Die Gefahr
Washington angerufen und darauf hingewiesen, dass wahrscheinlich schon jemand im Hafen wartete, um die Bombe in Empfang zu nehmen. Das FBI setzte sich mit der Hafenbehörde in Verbindung und fand heraus, dass da tatsächlich ein Laster wartete, um den Container abzuholen, der gerade aus Pakistan eingetroffen war. Schoyer stellte fest, dass zwei Männer in dem Lastwagen saßen.
Einer seiner Agenten schlug vor, ein Team zur Unterstützung anzufordern, doch Schoyer entschied sich nach kurzem Überlegen dagegen. Er hatte sechs eigene Leute vor Ort und konnte sich zusätzlich auf ein Dutzend Polizisten aus der Gegend stützen, die allesamt mit Schrotflinten oder Maschinenpistolen bewaffnet waren. Falls die beiden Männer in dem Fahrzeug Widerstand leisteten, so hatten Schoyers Männer auf jeden Fall genug Feuerkraft, um die Situation unter ihre Kontrolle zu bringen. Das größere Problem war der Faktor Zeit. Es hatte sich bereits eine lange Schlange von Lastwagen gebildet, die alle darauf warteten, ihre Container in Empfang zu nehmen. Wenn man sie nicht bald in den Hafen ließ, würden die mutmaßlichen Terroristen vielleicht misstrauisch werden und ihr Heil in der Flucht suchen.
Schoyer dachte, dass die Chance, die beiden Männer festzunehmen, ohne andere zu gefährden, am größten wäre, wenn man sie in den Hafen einließe. In Zusammenarbeit mit dem Hafenmeister, einem Stauer und zwei Kranführern wurde nun der Plan konkretisiert.
Die sechs FBI-Agenten postierten sich hinter den Containern zu beiden Seiten der Straße, auf der die Lastwagen durch den Hafen fuhren. Dann gab Schoyer das Signal, die Laster in den Hafen einzulassen. Von der Beobachtungsterrasse aus hatte er zuvor den blauen Kränen zugesehen, wie sie die Madagascar und ein anderes Schiff weiter nördlich entluden. Dabei war dem Special Agent, der für das FBI-Büro von Columbia, South Carolina, verantwortlich war, eine Idee gekommen.
Als der erste Sattelschlepper im Ladebereich anhielt, hob Schoyer sein digitales Funkgerät an die Lippen und wies seine Leute an, sich bereitzuhalten. Was die Männer in dem verdächtigen Lastwagen nicht sehen konnten, war, dass ein zweiter Kran einen Container hinter ihnen abstellte, während der Wagen vor ihnen beladen wurde. Auf diese Weise war ihnen der Fluchtweg nach hinten versperrt. Schoyer beobachtete, wie die Männer im Führerhaus nach oben blickten und zusahen, wie der Container auf den Laster vor ihnen gehoben wurde.
Der FBI-Mann wartete den idealen Moment ab, ehe er seinen Leuten das Signal zum Zugriff gab. Drei Agenten stürmten von jeder Seite auf das Führerhaus zu. Der Erste riss jeweils die Türe auf, während der Nächste seinen Mann aus dem Führerhaus zerrte und ihn zu Boden warf. Der dritte Mann hielt sich mit gezogener Waffe etwa drei Meter entfernt und gab den beiden anderen Deckung. Die beiden Verdächtigen wurden überwältigt und mit Handschellen gefesselt, bevor sie auch nur ein Wort sagen konnten.
47
WASHINGTON D.C.
Der Hubschrauber vom Typ Sikorsky S-61 Sea King brauste schneller als üblich über die Hauptstadt hinweg. Die Piloten von Marine One teilten nicht die Überzeugung des Präsidenten, dass es völlig sicher sei, zum Weißen Haus zurückzukehren – doch es war nicht ihre Sache, dem Präsidenten zu sagen, was er zu tun hatte, deshalb befolgten sie ihre Befehle und taten ihre Pflicht, so gut sie es vermochten. Der Secret Service verhielt sich jedoch etwas anders. Jack Warch, der Special Agent, der für das Sonderkommando zum Schutz des Präsidenten verantwortlich war, hatte heftig protestiert – zuerst gegenüber Valerie Jones, und danach fast genauso heftig, wenn auch deutlich respektvoller, gegenüber dem Präsidenten selbst.
Warch und der Präsident arbeiteten gut zusammen. Der Präsident hörte auf den Agenten, wenn er Sicherheitsbedenken äußerte, und befolgte auch oft Warchs Ratschläge – doch in diesem Fall ließ er sich nicht umstimmen; es war ihm ein Anliegen von größter Wichtigkeit, in dieser Krisensituation ins Weiße Haus zurückzukehren. Warch tat alles, um den Präsidenten vom Gegenteil zu überzeugen, doch er sah schließlich ein, dass es zwecklos war. Wenn der Präsident einen Befehl gab, hatte man sich letztlich zu fügen. Warch betonte zwar, er halte diesen Schritt für verfrüht, doch dann machte er sich umgehend daran, die Rückkehr des Präsidenten in die Wege zu leiten.
Irene Kennedy hatte das Ganze in ihrer gewohnt stillen, aber sehr aufmerksamen Art
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