Die gefangene Braut
habe. Deine Mutter hat sich mir anfangs auch widersetzt, aber ich glaube, sie hat mich ebenso sehr lieben gelernt, wie ich sie, denn sie hat mich geheiratet. Wenn wir damals schon in den Bergen gelebt hätten, wäre sie vielleicht bei mir geblieben, aber sie konnte das Wüstenklima nicht ertragen. Ich wäre mit ihr gegangen, aber ich habe mein gesamtes Leben hier verbracht, und ich hätte euer zivilisiertes England nicht ertragen«, sagte er. »Vielleicht wirst du mir Enkel schenken, ehe ich sterbe.«
»Vielleicht, Vater. Wir werden es sehen. Morgen werde ich sie zu dir bringen, aber jetzt muß ich wieder gehen.«
Sein Vater nickte, und Philip ging zurück in sein Zelt. Dort erwartete ihn eine Mahlzeit, und er setzte sich hin, um zu essen und über das Mädchen nachzudenken, das in seinem Bett schlief. Er würde es nicht allzu lange erwarten können, sie zu besitzen, wenn sie jetzt ständig in seiner Nähe war. Es war schon zu lange her, seit er sich das letzte Mal zu einer Frau gelegt hatte, und Christinas Körper brachte ihn um den Verstand. Er erinnerte sich an ihre Brüste, deren Fülle er noch unter seinen Händen spürte; an ihre schmale Taille und ihre schlanken, geschmeidigen Hüften; an ihre langen, wohlgeformten Beine; an ihre seidige Haut; ihr Haar – in dieser goldenen Lockenmasse konnte er sich verlieren.
Christinas Augen faszinierten ihn. Sie hatten ein dunkles Sturmblau angenommen, als sie dahintergekommen war, daß er es war, der sie entführt hatte. Lange hatte er darauf gewartet, diese Reaktion zu sehen. Wieder lachte er, als er an ihr schockiertes Gesicht dachte, dessen Ausdruck sich schnell in Zorn verwandelt hatte.
Vielleicht würde er ihr ein wenig Zeit lassen, damit sie sich an ihr neues Zuhause gewöhnen konnte, aber nicht zuviel Zeit. Bis morgen, das mußte reichen.
Er zog sich aus und legte sich behutsam ins Bett. Christina hatte sich zu einer Kugel zusammengerollt und ihm den Rücken zugewandt. Philip spielte mit dem Gedanken, sie auszuziehen, aber davon würde sie nur wach, und er war zu müde, um ihren Zornesausbruch über sich ergehen zu lassen. Er lächelte bei dem Gedanken an ihre Reaktion, wenn sie am nächsten Morgen feststellte, daß er neben ihr im Bett lag. Zumindest lag Christina jetzt hier neben ihm, wenn auch gegen ihren Willen. Sie würde sich mit dieser Situation abfinden müssen. Philip schloß die Augen und ließ sich vom Schlaf übermannen.
8
Als Christina Wakefield am nächsten Morgen erwachte, stand ein Lächeln auf ihren Lippen, denn sie hatte geträumt, sie sei zu Hause in Halstead durch ein Feld gelaufen. Überrascht riß sie ihre blaugrünen Augen auf, als sie den Mann sah, der neben ihr im Bett lag. Dann fiel ihr wieder ein, wo sie war und wie sie in diese Klemme geraten war.
Eine solche Unverschämtheit! dachte sie erbost. Sie hätte nie damit gerechnet, daß er im selben Bett wie sie schlafen würde. Das ging einfach zu weit; sie mußte diesem Mann entkommen!
Christina stand auf, lugte aus dem Zelt und stellte fest, daß niemand im Lager herumlief. Sie ging langsam durch das Lager, doch sowie das letzte Zelt hinter ihr lag, fing sie an zu rennen, quer durch die Felsen, denn sie wollte nicht den Weg benutzen falls Philip sie suchte. Leise betete sie, daß niemand sie beim Verlassen des Lagers beobachtet hatte, doch schon hörte sie Pferdehufe hinter sich. Philip galoppierte auf seinem schönen Araberhengst auf sie zu.
»Muß ich dich nachts im Bett festbinden, damit du mir nicht davonläufst, während ich schlafe?« schrie er sie an. »Ist es das, was du willst?«
»Das würdest du niemals wagen!«
»Ich habe dir bereits einmal gesagt, Christina, daß ich verdammt noch mal alles wage, was ich will!« Philip sprang mit der Behendigkeit einer Wüstenkatze von seinem Pferd. In seinen Augen stand eine gefährliche Kälte, als er sie packte und an den Schultern rüttelte. »Ich sollte dich dafür schlagen, daß du mir davonläufst! Das ist es, was jeder Araber, der Achtung vor sich selbst hat, in einem solchen Fall mit seiner Frau anfangen würde.«
»Ich bin nicht deine Frau!« sagte sie, und in ihren funkelnden Augen stand Mordlust. »Und das werde ich auch nie sein!«
»In dem Punkt täuschst du dich, Christina, denn du bist meine Frau und wirst meine Frau bleiben, bis ich dich satt habe.«
»Nein, das werde ich nicht! Und du hast kein Recht, mich hierzubehalten. Mein Gott, siehst du denn nicht, wie sehr ich dich hasse? Du verkörperst all das, was
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