Die Gefangene des Elfen. Teil 1:Der Dunkle Prinz (Elven Warrior Series) (German Edition)
immer ruhiger und etwas getröstet, aber es hielt niemals lange an. Bald würden der Zorn und ihr Schmerz wieder ihre hässlichen Häupter erheben, und so würde es weitergehen, Tag für Tag.
Aber jetzt brach all das - die Wut, ihre Trauer und Enttäuschung - über sie herein wie eine gewaltige Welle, die sie überrannte und mit sich riss. Es waren zu viele Emotionen auf einmal, die sie früher nicht zulassen konnte, um nicht vollkommen unter ihrer Last zusammenzubrechen. Aber jetzt war da noch etwas anderes. Zuerst konnte sie die Empfindung nicht einordnen; aber sie fühlte sich gut an. Wenn sie es sich genau überlegte, ging es ihr ausgesprochen gut; sie hatte sich seit Langem nicht mehr so lebendig gefühlt. Adrenalin schoss durch ihren Körper, und ihr Herz schlug kraftvoll. Sogar ihre Haut fühlte sich heiß an und kribbelte, wann immer sie etwas berührte.
Mit einem wilden Schrei sprang sie auf den Prinzen zu, bereit, ihm ihren Stab in sein lächerlich schönes Gesicht zu rammen. Sicher würde ihm eine gebrochene Nase gut stehen. Er trug sie ohnehin viel zu oft hoch erhoben. Ein weiterer Makel neben der Narbe auf seiner Wange würde ihr ganz besonderes Geschenk an ihn sein und ihn noch lange an dieses "törichte Menschenweib" erinnern, auch wenn er sie tötete. Sie grinste schadenfroh. In diesem Augenblick fürchtete sie den Tod nicht im geringsten.
Elathan war offensichtlich erstaunt über ihre unvermittelte Wildheit, doch nur so lange, bis seine Kriegerinstinkte geweckt waren. Als sie den Arm hob, um ihm einen heftigen Schlag zu verpassen, packte er das Ende ihres Stabes, bevor sie sein Gesicht zerschmettern konnte. Igraine hatte keine Chance, als er sich mit seiner vollen Kraft und seinen schnellen, geschickten Reaktionen verteidigte. Bevor sie es ahnte, wurde sie hoch in die Luft geschleudert und krachte mit einem dumpfen, lauten Schlag auf den Boden. Sie fühlte einen scharfen Schmerz in ihrem rechten Handgelenk, als sie versuchte, sich vor dem Aufprall abzufangen. Dann schlug sie mit dem Kopf auf. Als sie stöhnend aufzustehen versuchte, wurde sie noch einmal vom Stab des Prinzen getroffen und landete mit einem dumpfen Schlag auf dem nackten Felsen unter ihren Füßen.
"Steh auf!", befahl Elathan. "Steh auf und verteidige dich, Sterbliche!" Er hielt die Spitze seiner Waffe an ihre Kehle, zweifellos in der Annahme, sie würde nun aufgeben. Doch Igraine hatte ihre Angst bereits hinter sich gelassen. Es war ihr gleichgültig, ob sie lebte oder starb. Hauptsache, sie bereitete dem spitzohrigen Bastard noch einige Schwierigkeiten, bevor sie niederging.
Sie blutete bereits aus mehreren Wunden. Dennoch ergriff sie mutig den Stab an ihrer Kehle und stieß ihn beiseite, während sie sich langsam erhob - mit nur einer Hand nicht gerade ein leichtes Unterfangen. Als sie versuchte, sich mit dem verstauchten Handgelenk abzustützen, zuckte sie zusammen vor Schmerz. Elathan beobachtete all dies gleichgültig, aber auch mit unverhohlener Neugier. Seine klaren Augen hielten ihrem wütenden Blick stand, ohne ein einziges Mal zu blinzeln. Er schien immer noch abzuwägen, ob sie all dieser Mühe wert war, oder ob er ihr lieber den Gnadenstoß versetzte.
Igraine weigerte sich, so schnell aufzugeben. Sie baute sich vor ihm zu ihrer vollen Größe auf und sah ihn herausfordernd an.
"Und was jetzt?", rief sie. "Bist du schon müde, edler Prinz? Warum rufst du nicht einfach einen deiner Diener, damit er dich zurück in dein königliches Gemach trägt und ins Bett bringt?" Als sie wieder versuchte, ihn anzugreifen, stieß sie mit bloßen Händen gegen seine harte, breite Brust. Dabei brachte sie all ihre Kraft auf, und der Schmerz in ihrem Handgelenk wurde beinahe unerträglich. Doch er stand einfach da und bewegte sich keinen Zentimeter. Sein leicht amüsiertes Lächeln ließ vermuten, dass er nicht einmal wütend war, aber sie wusste, dass er sie nach diesen beleidigenden Worten unmöglich leben lassen konnte. Jetzt nicht mehr.
Doch sie wurde erst richtig zornig, als er keinen Finger bewegte, um gegen sie zu kämpfen. Die Wunde an ihrem Kopf blutete und pochte, und ihr war schwindlig. Winzige Lichtblitze tanzten vor ihren Augen. Aber sie würde niemals aufgeben. Sie konnte es einfach nicht.
"Beende endlich dieses Spiel und töte mich schon, Elf", zischte sie. Gleichzeitig streckte sie die Hand aus und ergriff ein kurzes Schwert von einem der Regale. Die Spitze war zwar stumpf, aber die Klinge wirkte scharf genug.
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