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Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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auffallen würde. Schiffe und Schlepper fuhren im Hafen aus und ein, Lastwagen rollten kreuz und quer über das Hafengelände, und die gigantischen Kräne hoben die allgegenwärtigen Stahlcontainer hin und her, als wären es Bauklötze. Der unglaubliche Umfang des Handels, der hier abgewickelt wurde, war für den saudiarabischen Kämpfer ebenso beeindruckend wie beruhigend. Er konnte sich nicht vorstellen, wie die Amerikaner in diesem Gewühl eine einzelne Fracht aufspüren sollten.
    Al-Yamani wusste, dass irgendwo unter den vielen Lastwagen einer war, in dem zwei seiner Mitstreiter saßen. Sie hatten keine Ahnung, dass er sie beobachtete, und er hatte nicht die Absicht, ihnen seine Anwesenheit kundzutun. Dieses kühne Vorhaben hing von so vielen Details ab, dass er sich entschlossen hatte, persönlich nach Amerika zu kommen, um sicherzugehen, dass alles klappte. Keine der Zellen hier in Amerika war von seinem Kommen verständigt worden. Seine Kameraden hatten ihn davon abbringen wollen, zu gehen, aber schließlich gaben sie doch nach. Er wusste, dass sie es teilweise aus Mitleid taten, weil er nicht mehr lange zu leben hatte, doch er war überzeugt, dass er das Richtige tat.
    Einige meinten, er gehe ein zu hohes Risiko ein. Wenn man ihn schnappen würde, könnten ihn die Amerikaner zum Reden bringen, was die gesamte Operation zum Scheitern bringen würde. Al-Yamani hatte über ihre Besorgnis nur gelacht und ihnen versichert, dass er keine Angst vor dem Tod habe. Die Amerikaner konnten tun, was sie wollten – doch zum Reden würden sie ihn nicht bringen. Ja, wenn sie Wochen oder Monate hätten, um ihn zu bearbeiten, dann würden sie seinen Widerstand vielleicht brechen, aber so lange würde al-Yamani mit Sicherheit nicht mehr leben.
    Nein, er hatte zu viel in diesen großen Plan investiert, um die Ausführung Männern zu überlassen, denen er noch nie begegnet war. Gewiss waren es Männer, die geschworen hatten, ihrer Sache unter allen Umständen treu zu bleiben – doch sie hatten sich eben noch nicht bewährt, wenn es wirklich ernst wurde. Es waren Moslems, die hier in Amerika ein ganz anderes Leben geführt hatten als ihre Brüder in der Wiege des Islam. Ja, sie beteuerten wohl ihren Hass auf Amerika und seine gottlosen Sitten – aber waren sie wirklich so unbeirrbar in ihren Überzeugungen, dass sie diesen Angriff auf Amerika mit aller Konsequenz durchführen würden? Als er seinen Kameraden dies zu bedenken gab, ließen sie ihn schließlich ziehen. Die große Bedeutung dieser Mission sowie die Opfer, die er für seine Überzeugungen gebracht hatte, bewogen sie letztlich, ihm diesen letzten Wunsch zu erfüllen.
    Al-Yamani blickte auf den Hafen hinunter. Jetzt, wo die blauen Kräne begannen, einen Container nach dem anderen von der Madagascar zu entladen, hätte er sich eigentlich ein wenig entspannen können, doch er wurde das komische Gefühl nicht los, das ihn zum ersten Mal vor einer Stunde beschlichen hatte. Das Schiff war in den Hafen eingefahren und blieb dann ganz einfach liegen, ohne dass irgendetwas geschah, was al-Yamani ziemlich merkwürdig erschien. Er hatte seinen kuwaitischen Assistenten gefragt, ob das normal sei, und der junge Mann hatte nur mit den Schultern gezuckt. Offensichtlich hatte ihm niemand gesagt, dass er beobachten solle, wie schnell die ankommenden Schiffe für gewöhnlich entladen wurden.
    Al-Yamanis Misstrauen wuchs, als sich ein Polizist an der Gangway postierte und zwei Männer an Bord gingen. Auch diesmal konnte ihm sein Helfer nicht sagen, ob das die übliche Prozedur war. Er hatte lediglich gemeint, dass es sich wahrscheinlich um Zollbeamte handle. Nach dreißig zermürbenden Minuten hatten sich schließlich die Kräne in Bewegung gesetzt. Al-Yamani sagte sich, dass bestimmt alles in Ordnung war, doch seine Zweifel waren immer noch nicht zerstreut.
    Yacoub stieg aus dem Wagen, um auf die Toilette zu gehen. Al-Yamani nützte die Gelegenheit, um ebenfalls auszusteigen und ein paar Schritte zu gehen. Sie standen im obersten Geschoss des Parkhauses, von wo man einen ausgezeichneten Überblick über den Hafen hatte. Al-Yamani blickte auf das endlose Meer von Containern hinaus, die in langen Reihen gestapelt waren und darauf warteten, auf Lastwagen oder Züge geladen zu werden.
    Einige hundert Meter von der Stelle entfernt, wo die Madagascar an der Pier lag, bemerkte al-Yamani ein zweistöckiges Gebäude. Er hob die rechte Hand, um die Augen vor der aufgehenden Sonne zu schützen,

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