Die Gefangene des Elfen. Teil 1:Der Dunkle Prinz (Elven Warrior Series) (German Edition)
Igraine seufzte und schloss die Augen, während er eine weitere Scheibe des köstlichen Fleischs für sie in kleine Häppchen schnitt. Es war so wundervoll, umsorgt zu werden, nur ein einziges Mal. Immerhin war sie ihr Leben lang diejenige gewesen, die ihre eigenen Bedürfnisse zurückgestellt hatte, in der verzweifelten Hoffnung, dafür geliebt zu werden.
Zunächst hatte sie abgelehnt, etwas zu essen. Das beinahe tödliche Zusammentreffen mit den Wassernymphen hatte ihr fürs Erste den Appetit verdorben. Doch Elathan hatte es ihr schlichtweg befohlen. "Später wirst du deine Kräfte brauchen, glaub mir", hatte er ihr mit verruchtem Lächeln nahegelegt. Dennoch gelang es ihm nicht, die Sorge in seinen Augen zu verbergen, wann immer er sie ansah. Aus irgendeinem Grund war er sich noch immer nicht sicher, dass sie außer Gefahr war.
Igraine trug lediglich das dünne Unterkleid ihrer neuen Ausstattung, doch mit dem warmen Körper eines Elfenmannes im Rücken und dem Feuer vor ihr war das mehr als ausreichend. Dann und wann wanderte seine Hand unter den leichten Stoff, streichelte sanft ihren Oberschenkel und die Rundungen ihrer Brüste entlang. Sein warmer Atem streifte ihr Ohr, kitzelte die empfindliche Haut dahinter, bis ihr ein leichter Wonneschauer den Rücken hinunterlief.
Er saß mit dem Rücken an einem Baum, sein Kopf leicht nach vorn gebeugt, sodass sein Haar in silbernen Kaskaden über sie beide fiel. Zunächst berührte sie es sanft, mochte das Gefühl, wie es über ihre Hand glitt. Als sie erkannte, dass es ihn nicht störte, da begann sie, ihre Finger darin einzuwickeln und mit den glatten Strähnen zu spielen, zog zur Strafe daran, wann immer er etwas Spöttisches sagte. Er versuchte nicht, sie davon abzuhalten. Tatsächlich schien es ihm zu gefallen, denn er neigte seinen Kopf zur Seite, in Richtung ihrer Hand. Sie entdeckte einige dünne Zöpfe, welche die schwere Haarpracht hinter seinen spitzen Ohren zähmten, und sie beschloss, sie ihm von nun an zu flechten. Zweifellos musste ein Elfenprinz seine Haare nicht selbst flechten, also vermutete Igraine, dass wohl irgendwelche Zauberwesen dafür verantwortlich waren. Doch immerhin war sie seine Liebessklavin. Niemals wieder würde sie eine kleine Fee in seine Nähe lassen.
Ihr Kopf ruhte bequem an der sanften Wölbung, in der sein Hals in seine muskulöse Brust überging. Sie atmete den anregenden Duft seiner Haut, der ihr über die letzten Tage hinweg so vertraut geworden war.
"Erzähl mir eine Geschichte", sagte sie und kuschelte sich vor dem knisternden Feuer näher an ihn.
Der Prinz lächelte traurig. "Diese Worte. Es ist lange her, dass ich sie zum letzten Mal gehört habe. Meine Rasse wird in meiner Sprache Sidhe genannt, das Feenvolk. Als ich noch ein Jüngling am Hofe meines Vaters war, da war es Pflicht und Privileg des Thronfolgers, die Geschichten seines Volkes zu erzählen, auf dass sie nie verloren gehen würden. Doch nur, wenn mein Vater ein großes Festmahl abhielt, wurde dies von mir erwartet, denn wir hatten auch Barden und Geschichtenerzähler, um unsere alten Legenden zu erhalten. Ein Harfner spielte für gewöhnlich, während ich erzählte. Seine Musik war so traurig, dass alle, die zuhörten, zu weinen begannen … oder zu lachen, wenn er sich für ein fröhliches Lied entschied. Ich stellte ihn mir als einen der Söhne Boands vor.
Als Igraine fragend zu ihm aufblickte, erklärte er: "Boand, die Flussgöttin. Sie gebar ihrem Gemahl, dem Harfner Uaithne, drei Söhne. Als Boand ihm ihr erstes Kind schenkte, da war es eine schwierige Geburt, und sie weinte sehr. Um ihre Schmerzen zu lindern, spielte Uaithne an ihrem Bett die Harfe, und als ihr erster Sohn geboren war, nannten sie ihn Goltrai, nach dem Weinen seiner Mutter. Die Geburt von Boands zweitem Sohn war deutlich leichter, und sie lachte laut vor Freude, so wurde er Gentrai genannt. Beim dritten Mal schlief die Flussgöttin zum Lied ihres Gemahls ein und gebar ihren letzten Sohn, Gentrai. Alle Söhne wuchsen zu großartigen Harfnern heran, wie ihr Vater, und wer auch immer ihre Musik hörte, der weinte, lachte oder fiel in tiefen, friedlichen Schlaf." Elathan lächelte, als er ins Feuer starrte. "Als sie am Hofe des Königs und der Königin von Connaught spielten, starben zwölf Männer vor trauriger Glückseligkeit, so erzählt die Legende."
Igraine lauschte seiner melodischen Stimme, wie sie die alten Geschichten verkündete. Es war wie ein herrlicher, mittelalterlicher
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