Die Gefangene des Elfen. Teil 1:Der Dunkle Prinz (Elven Warrior Series) (German Edition)
ihrer bloßen Existenz. Tief in der Nacht jedoch, wenn die meisten Straßen verlassen und viele der hässlichen Gebäude in Finsternis gehüllt waren, mochte er es, sich die erleuchteten Umrisse der Stadt anzusehen. Diese seltsame Macht, die sie Elektrizität nannten, vermochte ihn selbst nach langer Zeit noch zu faszinieren. Es schien unglaublich, aber trotz ihrer Unwissenheit war es den Menschen gelungen, ihre eigene Art von Magie zu entwickeln. Oft blieb er stundenlang auf der Brücke und betrachtete die Lichter, reglos wie einer der uralten Bäume in dem Wald, den er einst seine Heimat genannt hatte. Nur dann konnte er alles vergessen, was ihn quälte. Das Schicksal seines Volkes. Seine Leute hatten niemanden mehr, der sie führte, der ihnen Hoffnung gab, seit sein Vater Bres sie aufgegeben hatte.
Der König war sehr alt geworden, Äonen von Lebzeiten hatte ihn geschwächt, und er war nun der älteste Elf, der in den Feenreichen wandelte. Einst ein stolzer Krieger, hatte er an irgendeinem Punkt seines langen Lebens seine Willensstärke verloren. Die Gefahr, dass seine Untertanen verblassen und schließlich von den Menschen vernichtet werden würden, nachdem sie die Tuatha Dé Danann so oft betrogen hatten, war für ihn zur Tatsache geworden. Die Sterblichen hatten die Waffenruhe nicht nur immer wieder gebrochen, sondern auch das Land der Elfen gestohlen. Ob sie Krieger töteten oder wehrlose Frauen und Kinder, war ihnen gleich. Irgendwann hatten sie die Sidhe vergessen - das Volk, das ihre Vorfahren wie Götter verehrt hatten. Dennoch hörten sie niemals auf, die Erde zu plündern und zu zerstören. Dabei hatten sie schon unzählige Geschöpfe der Fae getötet, ohne es zu wissen. Nach und nach waren die Fae zurückgewichen und hielten sich in ihren eigenen Landen verborgen. Ihr Königreich war geschützt durch Magie, sodass nie wieder ein Mensch die Grenze überschreiten konnte.
Bres war seines eigenen Lebens müde geworden. In Wahrheit wurde Fearann von Bres' zweiter Frau regiert, Königin Breena. Sie hatte dem König einen zweiten Sohn geboren - Ruadan, Elathans Halbbruder.
Nachdem man Elathan beschuldigt hatte, heimlich eine Armee gegen den König zu erheben, um vorzeitig den Thron an sich zu reißen, war er ins Exil gegangen - für immer entehrt und fern des Elfenreiches. Doch der Prinz hatte immer noch Freunde, die ihm regelmäßig Neuigkeiten berichteten; über Breena und Ruadan's unersättliche Gier nach Reichtum und Macht. Sie nahmen alles, was sie brauchten, von ihren Untertanen, die einst unter des Königs Herrschaft beschützt und in Wohlstand gelebt hatten. Es war sogar verboten, Magie einzusetzen, ein Gesetz, dass die Fae hilflos machte, unfähig, ihre Grenzen weiterhin zu verteidigen. Elathan wusste vom Leid seines Volkes, hatte den gebrochenen, leeren Ausdruck in ihren Augen gesehen. Und sie glaubten, er, der Thronerbe Fearanns, habe ihr Vertrauen betrogen. Der Gedanke war ihm unerträglich.
Ethans Magie hätte es ihm jederzeit ermöglicht, unerkannt unter seinen Leuten zu leben. Er konnte seine äußere Gestalt mit Leichtigkeit verändern. Doch solange er ihnen nicht helfen konnte, zog er es vor allein zu leben, allein mit dem Schmerz, der über die Jahre sein einziger Begleiter gewesen war.
Die letzte Nacht hatte dem Prinzen jedoch nicht einmal den Frieden gebracht, den er während seiner schweigenden Wache auf der Brücke stets gefühlt hatte. Tief versunken in seinen eigenen Gedanken, den Blick auf die glitzernden Lichter gerichtet, hatte er mit einem Mal etwas gespürt, dass er zunächst nicht benennen konnte. Sein Körper begann zu prickeln vor Erregung, und sein Herz schlug schneller. Ein unbekannter, doch wundervoller Duft drang an seine Nase, und er drehte instinktiv den Kopf, um herauszufinden, woher er stammte. Gleichzeitig wurde er sich bewusst, dass jemand auf dem anderen Teil der Brücke stand und ihn in seiner Einsamkeit störte.
Es war eine Menschenfrau. Ihre kupferbraunen, zerzausten Locken verhüllten den größten Teil ihres Gesichtes, während sie über die Brüstung gebeugt hinab in den Abgrund unter die Brücke starrte. Verärgert wirbelte Elathan zu ihr herum. Er wusste, dass seine Magie sie daran hinderte, ihn zu sehen, aber er war plötzlich außer sich vor Wut. Sein einziger Wunsch war, sie würde weggehen und ihn mit seinen Gedanken allein lassen.
Doch da war er wieder, dieser unwiderstehliche Geruch. Als er den Kopf hob, um die Nachtluft aufzunehmen, erkannte
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