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Die gefangene Braut

Die gefangene Braut

Titel: Die gefangene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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brutal vergewaltigen? Warum habe ich England bloß verlassen? Der arme John, er wird sich Vorwürfe machen, wenn ich tot bin. Ich muß entkommen!
    Der Mann ging etliche Minuten lang schneller, und dann hörte sie einheimische Stimmen miteinander murmeln. Schallendes Gelächter ertönte, und Christina fühlte sich hin und her geworfen. Dann wurde ihr klar, daß sie wie ein Sack Kartoffeln auf einem Pferd lag. Fast hätte sie hysterisch gelacht, als der Mann eine Hand in ihr Kreuz preßte. Hatte er Angst, sie könnte vom Pferd fallen und sich verletzen, ehe er ihr etwas antun konnte?
    Christinas Herz schlug so schnell, daß sie fürchtete, es könne sich überschlagen. Wohin bringt er mich wohl? fragte sie sich, und dann dämmerte es ihr. Natürlich – in die Wüste. Nirgends konnte man eine Frau besser vergewaltigen als in der Wüste – und niemand konnte dort ihre Schreie hören. Außerdem schienen einige andere Männer mit dem Mann zu reiten, der sie aus ihrem Bett geholt hatte. Wie viele Vergewaltigungen würde sie über sich ergehen lassen müssen, ehe sie sie töteten?
    Sie ritten stundenlang, und Christina verlor jedes Zeitgefühl. Ihr Haar hing ihr wirr ins Gesicht, und ihr Magen schmerzte wegen ihrer unbequemen Lage. Sie konnte nicht verstehen, warum sie so weit in die Wüste hinausritten. Dann hielten sie an.
    Jetzt wird es passieren, dachte sie, als sie auf den Boden gehoben wurde. Als sie keine Hände auf sich spürte, versuchte sie, davonzulaufen, aber sie hatte vergessen, daß der Sack um ihre Knie zugebunden worden war, und sie fiel vornüber in den Sand.
    Eine größere Demütigung konnte sie nicht mehr ertra-
    gen. Sie fing an zu wimmern. Wenn der Knebel nicht in ihrem Mund gesteckt hätte, hätte sie hysterisch geschrien. Jemand hob sie auf und stellte sie wieder auf die Füße. Ihre Zehen versanken langsam in dem kalten Wüstensand.
    Christina spürte, daß das Seil um ihre Knie gelöst wurde, und wieder machte sie einen Satz nach vorn. Aber sie wurde zurückgezogen, und ein Mann drückte sie an seine breite Brust. Er hielt sie so lange in seinen Armen gefangen, daß es ihr wie eine Ewigkeit erschien, und dann kicherte er mit tiefer Stimme vor sich hin. Er hob sie auf das Pferd und stieg hinter ihr auf. Es schien, daß dieser Mann sie zumindest mit einer gewissen Würde im Sitzen reiten lassen würde.
    Aber warum ritten sie schon wieder weiter? Warum hatte man ihr nichts angetan? Glaubten sie etwa, sie könnten sie schlimmer leiden lassen, indem sie sie in Ungewißheit ließen? Dann schoß es ihr plötzlich durch den Kopf. Vielleicht würden sie sie gar nicht töten. Vielleicht würden sie sie ganz einfach als Sklavin verkaufen, nachdem sie sie vergewaltigt hatten. Natürlich. Wahrscheinlich würde sie bei einer Sklavenversteigerung eine ansehnliche Summe einbringen. Mit ihrem langen blonden Haar und ihrem schlanken weißen Körper war sie eine große Attraktion. Darum ging es wahrscheinlich, dachte sie, und sie fühlte sich elend. Sie werden mich benutzen und mich dann gewinnbringend verkaufen. Das war schlimmer als der Tod.
    Christina hatte immer gesagt, sie würde sich von keinem Mann durch eine Ehe versklaven lassen. Doch jetzt würde sie eine echte Sklavin sein – die Sklavin eines Herrn, der mit ihr tun und lassen konnte, was er wollte. Sie würde in dieser Angelegenheit nichts zu sagen haben. Sie betete, sie würden sie statt dessen töten, denn die Vorstellung, eine Sklavin zu sein, war ihr unerträglich.
    Die Stunden zogen sich ewig dahin, bis Christina Licht durch das rauhe Material des Sacks sehen konnte und wußte, daß die Dämmerung hereingebrochen war. Sie dachte an John und daran, wie elend er sich fühlen würde, wenn er feststellte, daß sie verschwunden war. Sie bezweifelte, daß er sie jemals finden würde, denn sie waren die ganze Nacht lang geritten.
    Wohin brachten sie sie bloß? Christina spürte den Schweiß an sich herunterrinnen, als der Tag immer heißer wurde. Sie hätte diesen Schurken zum Teufel gewünscht, wenn er sie verstanden hätte. Sie war außer sich und erschöpft.
    Schließlich hielten sie an, doch Christina war das inzwischen egal – sie wollte an nichts mehr denken. Wieder wurde sie auf den Boden gestellt, und ihre Beine sackten unter ihr zusammen. Sie gab nicht auf, aber sie wußte, daß es zwecklos war, wegzulaufen. Eine Minute lang war sie von der Sonne geblendet, als jemand den Sack von ihrem Kopf zog. Als sie wieder etwas sehen konnte, stand ein

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