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Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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dünnen Lippen des Alten verzogen sich zu einem boshaften Grinsen.
    „Sei unbesorgt, Braden, ich streite nicht. Um was auch? Dein Clan hat für den Mord an meinem Sohn bezahlt.“
    Braden schluckte das Wort „Mord“ herunter, obgleich es ihm schwer im Magen lag.
    „Also wird Frieden zwischen uns sein?“
    „Frieden?“, rief der Alte höhnisch. „Soll ich lachen? Der Bruder eines Mörders bietet mir Frieden an? Ich gebe dir einen guten Rat, Braden: Steig auf deinen Klepper und reite dahin zurück, woher du gekommen bist. Für einen dreckigen MacDean ist hier kein Platz mehr.“
    Jetzt war Braden mit seiner Beherrschung am Ende. Er hatte genug Beleidigungen gehört, jede Friedfertigkeit hatte ihre Grenzen. Dieser alte Mann war so von Hass zerfressen, dass man nicht einmal mehr Mitleid mit ihm haben konnte.
    „Ich gebe dir ebenfalls einen Rat, David“, entgegnete er kühl. „Gib mir das Land zurück, das mein Erbe ist, und halte Frieden mit mir, sonst wirst du es schwer bereuen.“
    Die Männer, die mit in den Rittersaal getreten waren, wurden unruhig, doch Braden stand hoch aufgerichtet vor dem alten Mann und schien unbeeindruckt von der Übermacht.
    Der Alte kicherte. Bradens Aufregung schien ihm großen Spaß zu machen.
    „Welches Erbe, Braden?“, krähte er dünner Altmännerstimme. „Dein Vater hat dir nichts vererben können, weil er nichts mehr besaß, als er starb. Das Land, das einst den MacDeans gehört, ist in meinem Besitz – du bist nichts als ein hergelaufener Bettler.“
    „Und du bist ein ehrloser Dieb, David MacAron“, brauste Braden auf. „Das Land ist seit Jahrhunderten Besitz meines Clans, und es gehört jetzt mir!“
    „Dann hol es dir zurück“, flüsterte der Alte mit boshaftem Grinsen.
    Braden spürte, wie die Männer näher an ihn heranrückten, sie warteten nur auf ein Zeichen ihres Clanchefs, um über ihn herzufallen. Entgegen aller Regeln hatte keiner von ihnen beim Eintritt in den Rittersaal die Waffen abgelegt. Seine Muskeln spannten sich, die Hand fuhr zum Gürtel, wo sein Messer steckte. Falls der alte MacAron vorhatte, seine Männer auf ihn zu hetzen, dann würden er etliche von ihnen mit in die Ewigkeit nehmen.
    Doch David MacAron hatte anderes vor.
    „Lasst den Habenichts laufen“, sagte er spöttisch. „Wir sind keine Meuchelmörder wie seinesgleichen. Aber hüte dich, MacDean: wo immer ich dich auf meinem Land antreffe, werde ich dich hetzen lassen wie einen räudigen Hund!“
    Braden knirschte mit den Zähnen, er hätte sich gern auf den Alten gestürzt, um ihm das freche Maul zu stopfen. Doch er begriff, dass niemandem damit gedient war, wenn jetzt ein neues Blutbad angerichtet würde. Wortlos wandte er sich um, ging durch die Gasse, die man für ihn bildete, aus dem Saal, nahm aus den Augenwinkeln die spöttischen Blicke der Männer wahr, und er brauchte fast übermenschliche Kräfte, um sich zu beherrschen.
    Draußen stieg er auf seine treue Stute und ritt unbehelligt durch das Burgtor davon. Er konnte den Männern ihren Spott nicht einmal übel nehmen – in seinen abgerissenen Kleidern, waffenlos, auf dem alten, knochigen Tier bot er keineswegs den Anblick eines glänzenden Ritters.
    Er hatte keine Ahnung, was er jetzt machen sollte. Sicher war nur eines: Er würde nicht rasten noch ruhen, bis er sein Land zurück hatte. Und wenn es sein Leben kosten würde.
    Hatte Swan nicht davon erzählt, dass die MacArons den Bauern erhöhte Abgaben abverlangten? Dass man jene, die sich gewehrt hatte, übel zugerichtet hatte? Vielleicht waren seine Bauern ja bereit, mit ihm zu kämpfen? Er schüttelte den Kopf – was waren ein paar Bauernburschen mit Messern und Knüppeln bewaffnet gegen die gut gewappneten, erprobten Kämpfer, die David MacAron um sich geschart hatte?
    Und doch war es die einzige Hoffnung, die ihm blieb.
    Sein Weg führte hügelan durch dichten Wald, folgte dann einem Bachlauf, der sich durch wildes Gestein drängte und jäh über einen Fels in die Tiefe stürzte. Ein Regenbogen stand leuchtend über dem reißenden Wasser, doch der Reiter nahm sich nicht die Zeit, das schöne Naturschauspiel zu betrachten. Der Weg führte von hier über felsiges Gelände hinab, und Braden überließ es der Stute, das Reittempo zu bestimmen, denn er wollte das Tier schonen. Aufmerksam beobachtete er die Umgebung, achtete auf jedes Geräusch, jeden aufflatternden Vogel. Es war durchaus möglich, dass man ihm folgte. Der alte MacAron hatte ihn zum Freiwild erklärt,

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