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Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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den Münzen? Sie sind aus reinem Silber, du kannst zufrieden sein.“
    Sorcha rieb ein wenig an dem Geldstück, das vollkommen schwarz war und dazu recht klein und leicht. Aber es schien tatsächlich Silber zu sein, auch wenn sie die Zeichen darauf nicht erkennen konnte. Wer weiß, woher diese Münze stammte, sie wusste, dass der alte MacAron hin und wieder Vieh oder Wolle in die Lowlands hinunter verhandelte. Auch sollte er etliches an Silber und anderen Schätzen erbeutet haben, als er die Burg von Alex MacDean eroberte.
    „Wir werden die Kur übermorgen wiederholen“, ordnete sie mit kräftiger Stimme an und steckte die Münzen in einen kleinen Lederbeutel. „Dann sehen wir, wie lange die Wirkung anhält.“
    „Schon gut. Lass dir unten noch einen Korb mit Brot und Fleisch zusammenpacken …“
    David MacAron gab der Alten einen unmissverständlichen Wink mit der Hand, sah zu, wie sie den Beutel sorgfältig an ihren Gürtel knotete und war dann erleichtert, als sie langsam aus dem Turmzimmer ging. Er konnte sie nicht leiden, diese schmutzige Alte mit den kleinen, flinken Augen, denen kaum etwas entging. Sie verstand ihr Handwerk, das war nicht zu leugnen, aber dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – hasste David MacAron sie abgrundtief. Vor allem fürchtete er ihre Voraussagen, die leider fast immer eintrafen.
    Er war vor Zorn fast geplatzt, als Flora gegen sein ausdrückliches Verbot handelte und die alte Hexe auf die Burg riefen ließ. Leider war er zu dieser Zeit am ganzen Körper steif und nicht einmal in der Lage, ohne Hilfe seine Notdurft zu verrichten. Gleich als er von diesem jämmerlich missglückten Treffen mit Braden MacDean zurückkehrte, hatten seine Knochen zu glühen begonnen, dicke, rote Ausbuchtungen waren an den Gelenken gewachsen, schienen Feuer und Brand in sich zu tragen, und er hatte stöhnend auf seinem Lager gelegen.
    Sie hatten nicht nur verpasst, Braden zu töten – auch die Burg war nicht gefallen. Er hatte seinen geschlagenen Kämpfern die böse Nachricht Stück für Stück aus den Nasen ziehen müssen, denn keiner der Feiglinge hatte den Mut gehabt, ihm genauen Bericht zu erstatten, ja, einige von ihnen waren nach dem Desaster gar nicht erst zur Burg zurückgekehrt. Man hatte von Süden her angegriffen und überraschend viele Verteidiger vorgefunden. Als dann noch Braden MacDean mit seinem Waffenbruder Druce MacMorray zu ihnen stieß, war alles verloren.
    Druce MacMorray! Der alte MacAron knirschte mit den Zähnen vor Ärger, wenn er an Druce dachte. Irgendwie musste dieser Dummkopf noch seinen Verstand in Gang gesetzt haben – spät, aber leider nicht zu spät. Er war ein harter Brocken, dieser Druce, und wog gut drei seiner eigenen Männer auf. Kein Wunder, dass Braden noch hatte entkommen können.
    Flora trat hinter dem Vorhang hervor, der den Turmraum auf einer Seite abteilte. Sie hatte einen wollenen Umhang aus einer Truhe gezogen und legte ihn ihrem Mann um die Schultern.
    „Es geht dir besser, nicht wahr?“
    Er nickte griesgrämig, ließ sich aber fügsam in den Umhang wickeln und ging zu einer der schmalen Fensternischen hinüber. Es fiel ihm schwer zuzugeben, dass sie richtig gehandelt hatte. Sorcha hatte einen großen Bottich mit Kiefernrinde füllen und auf dem Boden ausleeren lassen. Dorthinein musste man den Clanchief tragen, nur mit einem Hemd bekleidet, stöhnend und fluchend vor Schmerz. Die Alte bedeckte seinen Körper eigenhändig mit dem stinkenden, harzigen Zeug, legte dann Decken und Tücher darüber und bedeutete ihm, still liegen zu bleiben. Was für eine Frage – er war sowieso vollkommen unfähig, sich zu rühren und kam sich vor, als habe man ihm bei lebendigem Leib in seinen eigenen Grabhügel gesteckt. Zumal zwischen den verfluchten Rindenstückchen allerlei Käfer, Ameisen und Würmchen herumkrochen und ihm in der feuchten Wärme lebhafte Gesellschaft leisteten.
    Mit der Zeit jedoch spürte er, wie die Rinde die Hitze aus seinen Knochen zog und der Schmerz nachließ, und er war fast ärgerlich, als Sorcha befahl, ihn wieder auszupacken.
    „Nicht zu lange“, hatte sie gesagt. „Es frisst die Krankheit, aber zugleich auch deine Kraft.“
    Man hatte ihn auf sein Lager getragen, und er war sofort in tiefen Schlaf gefallen. Wie ein Stein hatte er geschlafen, seit langer Zeit endlich wieder ohne Ziehen und Reißen in den Knochen. Dreimal hatte sie diese Kur mit ihm veranstaltet, heute, beim dritten Mal, fühlte er sich lange nicht mehr so matt,

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