Die gefangene Braut
gleich, wie demütigend es auch gewesen war – Philip hatte recht, sie hatte es verdient. Sie hätte wissen müssen, daß Philip ihren Trick durchschauen würde. Sie hätte nie den Mut gehabt, bewußt mit der Schere auf ihn loszugehen.
Endlich hörte Christina auf zu weinen und legte ihren Kopf an Philips breite Brust. Sie zitterte immer noch, als er sie ins Schlafzimmer trug. Sie brachte nicht den Willen auf, Einwände zu erheben, ganz gleich, was er auch vorhaben mochte. Er legte sie auf das Bett, zog sie aus, deckte ihren zitternden Körper zu und strich ihr das goldene Haar aus dem Gesicht. Dann beugte er sich zu ihr hinunter, küßte sie zärtlich auf die Stirn und verließ den Raum.
Philip wandte sich sofort dem Wein zu. Sie hatte es verdient, und den ganzen Abend hatte er sich ausgemalt, wie genüßlich es sein würde, sie für ihren Flirt mit Rashid zu bestrafen, doch jetzt litt er darunter. Noch nie hatte er eine Frau geschlagen, und das lag ihm überhaupt nicht. Verdammt, diese Frau ging ihm unter die Haut!
Philip fragte sich, was für ein Spiel Rashid spielte. Er hatte ihn aufgefordert, die Sklavinnen freizulassen oder sie aus dem Lager zu entfernen. Doch Rashid hatte es ihm abgeschlagen, und im nächsten Moment machte er eine Kehrtwendung und ließ die Sklavinnen für Christina frei.
Philip wußte, daß Rashid von Christina fasziniert war, und das konnte er ihm wahrhaft nicht vorwerfen. Chri-
stina war so schön, daß jeder Mann sie begehrt hätte. Vielleicht versuchte er, ihre Zuneigung zu gewinnen, denn eben darin hatte Philip versagt. Er würde Rashid im Auge behalten müssen. Christina gehörte ihm. Und obwohl sie ihn haßte, würde er sie sich nicht nehmen lassen.
14
Die Hitze des Tages war schon angebrochen, als sich Christina endlich unter ihren Decken rührte. Der Raum war leer, und sie fragte sich, ob Philip überhaupt im Bett gewesen war. Sie konnte ihm keine Vorwürfe machen, denn sie hatte ihm einmal mehr Grund gegeben, ihr zu mißtrauen. Jetzt mußte er sie hassen, aber vielleicht war es besser so. Möglicherweise ließ er sie sogar gehen.
Behutsam rieb sie sich mit der Hand den Hintern, aber dort war kein Schmerz. Ihr Stolz war verletzt worden, und das waren ihre einzigen Schmerzen. Sie fragte sich, wie Philip sich wohl heute ihr gegenüber verhalten würde, denn er hatte kein Wort mehr zu ihr gesagt, seit er sie geschlagen hatte. Sie hoffte, daß keine weiteren Strafen auf sie zukamen.
Vor dem Mittagessen kam Amine mit dem älteren ihrer Kinder zu Christina, um sie zu besuchen. Der kleine Syed war etwa zwei Jahre alt, und Christina lachte über den kleinen Jungen, aber Amines Anwesenheit hemmte sie, denn Christina wußte, daß sie in der vergangenen Nacht ihre Schreie gehört haben mußte.
Amine lächelte sie verständnisvoll an. »Ich möchte dir etwas sagen, Christina, weil ich weiß, was dich bedrückt. Das, was Scheich Abu gestern mit dir getan hat, ist keine Schande für dich. Es zeigt nur, daß er sich etwas aus dir macht, denn andernfalls würde er sich die Mühe sparen.
Nura war letzte Nacht schrecklich eifersüchtig, denn auch sie weiß davon.«
»Das ganze Lager muß mich gehört haben«, krächzte Christina. »Ich kann mich nie wieder hier sehen lassen.«
»Die meisten haben geschlafen. Und außerdem ist das nichts, wofür man sich schämen muß.«
»Stolz bin ich nicht gerade«, sagte Christina. »Aber ich weiß, daß ich gestern abend Strafe verdient habe.«
In dem Moment kam Philip ins Zelt und verblüffte sie beide. Er ging wortlos ins Schlafzimmer. Christina hoffte, daß er nichts von dieser Unterhaltung gehört hatte.
»Ich gehe jetzt«, sagte Amine, und sie nahm den kleinen Syed auf ihren Arm. »Ich bin sicher, daß Scheich Abu allein sein will.«
»Du brauchst nicht zu gehen, Amine«, erwiderte Christina nervös.
»Ich komme wieder.«
»Es hat mir Spaß gemacht, mit dir zu reden«, sagte Christina. Sie begleitete Amine zum Eingang, drückte ihr die Hand und flüsterte: »Danke, Amine. Es geht mir jetzt viel besser als vorher.«
Amine erwiderte ihr Lächeln und eilte davon. Christina stutzte darüber, was für einen glücklichen Eindruck Amine machte, obwohl auch sie von ihrer Familie geraubt worden war.
Christina spürte, daß Philip hinter ihr stand, aber ehe sie sich umdrehen konnte, schlang er seine Arme um sie und zog sie gewaltsam an sich. Er legte seine Hände auf ihre Brüste, und seine Nähe ließ sie weiche Knie kriegen. Sie kämpfte gegen
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