Die Gefangene des Elfen. Teil 1:Der Dunkle Prinz (Elven Warrior Series) (German Edition)
ihre reich verzierten Instrumente trug, deutete darauf hin, dass es sich um Harfenspieler handelte, die Söhne der Flussgöttin. Ihr königliches Gebaren war unverkennbar, und in ihren halb-elfischen Gesichtern spiegelte sich jenseitige Schönheit wieder. Ihr helles Haar trugen sie in dünnen Strähnen, ganz, wie es die Sidhe zu tun pflegten.
Igraines Augen durchforsteten die Menge nach einem Zeichen ihres Bräutigams. Sie war davon ausgegangen, er würde an der Spitze voranreiten, doch niemand dort schien sich von den anderen abzuheben, und sie fragte sich, ob er getrennt ankommen würde.
Gedankenverloren starrte sie die wunderliche Parade an, wie sie alle über die Ebene zogen, bis sie das äußere Schloss erreicht hatten.
Dort wurden die Hunde freigelassen, und so schossen sie davon, um etwas Wild für den Festtisch des Königs zu jagen. Alle Reiter stiegen ab, nur einer nicht. Der letzte Krieger erhob sein Haupt, blickte geradewegs hinauf zur Zinne, auf der Igraine stand. Sie keuchte, als sie ihn und seine unverkennbar elfischen Züge erblickte - hohe Wangenknochen, makellose Haut und eindrucksvolle Augen. Als er seine Kapuze und den Mantel von sich warf, fiel eine unbändige Haarpracht über seine Schultern, glänzte im weichen Abendlicht wie poliertes Silber.
Sie nannten ihn den Krieger der Sonne. Doch als sie ihn betrachtete, schien ihr der Name nicht angemessen.
Der Mond, dachte sie. Der Fremde konnte nur ein Sohn des Mondes sein. Seine dunkelgoldenen Augen ergriffen sie augenblicklich, blieben kurz an ihrem Gesicht haften, bevor sich ein Lächeln über seine sinnlichen Lippen legte. Es war kein höfliches Lächeln, um sie zu grüßen. Es war ein Ausdruck des Triumphes, des Stolzes eines Besitzers. Es vermittelte ihr, dass sie längst ihm gehörte. Doch gleichzeitig erkannte sie offenes Verlangen in seinen Augen, so stark und unverhohlen, dass sie spürte, wie ihre Knie weich wurden. Sie klammerte sich an die Brüstung und versuchte, sich zu beruhigen, während das Geräusch ihres eigenen Herzschlags sich wie Donner in ihren Ohren anhörte.
Mein Prinz . Ungläubig sah Igraine zu, wie er langsam die behandschuhte Rechte hob und auf seine breite Brust legte, direkt aufs Herz. Zu ihrer Verwunderung beugte er sein Haupt, würdigte sie als seine Braut. Ein verschmitztes Lächeln weichte die harten Gesichtszüge des Krieger auf, und seine Schönheit war so überwältigend, dass sie für einen Moment zu atmen vergaß. In diesem Augenblick wollte sie ihn für sich selbst, begehrte sie ihn mit einer Macht, die sie erzittern ließ. Er wird mein sein, dachte sie.
Der Prinz trug nur ein Kettenhemd über seinem elfenbeinfarbenen Waffenrock. Er hatte die schwere Rüstung offenbar für den langen Ritt abgelegt. Seine Augen ließen die ihren nicht los, als er mit raubtierhafter Eleganz vom Pferd stieg. Zweifellos würde er den Eingang des Schlosses aufsuchen, um dem König und der Königin seinen Respekt zu zollen, bevor er die Belohnung einforderte, für die er gekommen war.
Sie war so tief in seinen Augen verloren, dass sie nicht bemerkte, wie sich sein Ausdruck veränderte, sein goldener Blick erstmals ins Wanken geriet. Erstaunt senkte er den Kopf und sah an seiner Brust hinab, wo ein Pfeil sein Kettenhemd durchdrungen und sein Herz durchbohrt hatte. Sein granatrotes Blut strömte aus der Wunde und befleckte sein Gewand. Abermals legte er die Hand aufs Herz, in einer grausigen Nachahmung der noch vor wenigen Augenblicken ritterlichen Geste.
Igraine hörte die gequälten Schreie einer Frau über die Zinnen schallen. Sie bemerkte nicht, dass es ihre eigenen waren. Entsetzt sah sie, wie der Prinz zu taumeln begann und langsam seine stolze Haltung verlor. Sie hob den Saum ihres Kleides und rannte die endlosen Stufen des Wachturms hinab, schneller und schneller, bis sie endlich den inneren Burghof erreichte. Sie eilte durch die beiden Tore, bereits geöffnet in Erwartung des Prinzen und seiner Gefolgschaft. Es kümmerte sie keinen Deut, ob sie sich gerade benahm, wie es von einer Prinzessin erwartet wurde.
Atemlos überquerte sie die Brücke und erreichte den Rasen. Die Krieger hatten sich um ihren sterbenden Prinzen versammelt. Er kniete auf dem weichen, grünen Gras. Er hatte den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen, als sei er in ein tiefes Gebet versunken. Seine helle Haarpracht bedeckte den größten Teil seines Gesichts, und viel Leben konnte nicht mehr in ihm übrig sein. Und doch weigerte er sich
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