den kleinen Tisch, und Rapp nahm sich einen Klappsessel und setzte sich zwischen die beiden Männer. »Ahmed«, begann Rapp mit ruhiger Stimme. »Wenn du mir die Wahrheit sagst, hast du nichts zu befürchten. Wie wollte Mustafa al-Yamani nach Amerika kommen?«
»Mit einem Boot«, antwortete der junge Pakistani und ließ seine zitternden Hände unter den Tisch wandern.
»Weißt du auch, wann?«
»Gestern.«
Rapp erinnerte sich, dass Abdullah ihm gesagt hatte, dass die Bombe gestern angekommen sein sollte. »Ist er zusammen mit der Bombe ins Land gekommen?«
Khalili schüttelte den Kopf.
»Bist du sicher?«, fragte Rapp argwöhnisch.
»Ja. Er sollte nach Kuba fliegen und von dort mit dem Boot an die Ostküste Floridas fahren.«
Rapp wollte noch mehr über al-Yamani wissen, doch es gab etwas noch Wichtigeres, das er vorher erfahren musste. »Wie sollte die Bombe ins Land transportiert werden?«
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte der Pakistani ausweichend und blickte zur Seite.
Rapp legte die rechte Hand auf den Tisch, und der Gefangene zuckte zusammen. »Ahmed«, sagte Rapp mit strenger Stimme. »Schau mich an.«
Widerwillig blickte der junge Mann zu ihm auf.
»Du weißt mehr, als du uns sagst. Wie wollten sie die Bombe ins Land bringen?«
»Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Khalili mit zitternder Stimme, »aber ich glaube, per Schiff.«
»Und warum glaubst du das?«
»Vor ungefähr drei Wochen wurde sie in Karatschi auf einen Frachter gebracht.«
Wenn Ahmed die Wahrheit sagte, bedeutete das, dass Abdullah ihn belogen hatte – es sei denn, die Bombe wäre irgendwann vom Schiff abgeladen und in ein Flugzeug verfrachtet worden. Diese Vorgehensweise erschien Rapp jedoch etwas umständlich. Warum hätten sie das Ding dann nicht gleich in ein Flugzeug laden sollen?
»Ahmed, vor einer Stunde hat es noch den Anschein gehabt, als würdest du viel weniger wissen. Woher soll ich wissen, dass du mir die Wahrheit sagst?«
Ahmed sah Rapp verzweifelt an. »Das sind Dinge, die ich eigentlich gar nicht wissen sollte. Ich habe das von anderen aufgeschnappt.«
»Hast du Abdullah darüber reden gehört, wie sie die Bombe nach Amerika bringen wollen?«
»Ja. Mit dem Schiff.«
»Bist du sicher?«
»Ja.«
Rapp musterte den Mann einige Augenblicke. »War irgendwann auch die Rede davon, die Bombe mit dem Flugzeug zu transportieren?«
Der junge Pakistani schüttelte den Kopf. »Davon wurde nie gesprochen.«
»Hast du auch gehört, in welchem Hafen die Bombe ankommen sollte?«
»Nein«, sagte er kopfschüttelnd. »Sie haben mehrere Städte erwähnt.«
»Welche?«
»Ich erinnere mich an New York und Baltimore.«
»Was ist mit Miami und Charleston?«
»Ja, ich glaube, die haben sie auch erwähnt.«
Rapp lehnte sich zurück und wandte sich Urda zu. »Ich muss einen Anruf machen. Vielleicht könnt ihr inzwischen schon mal darüber reden, wie Mr. al-Yamani nach Amerika gekommen ist und wer ihm hilft.«
Urda nickte. Als Rapp hinausging, sagte Urda zu dem jungen Gefangenen, dass er seine Sache gut mache, und fragte ihn, ob er noch Tee wolle.
Rapp verzichtete fürs Erste darauf, Irene Kennedy anzurufen. Zuerst musste er Abdullah fragen, warum er ihn belogen hatte, und diesmal würde ihn jede Lüge einen Finger kosten.
32
Rapp fand Abdullah etwa fünfzig Meter entfernt in einem Munitionsbunker, der teilweise unterirdisch angelegt und mit Sandsäcken gesichert war. Zwei Delta-Männer saßen vor dem Bunker und spielten Karten, während Abdullah drinnen auf einer Tragbahre lag. Wenn der Sanitäter ihm die richtige Dosis Morphium gegeben hatte, sollte die Wirkung allmählich abklingen.
Rapp ging die Stufen hinunter, die in den Bunker führten. Zwei Dinge waren offensichtlich, als er eintrat: Abdullah brauchte mehr Morphium, und er war gar nicht erfreut, den Mann von der CIA wiederzusehen. Rapp stand einige Augenblicke vor ihm und überlegte, wie er vorgehen solle. Er hatte dem Mann zwar angedroht, ihm die Finger abzuschneiden, wenn er ihn belüge, doch nun beschloss er, dass es die bessere Taktik sei, ihn mit der Linderung der Schmerzen zu locken, die das
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