Die Gegenpäpstin
arabische Vorfahren in sich. Während sein jüdischer Vater Elias einer sephardischen Familie entsprang,
waren die Wurzeln seiner Mutter Yeminah, einer gebürtigen Syrerin, moslemischen Ursprungs, ein Umstand, der ihn, |33| nachdem seine Eltern vor gut zwanzig Jahren aus Argentinien nach Israel eingewandert waren, zur Kämpfernatur hatte werden
lassen, denn auch in Israel gab es bisweilen eine nicht zu übersehende Form von Rassismus. Die aschkenasischen Juden, denen
Sarahs Familie angehörte, sahen auf die sephardischen Brüder und Schwestern herab, und die moslemische Seite akzeptierte Aaron
ebensowenig als einen der ihren.
Sehr zu ihrem eigenen Unmut hatte es bei Sarahs Vater zu einer tiefen Irritation geführt, als sie ihren Freund und Kollegen
zum ersten Mal mit nach Hause brachte. Als aschkenasischer Rabbi sah Moshe Rosenthal sehr wohl einen Unterschied in beiden
Glaubensrichtungen, und er drückte unmißverständlich seine Sorge über den gesellschaftlichen Umgang seiner einzigen Tochter
aus. Sarah ließ sich jedoch von der Meinung ihres Vaters nicht beeindrucken.
»Und was machst du hier?« Aaron lächelte und nickte in Richtung Einbruchsstelle.
»Ich bin schon seit heute früh hier draußen. Ich habe die Höhle als erste inspiziert und die Grabkammer entdeckt.«
»Und wieso bist du dann hier und nicht da unten?«
Sarah drehte sich unwirsch ab und schaute ins Tal zum See hinunter. »Du weißt doch, wie er ist«, erwiderte sie tonlos.
Aaron schüttelte seine dunklen Locken, die ihm bis auf die Schultern reichten. »Chica, du bist selbst schuld, wenn du dir
eine solche Behandlung gefallen läßt.«
»Halt dich bitte daraus, ja?« giftete sie ihn an, wobei sie seinem prüfenden Blick auswich. Sie wußte nur zu genau, daß Aaron
recht hatte. Er kannte sie und ihr Verhältnis zu Bergman besser als irgend jemand sonst.
Aaron war ihr auf einer Party an der Universität das erste Mal über den Weg gelaufen. Du siehst aus wie ein assyrischer Krieger
auf meinen alten Tonvasen, hatte sie zu ihm gesagt und dabei gar nicht so falsch gelegen. Er hatte darauf mit einer verblüfften |34| Miene und einem ungläubigen Lächeln reagiert, das ihr Herz sogleich höher schlagen ließ. Daß die Sympathie auf Gegenseitigkeit
beruhte, konnte sie bei einem engen Tanz feststellen, wobei es ganze drei Minuten dauerte, bis seine weichen Lippen ihren
Mund fanden und Sarah in einen rauschartigen Zustand versetzten, eine Tatsache, die nicht nur ihr Singledasein beendete, sondern
zugleich den dringend benötigten Abstand zu ihrer erst kürzlich beendeten Affäre mit Bergman garantierte. Erst später hatte
sie erfahren, daß Aaron als promovierter Molekularbiologe mit einem Abschluß in Anthropologie einer glänzenden Karriere an
ihrer Universität entgegensah.
Knapp ein Jahr lang waren Sarah und Aaron ein Paar gewesen, und manchmal tat es ihr leid, daß es am Ende nicht gepaßt hatte.
Er war ohne Frage ein toller Kerl, der eine Frau auf Händen trug, sobald sie es zuließ, aber seine Leidenschaft hatte sich
mehr und mehr als eine unberechenbare Hitzigkeit entpuppt, gepaart mit heftiger Eifersucht. Immer wieder war es zu Konfrontationen
zwischen ihm und Bergman gekommen, in denen es stets darum gegangen war, daß Aaron das schlechte Benehmen des Professors Sarah
gegenüber nicht tolerieren wollte. Zudem liebte Aaron roten Wein und Tequila mehr, als ihm guttat. Ein paar Mal hatte er Schlägereien
angezettelt, weil der ein oder andere Typ es gewagt hatte, Sarah in seiner Gesellschaft anzusprechen. Als er dann einem völlig
fremden und ebenfalls angetrunkenen amerikanischen Soldaten ein Messer an die Kehle setzte, nachdem der sie in Tel Aviv auf
offener Straße im Vollrausch umarmt hatte, hatte Sarah die Konsequenzen gezogen und sich getrennt.
Aaron kniff die Lippen zusammen und seufzte. »Ich meine es nur gut«, raunte er, wobei er einen argwöhnischen Seitenblick auf
den Fremden riskierte, der immer noch im Wagen saß. »Bergman haßt Frauen. In seinen Augen taugen sie nur zum Vögeln oder zum
Putzen. Wenn wir noch zusammen wären, würde ich keinen Tag länger zulassen, wie er sich dir gegenüber verhält.«
|35| Sarah strich Aaron besänftigend über den Arm. »Es ehrt dich, daß du mir zur Seite stehen willst, aber du würdest mir keinen
Gefallen tun, wenn du den Fürsprecher mimst.«
Aaron nickte und nahm seinen Koffer. »Wo sind die Patienten?«
»Da unten«, bemerkte Sarah
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