Die Gefangene des Highlanders
Und dann sieh dich vor, denn es könnte noch ein wenig wilder werden.“
Kapitel 17
Rupert packte seinen Enkelsohn am Kittel und zog ihn aus der Nische heraus, in der der Junge sich versteckt hatte.
„Schämst du dich denn nicht, du Faulenzer? Du Feigling. Raus aus deinem Loch, die anderen sind schon längst bei ihren Übungen.“
Swan hätte den alten Mann mit einer einzigen Armbewegung zur Seite schieben können – doch er tat es nicht. Reglos stand er da, ließ sich von seinem Großvater hin und her schütteln wie einen nassen Hund und schwieg. Schließlich erlahmte Ruperts Arm, und er stieß seinen Enkel von sich. Er war blass, der Junge, Schatten zeichneten sich auf seinen Wangen, die der zaghaft sprießende Jünglingsbart kaum verbergen konnte.
„Bist du krank?“
Rupert hatte ihm diese Frage während der vergangenen Tage schon oft gestellt, doch Swan hatte nur heftig abgewinkt. Nein, er war nicht krank, obgleich ihm schwindelte und eine bleierne Müdigkeit in seinen Knochen steckte. Aber die war vollkommen natürlich, denn er hatte nächtelang kein Auge mehr zugemacht.
Der alte Mann seufzte, es musste wohl wahr sein, was die Leute redeten. Was für ein Unglück.
„Denk daran, wer du bist – Dummkopf“, schalt er Swan, der immer noch teilnahmslos vor ihm stand und kaum hinzuhören schien. „Ein Bauer und Sohn eines Bauern bist du. Auch wenn der Clanchief dir großmütig eine ritterliche Erziehung bietet – du bleibst immer ein Bauer und kannst nie und nimmer daran denken, dich soweit zu erheben …“
„Lass mich in Ruhe“, rief Swan zornig, stieß den alten Mann beiseite und rannte davon.
Rupert taumelte gegen die Mauer der großen Halle und blieb schwer atmend stehen, den Rücken gegen die Steine gelehnt.
„In sein Unglück wird er rennen“, murmelte er. „Und mich und Aisleen wird er mit hineinreißen. Großer Gott – so lass ihn doch zur Vernunft kommen!“
Das Leben auf der Burg war während der vergangenen Tage bunt und fröhlich geworden. Es gab eine Burgherrin, jeder konnte sie sehen, denn sie lief den ganzen Tag über herum, und der helle Klang ihrer Stimme schallte weit über Hof und Mauern. Jeder, der sie hörte, lächelte vergnügt, eilfertig liefen die Bauern herbei, wenn sie die Arbeiten verteilte, jeder wollte Lady Marians Wünsche erfüllen, und selbst wenn sie ungeduldig und ärgerlich wurde, störte sich niemand daran. Lady Marian hatte eine lose Zunge, nahm niemals ein Blatt vor den Mund – aber dafür konnte sie auch im rechten Augenblick zupacken, und ihr Lachen war erfrischend und ansteckend.
Ja, der Clanchief hatte endlich seine Burgherrin gewählt, und er hatte eine verdammt gute Wahl getroffen. Seitdem die beiden spät am Abend von ihrem Ausritt zurückgekehrt waren, schien Braden MacDean ein anderer geworden zu sein. Übermütig war er, der vorher so düster dreinschauende Chief, lachen und alberne Scherze machen konnte er auf einmal, und die Blicke, mit denen er seine schöne, junge Frau bedachte, waren voller Stolz und Zärtlichkeit.
„Was für eine Zauberkraft in diesem Mädchen steckt“, scherzte Margreth und schmiegte sich zufrieden an ihren Mann. „Es würde mich nicht wundern, wenn Braden MacDean bald der glücklichste Ehemann im ganzen Land wäre.“
Keith grinste gutmütig und legte den Arm um seine Frau. Marian und Braden hatten dem Paar den Vorschlag gemacht, bei ihnen auf der Burg zu leben und den Hof ihrem ältesten Sohn zu überlassen. Keith verstand allerlei Handwerk, und auch Margreth war eine tatkräftige Person, die sich in letzter Zeit besonders mit Aisleen angefreundet hatte.
„Dazu müsste der alte MacAron erst einmal seine Zustimmung geben“, knurrte Keith. „Und danach schaut’s im Moment noch nicht aus.“
Die Bauern hatten Hütten auf dem Burghof errichtet, auch die Anbauten an den Turm machten gute Fortschritte, und an den Abenden schaute so mancher, kurz bevor der Schlaf ihn übermannte, noch einmal zum Turm hinüber, wo im mittleren Stockwerk noch ein schwaches Licht zu sehen war. Dort in dem kleinen Turmzimmer war jetzt der Clanchief mit seiner Lady beschäftigt, und was die beiden dort taten, davon erzählten hin und wieder die Turmwächter unter vorgehaltener Hand, denn sie hatten gute Ohren. Allerdings kam so manchen seine Neugier teuer zu stehen, denn besonders der gute Raven ließ sich seine phantasievollen Berichte in harten Münzen bezahlen.
„Er steht seinen Mann, unser Clanchief!“
„Weiß Gott – das
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