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Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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seine Tore öffnete.
    Alles, was er tat, war völlig legal. So musste es auch sein. Al-Adel war ein gründlicher Mensch, und er hatte herausgefunden, dass die Speditionsbranche nicht so korrupt war, wie man ihm prophezeit hatte. Das war für ihn jedoch kein Problem; er war fest entschlossen, die Spielregeln konsequent einzuhalten.
    Die internationale Transportbranche wurde von großen multinationalen Unternehmen beherrscht, für die es um viele Milliarden Dollar ging, doch wie immer gab es auch Platz für kleinere Mitbewerber. Die Marktnische, die al-Adel für sich gefunden hatte, bestand darin, Waren für die wachsende moslemische Bevölkerung von Atlanta zu importieren. Solange er seine Rechnungen bezahlte und sich an die Regeln der amerikanischen Zollbehörden hielt, würden die Großunternehmen weiter seine Waren befördern, und er würde sie dorthin bringen, wo sie gebraucht wurden.
    Er machte das jetzt schon seit einem Jahr. Er hatte eine nette kleine Firma, die zwar kaum Gewinn abwarf, was ihm aber nicht das Geringste ausmachte. Die Firma war schließlich nur als kurzfristige Tarnung gedacht, deshalb bemühte er sich nicht weiter, die Kosten zu verringern oder seinen Kundenstock zu vergrößern. Dreimal pro Woche fuhr er von Atlanta nach Charleston – zweimal, um Container aus Indien abzuholen, und noch einmal, wenn das allwöchentliche Schiff aus Pakistan einlief.
    Es hatte sich schon bewährt, dass er sich so peinlich genau an die Spielregeln hielt. Als Einwanderer aus Saudi-Arabien und Besitzer einer Spedition, die Geschäfte mit dem Ausland machte, hatte al-Adel die Aufmerksamkeit des FBI auf sich gezogen. Zuerst hatte er kooperiert, vor allem deshalb, weil er keinen anderen Weg sah und weil er wusste, dass er seine Spuren gut genug verwischt hatte. Doch als das FBI mit immer mehr Nachdruck in seinem Privat- und Berufsleben zu schnüffeln begann, machte sich al-Adel allmählich Sorgen, dass sie auf irgendetwas stoßen könnten. Dann war der Punkt erreicht, an dem ihn sein Stolz als Araber dazu bewog, etwas zu unternehmen. Er hatte lange genug in Amerika gelebt, um zu wissen, was man in einem solchen Fall tun konnte.
    Die Idee kam ihm eines Abends beim Fernsehen. In einer Talkshow wurde über den Patriot Act diskutiert. Einer der Gäste war ein Anwalt für Bürgerrechte aus Atlanta, von dem al-Adel schon gehört hatte, ein gewisser Tony Jackson, besser bekannt unter seinem Spitznamen »Mouth of the South«. Jackson, der zum Islam übergetreten war, sprach am liebsten über Fälle, die öffentliches Aufsehen erregten. Nachdem dieser Mann im Fernsehen gesagt hatte, dass der Patriot Act eine Verletzung der Bill of Rights sei, stattete al-Adel ihm am nächsten Tag einen Besuch ab. Er erläuterte dem Anwalt seine Situation – dass er als amerikanischer Bürger seinen ehrbaren Geschäften nachgehe und dass das FBI ihn einfach nicht in Ruhe lasse. Jackson nahm sich seines Falles an, und es gelang ihm tatsächlich mit Hilfe der Medien, seinem Klienten das FBI vom Hals zu schaffen.
    Al-Adel war sehr stolz, dass er die Amerikaner übertölpelt hatte. In all den Jahren seiner kulturellen Isolation hatte er sich immer mehr als einsamer Kämpfer gefühlt, der inmitten all dieser Verderbtheit unerschütterlich an seinem Glauben festhielt. Er befand sich auf einer heiligen Mission und war überzeugt, dass Allah ihn nicht kurz vor dem Erreichen seines Zieles scheitern lassen würde. Mit diesem Gedanken fuhr er in den Hafen ein, um seinen Container abzuholen. Al-Adel wandte sich seinem Kameraden zu, und die beiden Männer sahen einander erleichtert an. Es war so heiß und feucht, dass sie sich Sorgen machten, der Motor könnte sich überhitzen. Sie hatten eine lange Fahrt vor sich, und das Letzte, was sie jetzt brauchen konnten, war, dass sie unterwegs liegen blieben und die Polizei auf sie aufmerksam wurde.
    Während er in den Hafen einfuhr, blickte sich al-Adel aufmerksam um – doch es wirkte alles wie immer. Die riesigen blauen Kräne hoben die Container von den Schiffen, und die groben Hafenarbeiter, die ihn oft anbrüllten, wenn er etwas nicht so machte, wie sie es wollten, schienen sich ganz auf ihre Arbeit zu konzentrieren.
    Al-Adel fuhr hinter einem anderen Lastwagen her, bis schließlich beide Fahrzeuge anhielten. Es dauerte nicht lange, bis einer der großen Container auf den Anhänger des Lasters vor ihm gesetzt wurde.
     
    Schoyer und seine Männer arbeiteten rasch einen Einsatzplan aus. McMahon hatte aus

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