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Die gefangene Braut

Die gefangene Braut

Titel: Die gefangene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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sollen, statt so zornig zu werden.«
    Christina, die sich langsam wieder beruhigte, lehnte sich zurück und starrte verdrossen in die Ferne.
    »Das spielt jetzt ohnehin keine Rolle mehr. Ich werde Philip Caxton nie wiedersehen. Und überhaupt hätte ich gar nicht erst nach London kommen sollen. Die Männer hier wissen selbst nicht, was in ihnen vorgeht. Sie wetteifern alle nur um Aufmerksamkeiten: Jeder brüstet sich damit, besser als der andere zu sein. Und Männer wie Philip Caxton glauben, daß sie alles bekommen können. Das ist kein Leben für mich. Ich vermute, in meinem Herzen bin ich doch ein Mädchen vom Lande.« Christina holte tief Luft und atmete ganz langsam wieder aus. »Oh, John, ich bin so froh, daß wir wieder nach Hause fahren.«

5

    Ein angenehmer Windhauch spielte mit Christinas Röcken, als sie und John das Schiff bestiegen, das sie nach Kairo bringen würde. Christina wurde zu einer kleinen Schiffskabine geführt, die sie mit einer anderen Frau teilen mußte. John hatte die Kabine direkt gegenüber. Nachdem ihr Gepäck an Bord gebracht worden war, ging Christina an Deck, um einen letzten Blick auf ihr geliebtes England zu werfen. Sie sah zu, wie die Matrosen die Vorbereitungen zur Abreise trafen, und dachte an die unglaubliche Hektik dieses Morgens.
    Christina war durch ein lautes Klopfen an der Tür aus einem unruhigen Schlaf herausgerissen worden. Ihr Bruder betrat das Zimmer und blieb neben ihrem Bett stehen. Auf seinem Gesicht stand ein Ausdruck der Hilflosigkeit. Ihr Blick fiel auf das Papier, das er in der Hand hielt, als sie sich den Schlaf aus den Augen wischte.
    »Heute morgen ist es gekommen, Crissy. Ich fürchte, ich muß augenblicklich abreisen.«
    »Wer ist gekommen?« gähnte sie. »Wovon sprichst du überhaupt?«
    »Von meinen Anweisungen. Sie sind eher als erwartet gekommen.« Er drückte ihr das Papier in die Hand.
    Christina las langsam durch, was darauf stand, und sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Kairo!« rief sie aus. »Aber das ist mehr als sechstausend Kilometer von hier!«
    »Ja, ich weiß. Ich muß in einer Stunde abreisen. Es tut mir leid, daß ich dich nicht nach Hause bringen kann, Crissy, aber Howard hat gesagt, er würde dich mit Freuden nach Hause begleiten. Ich werde dich vermissen, kleine Schwester.«
    Ein Lächeln trat auf ihre Lippen. »Nein, das wirst du nicht, großer Bruder. Ich komme mit, das habe ich schon längst beschlossen.«
    »Das ist ein Witz, Crissy! Was solltest du in einem Mili-
    tärposten in Ägypten anfangen? Das Wetter ist unerträglich. Es ist glühend heiß und ein sehr ungesundes Klima. Du würdest dir den Teint verderben.«
    Christina schlug ihre Bettdecke zurück, stellte sich vor John hin, stemmte ihre Arme in die Hüften und reckte stur ihr kleines Kinn in die Luft.
    »Ich gehe mit, John Wakefield, und mehr gibt es dazu nicht zu sagen! Das letzte Jahr zu Hause, als du fort warst, war schrecklich. Das mache ich nicht noch einmal mit. Und so lange werden wir nun auch nicht in Ägypten bleiben.« Sie wirbelte herum und sah ihre Habe, die über das Zimmer verteilt war. »Ach was, ich vergeude meine Zeit! Raus mit dir, damit ich packen und mich anziehen kann. Ich brauche nicht lange, das verspreche ich dir.«
    Christina stieß John aus dem Zimmer und rief Mary, damit sie ihr beim Packen half. Sie mußte sich eilen, damit John keinen Vorwand hatte, sie zurückzulassen.
    In weniger als einer Stunde war sie angekleidet und abreisebereit. John brachte keine Einwände mehr vor und sagte ihr sogar, er freue sich, daß sie mitkomme.
    Als sie sich die anderen Passagiere ansah, fand sie es befremdlich, daß ihr Bruder der einzige Offizier an Bord war.
    »Du hättest auf mich warten sollen, Crissy. Ich will dich nicht noch einmal allein an Deck sehen!«
    Seine Worte verblüfften Christina, aber sie beruhigte sich, als John sich neben sie an die Reling stellte. »Oh, John, du bist wie eine Glucke zu mir. Ich komme gut allein zurecht.«
    »Trotzdem wäre es mir lieber, wenn du während der Reise nicht ohne Begleitung an Deck gehst.«
    »Gut, wenn du darauf bestehst«, gab sie nach. »Ich habe mir nur gerade überlegt, wie seltsam es ist, daß keine anderen Offiziere an Bord sind. Ich dachte, Ersatztruppen reisen im allgemeinen zusammen.«
    »Gewöhnlich ist das auch der Fall. Ich habe mich auch schon darüber gewundert, aber die Antwort werde ich erst in Kairo bekommen.«
    »Vielleicht braucht man dich für etwas ganz Besonderes!« wagte sich

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