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Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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halsbrecherisch fliegen lassen?«
    »Das würde mir nicht im Traum einfallen, Mr. President. Wir wollen nur gewährleisten, dass wir Sie sicher ins Weiße Haus bringen und dass uns niemand vom Himmel herunterschießen kann.«
    Hayes wandte sich Irene Kennedy zu und sah sie mit einem strahlenden Lächeln an. »Großartige Arbeit, Irene«, sagte er schon zum zweiten Mal an diesem Vormittag. »Ich weiß nicht, was ich ohne Sie täte.«
    »Danke, Mr. President«, antwortete sie mit einem zaghaften Lächeln, »aber Mitch ist derjenige, bei dem Sie sich bedanken sollten.«
    »Keine Sorge, das habe ich auch vor.«
    Er griff nach ihrer Hand und drückte sie mit fast jungenhafter Begeisterung. »Wir haben die Mistkerle besiegt, Irene! Sie wollten uns einen schweren Schlag versetzen, aber wir haben es verhindert.«
    »Ja, das haben wir, Mr. President«, sagte sie mit einem etwas breiteren Lächeln.
    Die Direktorin der CIA war eine bescheidene und zurückhaltende Frau, doch auch sie verspürte ein gewisses Hochgefühl angesichts der Tatsache, dass sie soeben alle zusammen einen Terroranschlag vereitelt hatten, der Washington dem Erdboden gleichgemacht hätte.
     
    Der Konvoi bahnte sich seinen Weg durch den zähen Innenstadtverkehr; drei große schwarze Chevy Suburbans waren es, die mit Blinklicht und heulenden Sirenen, aber ohne Polizeieskorte unterwegs waren. Als die Fahrzeuge durch die massiven schwarzen Tore des Weißen Hauses fuhren, rannten die Reporter, die bereits in Scharen auf dem Gelände warteten, augenblicklich auf sie zu. Es war ein ziemlich kurioses Bild, wie die überwiegend dünnen Fernsehjournalisten und die eher stämmigen Fotografen und Kameraleute zu den besten Plätzen drängten. Normalerweise gab es eine Hackordnung, und den alt gedienten Reportern wurde höflicherweise der Vortritt gelassen, doch an diesem Vormittag war das anders. Diesmal standen alle Journalisten unter enormem Druck von Seiten ihrer Vorgesetzten. Die Gerüchteküche war am Brodeln, und jeder wollte die heiße Story als Erster abliefern.
    Die dunkel getönten Fenster der Geländewagen waren auch für die hellsten Kamerablitzlichter nicht zu durchdringen, als die Fotografen zu erkennen versuchten, wer im mittleren der drei Autos saß. Aus Erfahrung wusste man, dass man den ersten und letzten Wagen außer Acht lassen konnte, weil darin ohnehin nur bewaffnete Männer in Anzügen saßen. Wenn man in Washington lebte, war ein solcher Konvoi nichts Außergewöhnliches. Wichtige Leute wurden häufig in Autos mit verdunkelten Scheiben her umkutschiert.
    Ein solcher Anblick würde normalerweise unter diesen erfahrenen Reportern keine übermäßige Neugier mehr wecken, doch an diesem Tag war das anders. Die Tatsache, dass unzählige Gerüchte kursierten, dass man aber keinerlei Informationen bekommen konnte, führte dazu, dass seriöse Reporter, Fotografen und Kameraleute sich wie Paparazzi aufführten.
    Die Türen des ersten und letzten Autos gingen auf, und mehrere Männer mit Sonnenbrillen und Ohrhörern stiegen aus, um ihrem Chef einen Weg zu bahnen. Justizminister Stokes stieg vom Rücksitz des mittleren Wagens aus Peggy Stealey folgte ihm.
    Die Reporter riefen den beiden ihre Fragen zu, die Fotografen knipsten ihre Bilder und die Kameraleute schubsten diejenigen, die vor ihnen standen, beiseite, um die ersehnten Aufnahmen machen zu können.
    Stokes schritt durch die Phalanx, ohne mit der Wimper zu zucken. Er hatte dergleichen oft genug erlebt, um zu wissen, dass es vor allem darauf ankam, sich unbeirrt zu zeigen, eine ausdruckslose Miene aufzusetzen und die Kameras zu ignorieren. Wenn man die Augen vor dem Blitzlichtgewitter zu schützen versuchte, machte das nur den Eindruck, als ob man etwas zu verbergen hätte.
    »Herr Justizminister!«, rief einer der Reporter. »Stimmt es, dass der Präsident vergangene Nacht aus dem Weißen Haus evakuiert wurde?«
    »Wo befindet sich der Präsident jetzt?«, fragte ein anderer.
    Stokes ging unbeirrt weiter. Seine Jahre als Anwalt hatten ihn gelehrt, solche Fragen zu ignorieren, doch an diesem Tag, nach allem, was sie gerade durchgemacht hatten, beschloss er, sich einen kleinen Spaß zu erlauben. »Ich gehe gerade zu ihm«, sagte er.
    Der Justizminister und die hoch gewachsene Blondine traten ins Weiße Haus, und die Medienleute sahen einander ziemlich verdutzt an. Den ganzen Vormittag hatten sie den Pressesprecher des Weißen Hauses belagert, um zu erfahren, wo sich der Präsident aufhielt, und sie

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